Eine Geschichte aus dem Herzen des Lebens

Shownotes

Als Marians Mutter, einst ein berühmtes Fotomodell, stirbt und er ihre Asche in den Wannsee kippt, ist er sich sicher, jetzt, mit Anfang vierzig, vor der freudlosen Hälfte des Lebens zu stehen. Aber es kommt anders. „Let's Talk About Feelings“ heißt der neue Roman von Leif Randt, mit dem er auf der Frankfurter Buchmesse auf der Bühne der F.A.Z. zu Gast war. Sein Gespräch mit Sandra Kegel als Sonderfolge im Bücher-Podcast.

„Let's Talk About Feelings“ von Leif Randt auf der Website des Verlags Kiepenheuer & Witsch

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00:00:08: Als Marian's Mutter einsteinen berühmtes Fotomodell, stirbt und er ihre Asche in den Wannsee kippt, ist er sich sicher, jetzt, mit Anfang vierzig, vor der freudlosen Hälfte des Lebens zu stehen.

00:00:21: Aber es kommt anders.

00:00:23: Let's Talk About Feelings heißt der Neuroman von Leifrand, mit dem er auf der Frankfurter Buchmesse auf der Bühne der FHZ zu Gast war.

00:00:31: Sein Gespräch mit Sandra Kiegel als Sonderfolge im Bücher-Podcast.

00:00:38: Ja, guten Tag.

00:00:39: Ich grüße Sie ganz herzlich an diesem Messe Donnerstag beim FHZ-Stand.

00:00:44: Mein Name ist Sandra Kiegel.

00:00:45: Ich arbeite fürs Föder und freue mich sehr, Leif Rand hier zu begrüßen mit seinem neuen Buch Let's Talk About Feelings.

00:00:52: Herzlich willkommen, Leif Rand.

00:00:55: Hallo, vielen Dank.

00:00:57: Wie geht's Ihnen denn so?

00:00:59: Wie fühlen Sie sich denn so, wenn ich die Frage Ihres Titels mal aufgreifen darf?

00:01:04: Messe.

00:01:05: Gut, also ich bin zum ersten Mal auf einer Frankfurter Buchmesse als Autoaktiv seit zehntausend und elf.

00:01:12: Es ist wirklich ein bisschen surreal, aber es ist so, weil meine Bücher kamen immer im Frühjahr raus.

00:01:15: Ach so, dann waren die mal in Leipzig.

00:01:16: Genau, ich war in Leipzig und vor fünf Jahren ist mein letzter Roman erschienen.

00:01:19: Es war hier eine Geistermesse.

00:01:21: Ich glaube, da saßen wir zusammen auf einer Geisterbühne für eine Fernsehsendung, die nie irgendjemand gesehen hat.

00:01:27: Und das ist jetzt die Rückkehr in dieser Art von Literaturwelt und Literaturbetrieb.

00:01:32: diese großen Hallen und diese Messerstände.

00:01:34: Das ist ambivalent, aber überwiegend schön gerade.

00:01:38: Und Sie sind ja ein in Frankfurt geborener Autor, der in Frankfurt und Berlin mittlerweile lebt.

00:01:43: Das heißt, die Frankfurter Buchmesse muss Ihnen schon seit frühester Kindheit quasi in der Muttermilch mitgegeben worden sein.

00:01:52: Tatsächlich, ich war ja schon mal als Jugendlicher noch bevor ich noch an das Publizieren gedacht habe oder so, aber auch nur, ich glaube auch nur ein, zwei Mal.

00:02:01: Jetzt nicht, dass ich jedes Jahr hier war.

00:02:03: Deshalb ist es schon was Besonderes hier zu sein.

00:02:05: Ja, sprechen wir über ihren Roman, auch ein besonderer Roman.

00:02:10: Ein Roman in vierzehn Kapiteln, der ungefähr zur Hälfte in Berlin spielt, aber auch auf Teneriffa in Wolfsburg in Indien und Japan.

00:02:21: Genau.

00:02:22: Marian Flanders ist die Perspektivfigur der Mannübvierzig, den wir hier kennenlernen in seinem Familienkontext, in seinem Freundeskontext, in seinem beruflichen Kontext.

00:02:37: Und Sie haben in einem Gespräch gesagt, die Menschen umvierzig seien eigentlich unterrepräsentiert in der Literatur.

00:02:45: Das ist mein Eindruck, ja?

00:02:47: Ja.

00:02:47: Das ist die Geschichte der... Es gibt natürlich sehr viele Coming-of-Age-Geschichten.

00:02:51: Ich glaube, es gibt doch Lebensabendgeschichten.

00:02:55: Aber die Geschichte aus dem Herzen des Lebens, aus den Vierzigern, wird selten erzählt.

00:02:59: Und deswegen haben Sie es selber auch ein Coming-of-Middle-Age-Roman genannt.

00:03:06: Und auch einen optimistischen Roman über traurige Abschiede.

00:03:11: Traurig kann man sagen, beginnt dieser Text mit einer Beerdigung der Mutter.

00:03:17: von Marian ein berühmtes Foto-Model aus den Siebziger, Achtziger Jahren.

00:03:21: Es gibt so eine Art illegale Seebestattung auf dem Wannsee.

00:03:25: Da lernen wir auch die Familie kennen.

00:03:28: Den Vater der Sprecher bei der Tagesschau war mittlerweile eine zweite Familie gegründet hat.

00:03:34: Marian ist eigentlich aus Nordrhein-Westfalen mit seiner Mutter als Jugendlicher nach Berlin gekommen.

00:03:41: All das, was unsere Gegenwart gerade so beschäftigt, Kriege, KI.

00:03:48: Künstliche Intelligenz kommt vor, Populisten kommt auch vor.

00:03:53: Aber wir erleben hier eine überwiegend positive Welt.

00:03:59: Menschen versuchen nicht, oder sie reden nicht über die Drama.

00:04:04: Es gibt wenig Krankheit, man spricht über Mode, ganz viel über Mode.

00:04:10: Und alle sind nett auch.

00:04:11: Die Figuren, die ich, glaube ich, kreiert habe, sind alle Leute, mit denen ich gerne Zeit verbringen würde.

00:04:21: Ich finde, alle sind doch relativ vergleichsweise nett, sondern sie haben auch schon Konflikte.

00:04:25: Beziehungsweise gibt es Momente, in denen Enttäuschungen aufkommt und auch Angst und eine gewisse Wut.

00:04:33: Aber nichts, was ich nicht klären ließe, auf jeden Fall.

00:04:35: Das ist schon der ganze Roman, war für mich so ein tröstender Rückzugsort.

00:04:40: Und kurz bevor er erschienen ist, habe ich mich gefragt, warum habe ich in dieser Zeit dieses Buch geschrieben und hatte auch so ein bisschen Bedenken, dass das bestimmt vielen Leuten missfallen wird.

00:04:48: Was dann teils, teils passiert ist, teils nicht.

00:04:52: Aber jetzt kriegst du die individuelle Rückmeldung sehr stark, dass es vielen Leserinnen und Lesern so gut tut, gerade das zu lesen und mir hat es gutgetan, das zu schreiben.

00:05:02: Wichtig war mir, dass die Technologie oder was heißt wichtig, ich wollte es technologisch hier und jetzt anordnen, ansetzen, aber nicht in der Realität der Multikrise und der Dauerbeschallung mit Krisenmeldungen.

00:05:23: Das ist tatsächlich so ein bisschen das Schockierende bei der Lektüre.

00:05:29: Sie haben sich wohlgefühlt, dass in Menschen, mit denen sie sich gerne umgeben würden, mich hat das Buch total fasziniert beim Lesen, aber ich habe mich unglaublich gegruselt.

00:05:42: Also fangen wir an mit Marian.

00:05:45: Marian ist ja ein Mann ohne Eigenschaften.

00:05:47: Das ist ja ein wohltemperiertes Gleiten durch eine, wie du sagst, eine alternative Gegenwart, in der man versucht, glücklich zu sein.

00:06:02: Aber sind diese Menschen wirklich glücklich?

00:06:03: Und was hat dich daran interessiert?

00:06:10: Marian ist jemand, der sich niemanden zu Last fallen will.

00:06:18: Er macht seine Probleme mit sich selbst aus.

00:06:20: Ich glaube, jemand, der sehr viele Leute lose kennt, der ein paar enge Freunde hat, aber zumindest seine größeren Verluste und Probleme auf jeden Fall mit sich selbst verhandelt.

00:06:33: Und zum Beispiel sein enger Freund Pete ist ein bisschen anders gestrickt, dessen Temperament ist schon eher noch so eine suchende und so ein bisschen aggressiverer Welt zu griff.

00:06:49: Deshalb ergänzt sich hier beiden gut, was die Teilen ist, ihr Geschmack.

00:06:53: Und darüber, und deshalb sind sie eng befreundet.

00:06:56: Im Laufe des Buches ändert sich deren Freundschaft leider.

00:07:01: Aber ich persönlich empfinde die Figuren als Herzens gut.

00:07:07: Sie sind so ein bisschen wie hinter einem Gase voran.

00:07:09: Man kriegt sie kaum zu greifen.

00:07:12: Pete hast du gerade eben erwähnt, dein Podcast, der heißt wie der Roman Letztor.

00:07:17: Ergründet

00:07:17: ihn dann.

00:07:20: Was ist das mit dieser Generation, der du ja auch angehörst und den Gefühlen?

00:07:26: Es wird permanent über Gefühle gesprochen, aber irgendwie bleibt es tatsächlich stehen.

00:07:34: Vieles bleibt.

00:07:35: Unverhandelt stehen.

00:07:36: Es gibt auch in den Gefühlen vor allem diese wohltemperierte Gleichmäßigkeit.

00:07:44: Und die etwas, das meinte ich vorhin, vielleicht war das unbeholfen formuliert, unheimlich, aber es hat was extrem Unheimliches, dass diese, wie diese Figuren aufeinander reagieren.

00:07:55: Du hast das gerade gesagt, die Freundschaft zwischen Piet und Marian verändert sich, weil Piet mit der Halbschwester von Marian ...

00:08:04: sich verliebt.

00:08:07: Auch das wird kein Drama.

00:08:10: Das ist wie ein poetologisches Programm.

00:08:13: Drama gibt es nicht.

00:08:17: Ja, bzw.

00:08:18: die Dramen haben nicht so hohe Ausschläge.

00:08:20: Das war aber jetzt auch nicht das konzeptionelle poetologische Programm bei dem Buch, sondern es hat sich aus der Figur heraus ergeben.

00:08:26: Also Marian ist eben so angelegt, dass er sich selbst beruhigt und versucht, die Dinge zu relativieren und im Kontext zu setzen und sozusagen eben so.

00:08:38: das Gegenteil ist ein Gegenentwurf zu der Aufgeregtheit, die uns allen aus unseren Telefonen hervor brüllt täglich und die, glaube ich, auch relativ viele Menschen irgendwie in die Abstumpfung führt.

00:08:53: Also sozusagen die Daueremotionalisierung auch in Zeitungsüberschriften, damit man draufklickt, um dann Werbung zu lesen und Ein Artikel, der irgendwie gar nicht zu Überschrift passt unter Umständen, erzeugt, glaube ich, auch eine Stimmung, die aufgeregter ist als notwendig.

00:09:11: Zumal aufregend und nicht unbedingt zielführend ist oder eschufieren.

00:09:14: Viele behalten es ja auch dann oft, sondern wird ja über den Buch auch darüber gestritten, was es für eine politische Haltung hätte und so.

00:09:20: Und jetzt zumindest eine andere Haltung, als sich dauerhaft zu ängstigen und zu sorgen, was aber politisch auch nichts verändert sozusagen.

00:09:28: Ich glaube, viele verwechseln den Zustand.

00:09:33: sich auf das Handy blicken, Sorgen zu machen, damit sich politisch zu verhalten.

00:09:39: Es ist ein Parallel-Oliversum, eine verrückte Realität.

00:09:44: Es ist eine andere Realität, sie spielt

00:09:46: ... ... eher verschoben als verrückt, glaube ich, sehr verschoben.

00:09:48: Ja, verrückt

00:09:49: meint ich im Sinne von verrücken.

00:09:51: Genau, verrücken,

00:09:52: ja.

00:09:54: Fatima Brinkmann heißt die Bundeskanzlerin.

00:09:56: Robert Habeck ist Vize.

00:09:59: Es geht auf das Jahr zwanzig, sechsundzwanzig zu.

00:10:02: Wenn die nächste Bundestagswahl stattfindet, in zwanzig, sechsundzwanzig?

00:10:05: Genau.

00:10:07: Aber es ist eben eine progressive Partei an der Regierung, die Rechten existieren.

00:10:15: Aber sie haben nur zehn Prozent, sag ich jetzt mal.

00:10:18: Also eine Welt, in der wir auch Leben könnten.

00:10:25: Was wäre die Voraussetzung gewesen, damit sich diese Realität einstellt?

00:10:31: Oder glaubst du, dass es tatsächlich auch einen Weg gibt in diese Gegenwart?

00:10:36: Das ist was ich hoffe.

00:10:37: Ich denke, dass, wenn man so klar, sicherlich haben wir systemische Krisen, aber viele politische Krisen, die wir haben, wären, glaube ich, auch mit etwas mehr Glück vermeidbar gewesen.

00:10:51: Es sind ja oft auch relativ knappe Entscheidungen.

00:10:53: Denkt man jetzt an die US-Präzidentschaftswahl.

00:10:57: Ersten war es knapp gegen Hillary Clinton.

00:10:59: Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, hätte Bernie Sanders tatsächlich kandidiert, was ja auch nicht so unknapp war zwischen Hillary Clinton und Bernie Sanders, dann hätte man in der US-Wahl die Situation gehabt.

00:11:11: einen zu rechten Präsidentschaftskandidaten für die Republikanen und einen zu linken Präsidentschaftskandidaten für die Demokraten, beides altes, gorile Männer.

00:11:20: Es ist nicht ausgeschlossen, dass Bernie Sanders diese Wahl gezogen hätte.

00:11:23: Ich meine, man hätte damals auch ausgeschlossen, dass Trump das gewinnt.

00:11:28: Und angenommen, Bernie Sanders hätte es im Jahr die Wahl gewonnen.

00:11:31: Wir würden sicherlich zumindest auf uns im Westen bezogene anderen Realität leben jetzt.

00:11:37: Und das wäre natürlich ganz schön.

00:11:39: Und das ist natürlich für einen Schriftsteller ganz verlockend.

00:11:45: Wie der Zufall und Konstellation dazu führen, dass es in die eine oder andere Richtung ausschlägt und das verheerende Folgen haben kann oder eben wie hier in dieser Welt noch mal gut gegangen ist.

00:12:02: Wenn Sie sagen, das ist quasi diese Welt, die auch hätte entstehen können, vielleicht ist das das Unheimliche, den Eindruck hat, die sind noch mal so davongekommen.

00:12:13: Genau, und das

00:12:14: ist eine Sehnsucht, die eigentlich ja machen.

00:12:17: Ja, ist sozusagen eine Sehnsucht zu etwas, was jetzt zum Beispiel du trotzdem als unheimlich empfindest, aber dann eher wegen der Mentalität der Figuren, glaube ich, und nicht wegen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

00:12:30: Wie weit die zusammenhängen, ist eine andere Frage.

00:12:33: Ich glaube auch, dass man dass man Figuren mit dieser Mentalität in der Gegenwart findet, wenn noch nicht so viele.

00:12:39: Das ist ein sehr spezifischer Ausschnitt, ich glaube, unter der Bedingung und der Realität dieser Parallel-Gegenwart, die in Letzten Talk about Feeling Stifolie ist, wäre dieser Lifestyle wahrscheinlicher, aber ganz ausgeschlossen ist.

00:12:49: auch im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr

00:12:57: im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr im Jahr Wenn man immer auf das Handy startet mit den neuesten Prüfabmeldungen, heißt das noch nicht, dass man sich politisch informiert.

00:13:10: Das heißt, was kann man eigentlich machen, um diese Falle zu entgehen?

00:13:14: Also ist das, was so schön heißt, flooding the zone, dass sozusagen mit dem ganzen Bullshit, mit dem man konfrontiert wird, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit was auch immer, nennen wir es Politik, nicht stattfindet.

00:13:31: Na, ich glaube.

00:13:33: Ich würde mir selbst immer raten, dass man sich diszipliniert und regelbasiert mit seinen Medienverhält.

00:13:40: Dass man sich zumindest vornimmt, ich mache soziale Medien nur eine Stunde am Tag, dann konzentriert und fokussiert.

00:13:47: Man kann trotzdem seine Kommunikation erledigen und vermeidet den Impuls, der irgendwie auch so dopamine-triggernd ist, regelmäßig draufzuklicken und zu gucken und die nächsten Meldungen abzuwarten.

00:13:57: Ich glaube, das allein schon.

00:13:59: Allein schon zeitliche Ramungen und dass man sich vornimmt, okay, jeden Tag, neunzig Minuten auch Printlesen, im Sinne von jetzt Bücher.

00:14:07: Ja,

00:14:07: unbedingt.

00:14:07: Also, das können wir ja.

00:14:08: Die Vorstellung, ich meine, nicht, dass ich das selbst machen würde.

00:14:11: Aber es gibt immer wieder einen, denke ich, eigentlich wäre sozusagen selbstverortete Regeln, an die man sich hält, um Medienhygiene zu halten.

00:14:24: würde ihm gut tun.

00:14:26: Ich versuche es jetzt auch stärker, beispielsweise zu sagen, nein, also, dreißig Minuten prosa lesen am Tag, von anderen Leuten muss drin sein, sozusagen.

00:14:35: Und es tut gut unter Umständen.

00:14:39: Und die Nachrichten, meine Haltung ist beispielsweise, okay, ich höre eher so ein News-Kanal.

00:14:45: Das Berliner Info-Radium morgens eine halbe Stunde und habe eigentlich die DPA-Meldung drin, sozusagen.

00:14:49: Ich brauche es nicht auf allen Webseiten der Nachrichtenwelt, noch die Überschriften durchzulesen, darauf zu klicken, abzutauchen, ihn die Kommentarspalten zu gucken.

00:14:58: Das kann man sich sparen sozusagen oder zumindest punktuell vielleicht auch mal machen, aber seltener.

00:15:02: Und ich glaube sozusagen, sich selbst sich selbst regulieren.

00:15:08: In dem Umgang mit News wäre ein Schritt.

00:15:11: Und dann zu gucken, was man aktiv tun kann.

00:15:14: Insbesondere, jetzt in meinem Fall, im Entwickeln von Ideen.

00:15:20: Was könnte man beispielsweise?

00:15:22: Wie kann man... Ich hatte neulich ein Gespräch mit dem ehemaligen Assistenten von Robert Habeck im Rahmen eines Techno-Festivals auf Kreta.

00:15:31: Und dann haben wir... Man muss einfach sagen, jetzt... Man hielt es mit den Grünen oder mit linkeren Parteien des Spektrums, dass man von diesem Image der Gängelung und Verwurzpartei wegzukommen, dass man den Leuten glaubhaft vor Augen führt, dass ein linker gelebtes Leben einfach das schönere Leben ist.

00:16:04: Wir sind hier vernünftig.

00:16:05: Wir vermeiden Fehler, die andere, die rest der Gesellschaft begeht.

00:16:09: Wir haben auch die bessere Zeit.

00:16:12: Und das wissen alle, die sich vielleicht eher mit Linker Ästhetik halten, dass man eigentlich die bessere Zeit damit hat.

00:16:19: Und das sollte man gerade auch am Fatzstand vermitteln.

00:16:26: Unbedingt.

00:16:27: Aber wenn du von Linker Ästhetik sprichst, ich würde sagen, es geht hier ... Permanente um Estetizismus.

00:16:35: Es geht um das Geschmäcklerische.

00:16:37: Es geht um ...

00:16:41: Nee, um das Geschmäcklerische, finde ich, geht es nicht.

00:16:43: Es geht um Estetizismus, gehe ich mit.

00:16:45: Es geht auf jeden Fall sehr stark um ... Stimmige Bilder, um schön kuratierte Momente, um den gut kuratierten Store, um das perfekt gestaltete Wochenende, die optimale Reisegadrobe.

00:16:59: Das ist schon Ästhetizismus und auch keine linke Ästhetik, absolut.

00:17:03: Genau, aber imwieweit ist das eben deine Generation schildernd Eskapismus.

00:17:11: Dass man sich stundenlang über den richtigen Knopf eines Mantels auseinandersetzen kann, das ist eine Form Vermeidungsstrategie.

00:17:22: Also ist mir, Marian hat ja ein, also hat Kulturwissenschaften studiert, aber hat eben ein Fashion Store, ein, jemand schrieb glaube ich, er sei ein Fashion Victim.

00:17:36: I don't know, aber...

00:17:38: Ja, würde ich auch nicht mitgehen.

00:17:39: Also das Fashion Victim ist ja immer das, sozusagen das ist ein Negativbild überhaupt vom Thema Mode, wenn es darum geht.

00:17:47: den neuesten Trend zu folgen, um keine Fehler zu machen.

00:17:49: Aber das ist auch nicht Marianns Ansatz.

00:17:51: Marianns Ansatz ist, sich international zu informieren, welche Designerinnen und Designer stellen was her und was passt in seinen Laden, was ist für seine Kundschaft interessant.

00:18:00: Es ist eigentlich ein ästhetisches Kuratieren von schönen Dingen aus der ganzen Welt.

00:18:05: Und das hat eigentlich nichts mit Opfer-Tum zu tun.

00:18:07: Das ist dann einfach eine Auseinandersetzung mit schönen Dingen.

00:18:11: Und diese Auseinandersetzung mit schönen Dingen ist auch... aufgrund der Vielzahl von Gegenwarten, die wir parallel erleben, weiterhin möglich und auch notwendig, sozusagen.

00:18:22: Und würdest du dich in dem Zusammenhang als Popliteraten beschreiben?

00:18:29: Das ist immer die Frage dieser Popliteraturbegriff, wo man, was man darunter abspeichert.

00:18:35: Ich glaube, im deutschen Diskurs ist es... Und ich glaube den Begriff gibt es eigentlich sowieso nur im deutschen Diskurs, im deutschsprachigen Diskurs, ist es sozusagen so verdorben aus den neunziger Jahren, weil dann gab es halt so eine sehr flache Unterhaltungsliteratur, aber wenn man das historisch mal aufspannt.

00:18:51: wie das seit den Sechzigern irgendwie definiert wurde, teilweise der junge Peter Hanke, der so ekesperrige Detailbeschreibungstexte geschrieben hat, galt als Pop, weil er eben sich dem klassischen Erzählen verweigert hat.

00:19:03: Und wenn ich mich so, und dann räuft Dieter Brinkmann galt als Pop oder so, das sind dann so auch Stimmen, die ich detaillisch vor Interessant finde.

00:19:12: Und insofern habe ich mit dem Begriff keine Probleme, ich finde es sogar eher... Man sollte ihn sozusagen ein bisschen neu belegen, dass es alles Mögliche behaupten kann.

00:19:21: Und ich habe auch gar keine sozusagen die Berührungsängste, wenn ich Bob Autor genannt werde, so bieten.

00:19:28: In dem Sinne, dass es oft verweigert von Autorinnen und Autoren, die sich dann das Gefühl haben, sie werden nicht ernst genug genommen.

00:19:36: Aber ich wurde in meiner Karriere bisher so oft so ernst genommen, dass ich manchmal denke, nehmt mich gerne weniger ernst.

00:19:42: Wir nehmen dich weniger ernst, dein Roman sehr ernst.

00:19:46: Ich kann Ihnen dieses Buch nur empfehlen.

00:19:48: Besorgen Sie sich es in der Buchhandlung Ihres Vertrauens.

00:19:52: Vielen Dank für dein Besuch.

00:19:53: Herzlichen Dank

00:19:53: auch.

00:19:54: Noch eine schöne Messe.

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