Stress macht hellwach, lässt aber noch nicht denken
Shownotes
Stress, sagt Eva Peters, Professorin für Psychoneuroimmunologie der Berliner Charité, ist eine Anpassungsreaktion an eine bestimmte Situation: körperlich, seelisch und zwischenmenschlich. „Stress verstehen: Wenn Körper und Psyche Alarm schlagen“ hat die Medizinerin ihr neues Buch genannt, mit dem sie auf der F.A.Z.-Bühne auf der Buchmesse zu Gast war. Ihr Gespräch mit Alexander Armbruster als Sonderfolge im Bücher-Podcast.
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00:00:09: Stress, sagt Eva Peters Professorin für Psychoneuroimmunologie der Berliner Charité, ist eine Anpassungsreaktion an eine bestimmte Situation, körperlich, seelisch und zwischenmenschlich.
00:00:23: Stress verstehen, wenn Körper und Psyche Alarm schlagen, hat die Medizinerin ihr neues Buch genannt, mit dem sie auf der FHZ-Bühne auf der Buchmesse zu Gast war, ihr Gespräch mit Alexander Ambruster als Sonderfolge im Bücher-Podcast.
00:00:41: Ja, herzlich willkommen hier am Stand der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
00:00:46: Mein Name ist Alexander Arnbruster.
00:00:47: Ich bin Redakteur in der Wirtschaftsredaktion und zu Gast haben wir und wir sprechen über das Buch von Eva Peters.
00:00:54: Sie ist Professorin an der Charité in Berlin für das Fach Psychoneuro-Imonologie.
00:01:01: Sie wird gleich erklären, worum es geht.
00:01:03: Aber erst mal herzlich willkommen, liebe Frau Peters und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen.
00:01:07: Ganz herzlichen Dank für die Einladung, die an Aussage herrtee, bin ich auch noch an der Justis Liebig-Universität in Gießen und leite dort ein entsprechendes Labor.
00:01:16: Und Sie haben ja vorhin schon gesagt, ich soll mal den schrecklichen Begriff Psycho-Neuro-Imonologie erklären.
00:01:21: Dafür haben wir dann tatsächlich ein Labor, erkläre ich gleich.
00:01:25: Ja,
00:01:25: genau.
00:01:25: Zudem kommen wir aber zunächst ganz kurz zum Thema und zum Buch.
00:01:29: Es ist eines, was fast alle betrifft, glaube ich, zumindest fast alle Menschen, die ich kenne, mich auch selbst.
00:01:35: Stress.
00:01:36: Ich höre es jeden Tag.
00:01:39: Es geht gerade nicht, ich habe Stress oder, warte mal, ich bin gerade im Stress.
00:01:43: oder von meinen Kindern.
00:01:46: Mach keinen Stress.
00:01:48: Und nicht nur deswegen, aber vor allem wegen Letzterem habe ich, als ich das Buch gesehen habe, gesagt, okay, ich will jetzt verstehen, was da eigentlich passiert, weil wir verwenden das Wort permanent.
00:01:57: Jeder fühlt sich gestresst und hier ist gelungen auf einem durchaus knappen Platz.
00:02:02: Also man muss nicht tausend Seiten lesen.
00:02:04: Es ist ein kleines, kompaktes Buch.
00:02:06: zu erklären, was Stress ist, was da mit uns eigentlich passiert.
00:02:10: Aber ich fange jetzt erst mal an.
00:02:12: Was ist denn Stress jetzt ganz genau?
00:02:15: Sie haben das schon sehr schön beschrieben.
00:02:16: Das ist ja ein Begriff, der eine enorme Karriere gemacht hat.
00:02:18: Und wenn man sich jetzt fragt, wie lange gibt es den Begriff, denkt man, den muss es schon ganz lange geben.
00:02:22: Aber die gibt es doch tatsächlich erst seit uns anpassen müssen.
00:02:31: Wenn wir plötzlich Dinge ausgesetzt sind, die eine Veränderung bedeuten, also in eine neue Umwelt kommen mit neuen Leuten zu tun haben, mit einem neuen Keim in Kontakt kommen, dann muss unser Körper ja irgendwie wissen, was er macht, um damit klarzukommen.
00:02:43: Das heißt, Stress ist eigentlich erstmal was ganz Gesundes, nämlich ein Reaktionsmuster, das wir parat haben.
00:02:49: um uns jederzeit auf neue Situationen einzustellen.
00:02:52: Das hat man in den fünftiger Jahren das erste Mal begriffen.
00:02:55: Und dann hat es ein paar Jahre gedauert, dann hat man begriffen, dass es aber auch ein zu viel davon geben kann.
00:03:00: Einen Stress, den wir eben nicht mehr schaffen, den wir nicht, wo wir uns nicht gut anpassen können.
00:03:05: Und an der Stelle ist es eben richtig spannend.
00:03:07: Es gibt guten und schlechten Stress, wenn sie so wollen, Stress, den wir schaffen zu bewältigen und Stress, den wir eben nicht mehr schaffen zu bewältigen.
00:03:13: Und da wird es interessant.
00:03:14: Was macht uns eigentlich krank und was können wir dagegen tun?
00:03:18: Also erst mal den, habe ich mitgenommen, den guten Stress oder das Stress, was ist, was mich, was mir hilft, mich anzupassen, wenn was unvorhergesehenes passiert ist, was mich also, wie soll ich sagen, wach macht, konzentriert macht für den Moment?
00:03:31: Ganz genau, es macht erst mal ihren Geist ganz, ganz, ganz hell wach, aber eben nicht denkend, sondern sie merken sich, was ist das für eine Situation?
00:03:39: Das nächste Mal, wenn Sie in so eine Situation kommen, nutzt es Ihnen auch nichts, wenn Sie lange nachdenken und sagen, ich glaube, wenn es so aussieht hier um mich herum und diese und jene Dinge passieren, ich glaube, dann könnte hier gerade Gefahr am Verzug sein.
00:03:48: Sondern es ist am besten, Sie sehen das und laufen weg oder Sie sehen das und gehen in der Beachtstellung und können kämpfen.
00:03:54: Und das passiert eben nicht nur in Ihrem Kopf, sondern das passiert im ganzen Körper.
00:03:57: Sie brauchen ja in dem Moment eine ganze Menge mehr als nur Ihren Verstand oder Ihre seelische Reaktionsfähigkeit.
00:04:04: Sie brauchen auch die Energie, die Ihre Muskeln brauchen, um dann laufen zu können.
00:04:08: Das heißt, Sie brauchen Zucker im Blut, das heißt Stressbotenstoffe, die sie in der Situation ausschütten, die sorgen auch dafür, dass die Energie dafür da ist, dass sie jetzt eine Reaktion auf den Stress überhaupt zur Schwege bringen können.
00:04:19: Und sie brauchen natürlich in der Situation plötzlich auch eine Abwehr, eine Immunsituation, die, wenn jetzt in der Situation, in der Kampfsituation eine Verletzung stattfindet und neuer Keim reinkommt, sie auch in die Lage versetzt, diesen neuen Keim wieder loszuwerden.
00:04:36: Stress haben sie in dem Buch.
00:04:37: auch wirklich wissenschaftlich so beschrieben, dass jemand wie ich, der kein Biologe von Haus aus ist, glaubt, zu verstehen, was im Körper ungefähr passiert.
00:04:48: Und es ist was relativ kompliziertes.
00:04:51: Es ist vor allen Dingen etwas, habe ich mir gemerkt, was viele Stellen im Körper tankiert.
00:04:55: Also da gibt es nicht so eine Stressdrüse oder irgendwie so im Gehirn ein Stressschalter und der geht dann an, sondern ist Gehirnes einbezogen.
00:05:03: Es ist aber auch die... Nierennebenrinde einbezogen.
00:05:07: Es sind verschiedene Teile.
00:05:09: Können Sie einmal sozusagen uns alle kurz abholen und einmal sagen, was im Körper für eine Maschine angeht.
00:05:17: wenn wir in Stress geraten und wer dann beteiligt ist, weil es wirklich, also ich sehr faszinierend fand.
00:05:22: Da ist der ganze Körper irgendwie im Zusammenspiel und dann bin ich deswegen auch so komplett programmiert, quasi, wenn Stress ausbricht.
00:05:29: Von Kopf bis Haut müssen Sie ja irgendwie klarkommen mit dem Stress.
00:05:32: Und wir alle kennen den zentralen Stressbotenstoff, den haben Sie alle schon mal gehört, den Namen Discordisol.
00:05:38: Das wird tatsächlich über so eine Drüsenaktivität letztendlich ausgeschüttet.
00:05:41: Aber dieser Stressbotenstoff, der ist eben nicht alleine.
00:05:44: Der sorgt zwar schon dafür, dass wir alle diese Sachen am Start haben.
00:05:47: Gleichzeitig, das Denken sich verändert mit der Energie, mit dem Immunsystem.
00:05:51: Aber der braucht eine ganze Menge Kollegen, um dann den verschiedenen Stellen im Körper zu sagen, was brauche ich denn an dieser Stelle?
00:05:57: Was brauche ich denn an der Front?
00:05:58: Also zum Beispiel wird Adrenalin, Nordrenalin mit ausgeschüttet.
00:06:00: Sorgt dafür, dass Zählen des Immunsystems, die schon da sind im Körper, die zum Beispiel im Knochenmark sitzen oder in der Milch sitzen, dass die in dem Moment wissen, ah, jetzt muss ich hier an die Front, dahin, wo plötzlich in keinem reinkommen kann, in die Haut, in den Darmen zum Beispiel.
00:06:14: Die sagt denen, also Bescheid, geht mal dahin.
00:06:16: Vor Ort, wo eine Verletzung stattfinden, kann ein paar Leute sagen, hier passiert was.
00:06:22: Hier musst du was dagegen tun.
00:06:24: Das ist spannend.
00:06:25: Wir haben neben den klassischen Stressachsen überall Nervenfasern, von denen wir sonst denken, die nehmen nur Informationen auf.
00:06:32: Sensorische Nervenfasern enthalten die Botenstoffe.
00:06:35: Diese können vor Ort genau da, wo der Schaden eintritt, dem Immunsystem sagen, begrenze mal den Schaden hier.
00:06:42: Sorgt man dafür, dass der Dreck wieder weggeräumt wird.
00:06:45: Das sind sogenannte neuere Peptide, die werden z.B.
00:06:48: in der Haut, im Darm, in den Atemwegen ausgeschüttet, wenn wir Stress haben.
00:06:52: Und die sagen dort Zellen, die da vor Ort zu Hause sind aus dem Immunsystem.
00:06:56: Die bekanntesten, die kennt man so vom Mückenstich, die machen die Quaddel und den Juckreiz, die Mastzellen.
00:07:01: Die sind vollgepackt mit Botenstoffen, die Juckreiz auslösen und Entzündung auslösen.
00:07:05: Die Nervenfasern sagen denen unter Stress, mach mal hier eine Reaktion.
00:07:10: Sorgt man dafür, dass die Bakterie, die hier durch eine Verletzung reingekommen ist, genau hier bleibt und nicht weiter in den Körper.
00:07:14: einbringen kann.
00:07:16: Und das ist natürlich total spannend, dass wir so eine Koordination der ganzen Stressreaktion im ganzen Körper haben.
00:07:21: Es ist unheimlich praktisch erstmal und sehr physiologisch, dass das alles so schön automatisch abläuft.
00:07:27: Aber das Problem ist, wenn ich da keinen Schalter habe, um das wieder abzustellen, dann läuft das halt endlos weiter.
00:07:34: Und dann haben wir die Situation, das war also unter chronischen Stress zum Beispiel, doppelt so viele Nervenfasern an den Fronten unseres Körpers zur Umwelt finden.
00:07:41: Die doppelt so häufig, die dreht menenlos schalten.
00:07:44: Und dann haben wir natürlich Probleme.
00:07:45: mit den bekannten Krankheiten, die auf sowas reagieren.
00:07:48: Am Darm haben wir dann eben oft Symptomatik mit Durchfall und so weiter an der Haut.
00:07:52: Die Neurodamitis ist davon sehr stark beeinflussbar und so weiter.
00:07:56: Also das ist das Problem, dass das zu viel eigentlich heißt, wir haben keinen Wechsel zwischen Stress und Entspannung.
00:08:02: Das ist etwas, was ich in dem Buch eben auch lerne.
00:08:05: Ich lerne nicht nur was ist Stress, was funktioniert da biologisch, sondern und das ist dann der wesentliche Teil auch der Teil, warum das Thema heute eines ist, was viele Menschen und es kann ich Ihnen sagen, wir in der FHZ, wir messen ja zum Beispiel oder wissen ziemlich genau, was für Artikel die Leute auf unserer Seite klicken, was die Leute lesen.
00:08:25: So ein Thema wird zum Teil viel mehr gelesen und interessiert viel mehr Leute sogar als die große Politik oder die große Weltpolitik.
00:08:32: Das glaubt man erst mal so gar nicht, aber es betrifft offensichtlich sehr, sehr viele Menschen.
00:08:37: Und dann eben, es ist der ungesunde Stress.
00:08:40: Also wir nehmen mit, es ist was Positives.
00:08:42: Da ist schon natürlich was angelegt, was mir hilft, was den Menschen seit Jahrtausenden hilft.
00:08:46: Aber wir sind halt heute gesellschaftlich oft in einem Zustand, dass es ein ungesunder Stress ist, der viele Menschen betrifft und sie schreiben.
00:08:54: Da kommen wir nachher auch noch drauf.
00:08:56: Denn auch was man da eigentlich gegen tun kann und Stress eben in... Kronischer Stress, der erst mal ermattet, bei dem ich müde bin morgens bis hin dann wirklich zu ganz schlimmen Ausprägungen wie einer handfesten Depression, die auch thematisiert.
00:09:10: wird.
00:09:11: Die Welt, in der wir heutzutage leben, ist eigentlich eben nicht mehr die Welt, für die diese Stressreaktion irgendwann mal gebaut wurde, sondern wenn jetzt der Chef um die Ecke kommt, dann habe ich eigentlich nicht die Möglichkeit, eben mal so oder durch Wecklaufen Bescheid zu sagen, was ich davon halte, sondern ich muss an dem Platz sitzen bleiben.
00:09:26: und wohin dann mit all dem Cortisol, Adrenalin und Co.
00:09:29: Das heißt, das ist so ein bisschen unsere Crux.
00:09:30: Wir leben eigentlich in der Welt, für die wir gar nicht gebaut sind.
00:09:35: Sie machen auf einen, fand ich auch, interessanten Unterschied aufmerksam in dem Buch.
00:09:40: Es gibt tatsächlich, wenn es um Stress geht, sind Männer und Frauen verschieden betroffen.
00:09:46: Also das Geschlecht spielt, das Biologische spielt eine Rolle.
00:09:50: Wer ist denn eher gestresst?
00:09:51: Sie oder ich?
00:09:53: Nee, keiner von uns bleibt das eher oder weniger gestresst.
00:09:55: Wir sind nur anders gestresst.
00:09:56: Und das macht ja auch irgendwie Sinn.
00:09:58: Also wenn wir uns jetzt mal wieder in den Dschungel zurückversetzen, dann hatten Sie wahrscheinlich da andere Aufgaben als ich und auch andere Herausforderungen für Ihren Körper.
00:10:05: Also ich zum Beispiel wäre diejenige, die die nächste Generation in die Welt setzt.
00:10:08: Und das heißt, fünfzig Prozent der Gene, die da plötzlich in mir wachsen, sind eigentlich fremd.
00:10:12: Wie kommt das mein Immunsystem, die nicht raus schmeißt?
00:10:15: Weil das Immunsystem von Frauen viel eher auf Toleranz eingestimmt ist.
00:10:19: Auch das ist mit der Stressachse koordiniert.
00:10:21: Wenn ich Stress habe, dann kann ich diesen Ballast einer Schwangerschaft gar nicht brauchen.
00:10:25: Das heißt, da zwitscht plötzlich mein Stressreaktionssystem die Immunantwort um.
00:10:29: Und das, was da eigentlich so halbfremd ist, doch nicht ganz fremd wird, wird plötzlich richtig fremd und wird rausgeschmissen.
00:10:35: Das heißt, Frauen haben ein Immunsystem, das eher auf der lernenden Seite der Immunantwort ist.
00:10:41: Und akuter Stress ist da sehr, sehr schädlich.
00:10:44: Und Männer haben eher ein Immunsystem, das sowieso auf dieser angeborenen Stress Antwort zu Hause ist, weil das eher gebraucht wird und die Toleranz im Körper weniger gebraucht wird und reagieren dadurch auf akuten Stress sehr viel mehr durch Blut, Hochdruck und so weiter.
00:11:00: Das heißt, Sie tolerieren etwas mehr Stress und gehen dafür gezielter vor und ich schmeiß eher erst mal jeden Fremdkörper raus und vielleicht auch manchen dann dabei, der gar nicht fremd ist.
00:11:10: Hauptsache ist das alles weg.
00:11:11: Ganz
00:11:12: genau.
00:11:13: Und es hat wahrscheinlich sogar was bis hin zu dieser Frage.
00:11:16: Warum werden Frauen häufiger depressiv sogar damit zu
00:11:19: tun?
00:11:20: Ich würde die Diskussion gerne öffnen.
00:11:23: Wenn Sie mögen, können Sie Fragen stellen.
00:11:25: Frau Peters muss alle beantworten.
00:11:28: Deswegen können Sie gerne Fragen stellen.
00:11:31: Bitte.
00:11:32: Ich komme mit dem Mikrofon.
00:11:35: Was sind typische stressbedingte Krankheiten?
00:11:38: Typische stressprodigente Krankheiten sind eigentlich alle, die wir so als chronische Krankheiten kennen.
00:11:43: Also vom Bluthochdruck über den Diabetes.
00:11:46: Na klar, die ganzen entzündlichen Erkrankungen wie Neurotermittes, chronische Darmentzündung usw.
00:11:51: Bis hin zum Krebs.
00:11:52: Alle sind auf Stress sensitiv.
00:11:55: Bei allen spielt dieses Zünglern an der Waage des Immunsystems.
00:11:59: Wir brauchen immer das Immunsystem, um solche Krankheiten auch wieder beenden zu können.
00:12:03: Und der Stress sorgt dafür, dass dieses Beenden nicht klappt.
00:12:07: Und das ist aber je nach Krankheit ein bisschen unterschiedlich.
00:12:09: Deswegen ist das auch nicht so, dass jeder Mensch der Stress hängt.
00:12:13: Sofort eine Krankheit kriegt.
00:12:14: A und B auch nicht jeder Mensch die gleiche Krankheit kriegt.
00:12:16: Denn sie und ich, wir sind schon durch unsere Gene ein bisschen anders aufgestellt in der Welt.
00:12:20: Wir haben auch eine ganze Menge andere Sachen erlebt in unserem Leben.
00:12:24: Biologisch, wie psychosozial.
00:12:25: Das heißt, ihr und mein Immunsystem ist nicht das Gleiche.
00:12:28: Und ihr und meine Schäden, die wir schon so im Körper haben, sind nicht die gleichen.
00:12:32: Ich sinne das gerne Solbruchstellen.
00:12:34: Da kommen ja oft zwei Sachen zusammen.
00:12:36: Der eine hat sich das Knie schon mal verletzt und dann ist er in einer chronischen Stresssituation.
00:12:40: Plötzlich reden die Nervenfaserne da in dem Knie.
00:12:42: mehr mit den Immunzellen.
00:12:43: Und dieses eine Knie entzündet sich und nicht das andere Knie und nicht die Haut und nicht der Darm.
00:12:48: Der andere hat vielleicht von vorneherein Gene, die eine nicht so gute Barriere der Darmschleimhaut oder der Haut zur Umwelt machen.
00:12:55: und nun kommt der Stress und genau da spielt sich das ab.
00:12:57: Das heißt, da kommen immer mehrere Sachen zusammen.
00:12:59: Aber Sie können eigentlich, wenn Sie in der Literatur gucken, für jede chronische Erkrankung feststellen, da gibt es einen Zusammenhang zum Stress.
00:13:06: Das sieht man häufig schon daran, dass traumatische Lebensereignisse häufiger dazu führen, dass bestimmte Krankheiten aufkranktreten.
00:13:12: Und sie haben eigentlich auch bei jeder gründlichen Erkrankung dann eine viel höhere Wahrscheinlichkeit, dass sogar psychische Erkrankungen mit dabei sind.
00:13:18: Man kann Pimal Daumen sagen, jeder dritte Neurodamitiker hat auch eine Depression oder Angsterkrankung.
00:13:25: Und das ist eine ganze Menge, ne?
00:13:32: Was kann ich denn tun, um Stress zu vermeiden?
00:13:36: Da würde ich am liebsten gleich zurückfragen und den Mikrofon bei Ihnen halten.
00:13:40: Gibt es Dinge, die Sie tun, wenn Sie im Stress sind?
00:13:42: Würden Sie uns die erzählen?
00:13:45: Ich tröße mich immer mit Kunst, ich geh in Ausstellungen, ich höre Musik und ich lese.
00:13:52: Sehr schön, das heißt, sie lenken sich ab, sie tun Dinge, die ihren Geist woanders hinversetzen und wahrscheinlich reagiert der Körper dann gleich mit, der ist dann auch woanders.
00:14:02: Und sie merken, dass ihr Puls runtergeht, sie schützen wahrscheinlich ein bisschen weniger, die Haut kribbelt seltener.
00:14:08: Sie haben nicht so viel Bauch wie ... Also wir spüren das Ort, wenn wir Dinge tun.
00:14:12: bei denen die Entspannung eintritt.
00:14:15: Das ist das, worauf es ankommt.
00:14:17: Dass sie sich selber fragen, was mache ich, wenn ich gestresst bin?
00:14:20: Und B in ihren Körper reinhören.
00:14:23: Passiert das, was ich mir wünsche, was da passieren soll?
00:14:26: Merk ich, dass ich ruhiger werde, dass mein Körper ausgeglichener agiert.
00:14:30: Die meisten von uns haben nicht mehr eine gute Wahrnehmung.
00:14:33: Das muss man üben und trainieren.
00:14:44: Ist eine Anschlussfrage, in Ausstellungen zu gehen?
00:14:49: relativ zeitaufwendig.
00:14:51: Gibt es denn auch Sachen, die einfach kurzzeitiger, wenn ich im Büro sitze und zu viele Sachen auf einmal kommen oder der Chef sich aufricht, was auch immer.
00:15:00: Also kann ich ja nicht aufstehen und ins Städel gehen oder so.
00:15:03: Nee, das wäre schön, wenn wir das immer könnten.
00:15:05: Zumindest einmal.
00:15:09: Das ist tatsächlich eine Übungsfrage, ob es Dinge gibt, die Sie ganz schnell anwenden können.
00:15:14: Also es ist in der Regel so, dass das mit den Entspannungen Techniken und es gibt Entspannungstechniken, von denen wissen wir schon aus der Forschung, dass die evidenzbasiert sind.
00:15:24: Das heißt, es gibt Experimente, die nachweisen, wenn ich das mache, dann funktioniert das tatsächlich besser, als wenn ich das nicht mache.
00:15:29: Das nennt man Evidenzbasierung in der Forschung.
00:15:32: Und solche Entspannungstechniken sind zum Beispiel... Prokresive Muskel-Relaxation, autogenes Training.
00:15:38: Aber jeder, der sowas schon mal ausprobiert hat oder Meditation oder Yoga, es gibt sehr viele verschiedene Techniken.
00:15:43: Jeder, der sowas schon mal ausprobiert hat, wird gemerkt haben, das erste Mal, dass ich das gemacht habe, war ich überhaupt nicht entspannt.
00:15:48: Oh, ich musste das alles lernen, die ganzen Bewegungen, Patati, Patata, funktioniert gar nicht.
00:15:52: Dann machen die meisten die zweite Übung schon gar nicht.
00:15:55: Es ist ein bisschen wie Fahrradfahren.
00:15:56: Es hat Ihnen irgendwann mal jemand erklärt und Sie haben gedacht, ah ja, okay, so funktioniert das, haben Sie sich auf Fahrrad gesetzt und ... und sind in die Brennerseln gefahren.
00:16:04: Genau, das habe ich mir gedacht.
00:16:07: Nach einer Weile noch mal erklären, ausprobieren, irgendwann konnten sie Fahrrad fahren und könnten aber wahrscheinlich den Unterschied nicht mehr erklären, wieso sie das jetzt können.
00:16:15: So ist das mit Entspannung auch, wenn wir das trainieren.
00:16:18: Gibt es den Moment, wo wir es können?
00:16:20: Und dann können wir es oft auch mit ganz kleinen Signalen aufrufen.
00:16:25: Heute habe ich mich mit jemandem unterhalten, der immer Atemtechnik macht, weil seine wunderbare Uhr ihm das anzeigt und er sagt, jetzt brauche ich eigentlich nur noch das Programm aufrufen.
00:16:33: Und wenn ich die Frau schon sehe, geht mein Puls runter.
00:16:35: Also das ist das Thema mit dem Trainieren.
00:16:38: Entspannung ist nichts, was sie wie so ein Schalter an und aus knöpfen können, sondern sie müssen das üben und ein Leben lang immer mal wieder was Neues ausprobieren.
00:16:48: Ihre Antwort ging jetzt schon mal in Richtung, meine Frage, aber die wäre, kann man Stressresilienz trainieren, vor allem auch in der Kindheit.
00:16:55: Also, ich denke, heute werden ja junge Leute, meines Erachtens, auch viel zu sensibel erzogen, beziehungsweise können nicht mehr üben, mit Niederlagen oder Enttäuschung fertig zu werden.
00:17:06: Alles natürlich im besten Sinne.
00:17:08: Aber ist das überhaupt der richtige Weg?
00:17:10: Also, ich habe Neffen zum Beispiel, die sind in ganz schlimmen Verhältnissen, die jetzt in Anführungen strichen.
00:17:16: aufgewachsen, die haben selbst ein Haus gebaut, die haben alles aus Eichler Kraft geschafft.
00:17:21: Und ich sage, dass sie sich schon seit frühester Kindheit immer wieder an Widerständen haben erproben müssen.
00:17:28: Das hat sie eigentlich dazu befähigt, ihren Weg zu gehen.
00:17:31: Die haben ihr Studium selbst finanziert und so weiter.
00:17:34: Das ist die Frage.
00:17:35: kann man das trainieren, dass wir praktisch nicht mehr so hypersensibel sind und dann mit übermäßigen Stress reagieren.
00:17:42: Stress kann man auf jeden Fall trainieren, Stress muss man trainieren.
00:17:45: Stress ist erstmal ja auch eine gesunde Reaktion des Körpers, wie wir am Anfang schon besprochen haben.
00:17:50: Eine Reaktion, die es uns erlaubt, uns fast an alles anzupassen.
00:17:54: Es gibt Stress, an den kann man sich nicht anpassen.
00:17:56: Also vor allen Dingen den, den wir uns nicht aussuchen können.
00:17:59: In einer Kriegssituation groß zu werden, das kann man sich nicht aussuchen.
00:18:01: oder kann man auch nicht mit Entspannungstechnik alles wegpuffern, was da so.
00:18:05: auf uns zukommt.
00:18:06: Aber Stressreaktion kann man tretenieren.
00:18:08: Und das ist auch wichtig, dass man das tatsächlich tut.
00:18:10: Und da gibt es sehr, sehr viele Möglichkeiten, das zu tun.
00:18:16: Gibt es noch eine Frage hier?
00:18:20: Die vorletzte Frage, die letzte habe ich dann gleich noch.
00:18:24: Gibt es so etwas wie ein positiven Stress, dass man sagt, das ist erst was, wo ich mich eigentlich dann wohlfühle, noch ein Projekt oder abends noch ein Abendessen mit Freunden, obwohl ich eigentlich müde bin?
00:18:34: oder sagt der Körper eigentlich, es ist trotzdem was, was mich was mir nicht gut tut.
00:18:39: Ja, das ist eine ganz wichtige Frage.
00:18:40: Stress ist tatsächlich so ein bisschen eine Frage der Dosis und nicht unbedingt der Art des Stresses.
00:18:46: Stress ohne Pause, selbst wenn es Stress ist, der Freude macht, ist dann irgendwann doch Stress, wenn er mit Schlafentzug noch dazu einhängt und dann trinken sie vielleicht noch ein Glas Alkohol, so viel, das ist eh ein Gift, dann ist noch eine soziale Veranstaltung, auch wenn sich schön ist, immer mit Freunden zusammen ist, vielleicht eben doch auch ein Stress.
00:19:02: Stress ist eine Frage der Dosis, aber Stress ist auch eine Frage der Beziehungen, die das moderieren.
00:19:08: Also sie können eine ganze Menge Stress zum Beispiel auf der Arbeit haben.
00:19:11: Aber sie wird anerkannt, sie kriegen Lob dafür und so weiter.
00:19:14: Das puffert den negativen Stress, nämlich diesen Stress, der nicht aufhört, weg.
00:19:19: Das heißt, da haben sie dann so Ausschalter für den Stress und Pausen, die in dieser Ausschalter, dieser Mechanismus verschafft.
00:19:27: Gute Beziehungen sind so ein Ausschalter.
00:19:29: Mit gutem Beziehungen kann man eine ganze Menge wegpuffern.
00:19:32: Vorhin kam ja die Frage, fängt das nicht früh im Leben schon an, braucht man nicht ganz früh im Leben schon Stresstraining?
00:19:38: gute Beziehungen sind aber ein ganz wichtiger Moderator.
00:19:40: Also ich kann das Pech haben in einem Elternhaus aufzuwachsen, indem ihr wenig Liebe widerfährt und so weiter.
00:19:45: Aber es gibt vielleicht eine Tante, eine Onkel, mit denen ich eine stabile Beziehung habe und das puffert das weg.
00:19:50: Ich habe dann immer noch einen Rahmen, in dem ich Entspannung lernen kann, in dem ich Vertrauen lernen kann, in dem ich auch Vertrauen darauf, dass ich das richtig verstehe, was mein Körper mir an Signalen schickt.
00:20:00: lernen kann.
00:20:01: Und das moderiert das.
00:20:02: Also die Frage ist immer eine Frage der Dosis.
00:20:04: Selbst verliebt sein kann ein giftiger Stress aus sein.
00:20:10: Vielen Dank.
00:20:10: Zum Schluss müssen Sie bitte jetzt noch das Geheimnis lüften um diesen Begriff, den wir zum Anfang gesagt haben, ein Fach, was ein Neues ist.
00:20:17: Und das habe ich schon verstanden.
00:20:18: Der Begriff Psychoneuroimmunologie, der soll auch zeigen, dass man hier jetzt was Neues zusammen denkt.
00:20:24: Aber Sie müssen es noch mal sagen, was genau sich hinter Ihrem Fach verbirgt, was das heißt.
00:20:29: Psychoneuroimmunologie.
00:20:31: Wir haben ja heute insgesamt so ein bisschen das Problem, dass das so auseinander zu fallen scheint.
00:20:35: Die seelische, geistige Seite und die körperliche Seite.
00:20:39: Zum Beispiel in der Medizin hören wir oft, wenn wir das mit Apparaten und mit Laborwerten nicht erklären können, was da als Problem da ist, dann muss es wohl psychogen sein.
00:20:47: Mit der Vorstellung, dass es etwas gibt, was rein aus der Seele herauskrankt machen kann.
00:20:51: Die Psycho-Neuro-Imonologie versucht das klarzustellen, dass das eigentlich nie passiert.
00:20:56: Also wenn ich Stress habe, wenn ich psychische Belastungen habe, da passiert auch immer was im Körper.
00:21:01: Es kommt nicht ohne Stressbotenstoffe aus, der Stress.
00:21:03: Es kommt nicht ohne eine Veränderung im Energiehalterhaushalt aus.
00:21:06: Es kommt nicht ohne Veränderung im Immunsystem aus.
00:21:09: Es passiert immer irgendwas.
00:21:10: Also, die Psyche ist über die Nervenfasern und über die Hormonsysteme immer verbunden mit dem, was im Körper alles Mögliche organisiert, z.B.
00:21:18: im Immunsystem.
00:21:20: Und das ist sozusagen der Versuch, diese Brücke zu schlagen, klarzumachen, dass eine Seele, ein Denken nie ohne einen Körper stattfindet, indem das stattfindet, mit einer Reaktion dieses Körpers.
00:21:30: was dazu.
00:21:31: Und wenn der Körper wiederum eine Belastung hat, dass nie ohne Folgen dafür bleibt, wie wir seelisch und psychosozial in dieser Welt dastehen.
00:21:39: Stress verstehen, wenn Körper und Psychoalarm schlagen.
00:21:42: So heißt das Buch von Eva Peters, verschieden im Verlag C.H.
00:21:46: Beck.
00:21:46: Und ich weiß gar nicht, ob ich darf, aber ich empfehle es einfach mal sehr, weil es einen wirklich guten finde, ich Überblick gibt über die wissenschaftlichen Seiten.
00:21:54: Es kommen auch Es werden einzelne Krankheitsbilder beschrieben, wie man damit umgeht.
00:22:02: Und habe ich zu Beginn auch gesagt, gerade für Menschen, die gefühlt viel Stress haben, ist es auch gut lesbar.
00:22:07: Es ist auf zwei Nachmittage oder Abende, dann haben Sie es gelesen.
00:22:12: Frau Peters, vielen Dank für die Zeit und Ihnen und uns möglichst wenig Stress heute Nachmittag.
00:22:18: Möglichst wenig ungesunden Stress.
00:22:19: Danke für die Einladung.
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