In den Philippinen weiß man oft nicht, was gefährlich ist
Shownotes
Endlich geht es mal wieder in die Ferne! Nach Italien, Slowenien und Spanien hat die Frankfurter Buchmesse in der kommenden Woche ein Land zu Gast, das 10.000 Kilometer weit weg ist: die Philippinen. Ein Land, mit dem uns mehr verbindet, als man erst einmal meinen könnte. Zum Beispiel der philippinische Nationalheld, José Rizal. In jungen Jahren nach Europa gekommen, um Augenheilkunde zu studieren, ging er erst nach Barcelona, nach Paris, dann nach Heidelberg, Leipzig und Berlin.
Hier in Deutschland übersetzt er Schillers „Wilhelm Tell“, hier lässt er seinen ersten auf Spanisch geschriebenen Roman drucken, der zu Hause in den Philippinen für Unruhe sorgt, weil er Unruhe stiften könnte, weil er revolutionäres Gedankengut verbreitet. 1896, keine zehn Jahre später wird José Rizal, gerade einmal 35 Jahre alt, als Freiheitskämpfer in seiner Heimat hingerichtet, kurz bevor sich Spanien nach mehr als 300 Jahren aus den kolonisierten Philippinen zurückzieht.
Annette Hug hat über diesen José Rizal einen Roman geschrieben. Außerdem hat sie zum Gastland-Auftritt der Philippinen zwei Bücher aus einer der – je nach Zählung – 130 bis 190 Sprachen dieses unglaublichen Landes übersetzt, die man hier bei uns nicht in der Schule lernt. Also nicht Spanisch oder Englisch, sondern Tagalog. Auch darüber sprechen wir in dieser Folge mit Annette Hug.
**Annette Hugs Roman „Wilhelm Tell in Manila“ **auf der Website des Verlags Wunderhorn.
Lualhati Bautistas Roman „Die 70er“, übersetzt von Annette Hug, auf der Website des Orlanda Verlags
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00:00:08: Endlich geht es mal wieder in die Ferne.
00:00:10: Nach Italien, Slowenien und Spanien hat die Frankfurter Buchmesse in der kommenden Woche einen Landzugast, das zehntausend Kilometer weit weg ist, nämlich die Philippin.
00:00:19: Ein Land, mit dem uns mehr verbindet, als man erst einmal meinen könnte.
00:00:23: Zum Beispiel der Philippinische Nationalheld José Rizal.
00:00:27: In jungen Jahren nach Europa gekommen, um Augenheilkunde zu studieren, ging er erst nach Barcelona, nach Paris und dann nach Heidelberg, Leipzig und Berlin.
00:00:36: Hier in Deutschland übersetzt er Schillers Wilhelm Tell.
00:00:39: Hier lässt er seinen ersten auf spanisch geschriebenen Roman drucken, der zu Hause in den Philippinen für Unruhe sorgt, weil er Unruhe stiften könnte, weil er revolutionäres Gedankengut verbreitet.
00:00:50: Eightzehn, sechsohn, neunzig, keine zehn Jahre später wird José Rizal gerade mal thirty-fünf Jahre alt an als Freiheitskämpfer in seiner Heimat hingerichtet, kurz bevor sich Spanien nach mehr als dreihundert Jahren aus den kolonisierten Philippinen zurückzieht.
00:01:05: Ein netter Hook hat über diesen Rosserisal einen Roman geschrieben.
00:01:09: Außerdem hat sie zum Gastlandauftritt der Philippinen zwei Bücher aus einer der je nach Zählung hundertdreißig bis hundertneunzig Sprachen dieses unglaublichen Landes übersetzt, die man hier bei uns nicht in der Schule lernt, also nicht aus dem spanischen oder englischen, sondern Tagalog.
00:01:23: Auch
00:01:24: darüber werden wir gleich sprechen.
00:01:26: Wir freuen uns sehr, dass Annette Hoch diesmal unser Gast im Bücher-Podcast der FZ ist.
00:01:30: Wir, das ist Maria Wiesner und Friedhof Küchenmann.
00:01:33: Nach dem Gespräch gibt es auch diesmal ein neues Literatur-Rätsel von Tillmann.
00:01:36: Sprekel sind für Sie, liebe Hörerinnen, liebe Hörer.
00:01:39: Wir verraten die Lösung des Rätsels aus dem September, und wir verraten, wer das Buch gewonnen hat, dass wir diesmal unter den richtigen Einsendungen verlost
00:01:48: haben.
00:01:49: Rilke zeichnet, herausgegeben von Gunilla Eschenbach, Mirko Nottscheidt und Sandra Richter.
00:01:55: Einmal willkommen, liebe Annette Huck.
00:01:57: Willkommen bei uns im Bücher-Podcast.
00:01:59: Toll, dass Sie heute dabei sind.
00:02:01: Danke für die Einladung.
00:02:03: Wo fangen wir am besten an?
00:02:05: Vielleicht persönlich.
00:02:06: Sie sind in Zürich geboren, haben in ihrer Heimat statt studiert und in Manila.
00:02:12: Was hat sie dort hingeführt und was hat sie dort bis heute nicht wieder losgelassen?
00:02:17: Hingeführt hat mich vielleicht ein Zufall.
00:02:21: Ich habe gehört, dass eine internationale Frauenfriedenskonferenz in Manila stattfindet und war damals feministisch engagiert, antim militaristisch und dann habe ich zusammen die zwei Kolleginnen dort die Schweiz vertreten.
00:02:36: Da war ich einundzwanzig Jahre alt und bin hängen geblieben.
00:02:40: hab mich verliebt und hab gesehen, dass man da bereits Women's Studies studieren konnte.
00:02:46: An der Uni Zürich haben wir uns dafür eingesetzt, dass zum ersten Mal eine Frau berufen würde auf einen Lehrstuhl für Geschichte.
00:02:55: Das war cool, irgendwie auch sagen zu können, ich muss in die Philippinen, um zu studieren, was mich interessiert.
00:03:02: In Manila war man da weiter als in Zürich?
00:03:05: Ja.
00:03:06: Das ist Eindrucksheu.
00:03:08: Sie haben vier Romane veröffentlicht.
00:03:10: Wilhelm Tell in Manila aus dem Jahr zwei Tausendsechzehn ist ihr dritter, aber nicht ihr erster literarischer Text mit Bezug zu den Philippinen.
00:03:18: Sie haben mal in einem Interview von einer Geschichte erzählt, die, wie sie sagen, zum Glück nie veröffentlicht wurde.
00:03:23: Das können wir natürlich nicht nachvollziehen.
00:03:24: Das müssen wir ihnen glauben.
00:03:26: In dieser Geschichte kommt eine junge weiße Europäerin auf die Philippinen.
00:03:30: Warum haben Sie dann von diesem Projekt Abstand genommen und was hat Sie auf den Ansatz zu Wilhelm Tell in Manila
00:03:38: gebracht?
00:03:39: Dieser Romant war wahrscheinlich ganz sicher literalisch auch sehr unausgereift, aber ich fand auch, dass ich keinen Weg fand.
00:03:51: die Geschichte einer weißen Europäerin zu erzählen, die sich auf den Philippinen selber findet.
00:03:59: Mir fand das eine koloniale, ausgelutschte Erzählweise.
00:04:06: Auf den Philippinen habe ich erlebt, wie sehr die Leute, gerade die Intellektuellen darunter leiden, seit vierhundert Jahren ... fremd beschrieben worden zu sein.
00:04:16: Also, dass alle Anthropologen, Historiker irgendwie Geheimdienst und auch Reisenschriftsteller wissen, wie es da ist und ihre eigene Literatur eigentlich nicht vorkommt in westlichen Ländern.
00:04:32: Und da hatte ich große Hemmungen, da etwas weiter noch draufzusetzen.
00:04:38: Aber, also viele ... Jahre nachdem ich zurückgekommen war.
00:04:42: Mehr als sechszehn Jahre war ich schon wieder in Zürich und da hat es mich doch gepackt, weil ich gemerkt habe, das war eine sehr entscheidende Zeit auch für mich im Aufwachsen, im irgendwie erwachsen werden, falls man das je geworden ist.
00:04:56: Und dann habe ich also gedacht, wie kann ich die beiden Länder in einen Text bringen?
00:05:03: Und da ist mir wieder eingefallen, dass ich irgendwo mal gelesen habe in einer Fußnote, dass Jose Rizal den Wilhelm Tell von Schiller übersetzt hat und dachte, ich such das mal und habe es tatsächlich gefunden in der Bibliothek des romanischen Seminars der Universität Bern.
00:05:19: Da war eine filipino, also eine tarallische Ausgabe, greifbar.
00:05:24: Wobei das Buch war noch nicht aufgeschnitten.
00:05:26: Das hatte man in den Sechzigerjahren eingekauft, aber es hatte noch nie jemand dieses Buch ausgeliehen.
00:05:33: Das ist ja toll.
00:05:33: Darften Sie es aufschneiden dann?
00:05:35: Also die Bibliothekarin hat das vor meinen Augen getan.
00:05:39: Ein jungfreuliches Buch, das ist ja wahnsinnig spannend.
00:05:42: Genau.
00:05:43: Ich stell mir das immer so wie Tranchieren vor.
00:05:46: Ja, ich hab's mal probiert.
00:05:47: In Frankreich konnte man ja eine Weile noch so Bücher kaufen, die man selber aufschneiden musste.
00:05:53: Ich hab's nie geschafft.
00:05:56: Nie geschafft, ohne die Seiten zu zerreißen oder nicht übers
00:05:59: Herz
00:05:59: gebracht?
00:05:59: Ja, das hat dann immer so ... Nein, es war immer so ... Vielleicht noch mal.
00:06:03: Diese Ränder.
00:06:04: Ja.
00:06:05: In Italien gab es das auch eine Zeit lang.
00:06:08: Wilhelm Tell in Manila ist, wie Sie gerade schon gesagt haben, ein biografischer Roman.
00:06:12: Ein Roman, aber auch in dem es viel um Sprache, ums Übersetzen geht.
00:06:16: Darum, wie Erfahrungen und Positionen zu vermitteln sind, auch über Erfahrungsräume und Grenzen hinweg.
00:06:21: Wie macht man Lesern in den Tropen verständlich, was letcher sind?
00:06:25: Oder wie beschreibt man ihnen die Boote auf dem Vierwald Städter See?
00:06:28: Oder erklärt ihnen, was ein Land fogt ist?
00:06:31: Landwog ist ein gutes Beispiel, weil die Philippinen durchaus eine Art feudale Struktur hatten.
00:06:39: Das war aber auch eine Plantagenwirtschaft im kolonialen Sinn.
00:06:43: Und Chocerisal versuchte spanische Worte zu vermeiden.
00:06:48: Ich bin ja so vorgegangen, dass ich den Schiller eigentlich nicht mehr gelesen hatte.
00:06:54: Und dann Chocerisals Tagalog-Version.
00:06:59: Lars zurück übersetzte auf Deutsch und dann meine Rückübersetzung mit Schiller verglich.
00:07:06: Und also so habe ich herausgefunden, dass José Rechal sehr wörtlich zu übersetzen versuchte.
00:07:13: Er versuchte und das schrieb er dann auch an seinen Bruder, dass er versuchte, spanische Worte zu vermeiden, was eine rechte Leistung war, weil das der Galux sehr mit spanisch durchsetzt war.
00:07:24: Das heißt eben, er musste Neologismen finden.
00:07:28: für die Lawine, eine Flut aus Eis zum Beispiel.
00:07:34: Oder eben für den Langdvocht hätte es Gobernador gegeben, aber das war dann eben spanisch und er wählte Huckum, das heißt Richter.
00:07:47: Und ich denke, er tat das, weil er eigentlich eine Zeit evozieren wollte, in der die Spanier noch gar nicht.
00:07:55: da waren oder in der sie zumindest nicht gewonnen hatten, also quasi der Burgensturm gegen die Habsburger Erfolg gehabt hatte.
00:08:06: Man muss ganz kurz in die Geschichte eintauchen, vielleicht der Bruder von Roserisal, ein Theater begeisterter Mann gewesen, der sein Bruder in Europa gebeten hat, ein Stück von Schiller zu übersetzen.
00:08:21: In Tagalog, damit es dort aufgeführt werden könnte.
00:08:26: und die Entscheidung, dann Wilhelm Tell zu nehmen, die kam von José Rizal.
00:08:31: Ja, da gibt es verschiedene Theorien.
00:08:34: Ich habe eine erfunden.
00:08:36: Und zwar, dass er eine Serviererin, die er kannte, die ist überliefert, von der er schreibt er an seiner Familie, mit der er sehr viel sprach.
00:08:46: in meiner Theorie sagt, sie.
00:08:48: Die Studenten hier in Heidelberg, er hat sich mit schlagenden Studenten befreundet, war Paukarzt bei so Mansur-Fächtereien und dass die Wilhelm Tell mögen.
00:09:01: In Heidelberg werden ihnen verschiedene Leute sagen, dass es ein Herr Ulmer war, ein Pfarrer aus Wilhelmsfeld, der diese Idee vermittelt
00:09:11: hat.
00:09:12: Und so wie ... Schiller, womöglich auf die französische Revolution geschaut hat und auf revolutionäre Optionen in den deutschen Landen, damals, wenn er über die Schweiz erzählt hat, wird es Roserisal um filipinische Optionen gegangen sein können, wenn er... Wilhelm Tell dann ins Tagalog übersetzt.
00:09:38: Und diese Idee, dann das spanische ganz rauszunehmen, ist das politische Vorsicht?
00:09:43: Oder ist das ein Autonomie-Gestus schon?
00:09:47: Wie würden Sie das deuten?
00:09:50: Es ist ein Gestus der Nationenbildung.
00:09:54: Ich denke, etwas, das Ihnen Schiller sehr fasziniert hat, ist, dass sich die deutsche Nation ... quasi in der Sprache, in der Philosophie, in der Literatur schon formiert hat, lange bevor, dann das Kaiserreich diese Kleinstarten vereinigt hat.
00:10:15: Und das sah eher ein Vorbild, wie das auch gehen könnte in den Philippinen, dass man quasi über die Pflege der Sprache so etwas wie einen Vorlauf geben könnte zu einer politischen Befreiung.
00:10:31: Das ist durchaus zwiespältig.
00:10:32: Er hat einen Briefwechsel mit Ferdinand Blumentritt.
00:10:36: Das wäre ein Philippinist in Littomérice, damals Leitmérice, also Böhmen.
00:10:42: Und der war durchaus deutschnational gesinnt.
00:10:45: Und dem hat das gefallen, diese Idee.
00:10:48: das Spanisch aus dem Tagalog zu entfernen, weil er fand, das muss man im Deutschen auch mal, dieses lateinische C raus und so.
00:10:56: Und da sieht man auch das Zwiespältige, das ja auch im Wilhelm Tell angelegt ist.
00:11:02: Den kann man sehr rechtsnational lesen, aber auch sehr als Befreiungsstück im sozialen Sinn.
00:11:10: Das ist ja eine sehr schillernde Anlage.
00:11:14: Das war jetzt ein unabsichtliches Wortschritt.
00:11:19: Dein ersten eigenen Roman, Noli Metangere, da sind wir wieder im Lateinischen, lässt er dann in Berlin drucken.
00:11:27: Das ist für ihn günstigste Möglichkeit, es drucken zu lassen, um es dann die gedruckten Exemplare dann Richtung Philippinen zu verschiffen.
00:11:37: Aber dieses Buch habe ich das richtig verstanden, das schreibt er auf Spanisch.
00:11:41: Ja, weil das Tagalog, das ... ist für ihn eine große Anstrengung.
00:11:46: Und die Tatsache, dass sehr wahrscheinlich dieser Guillermo Tell auf den Philippinen gar nie aufgeführt wurde, hat damit zu tun, dass sein Tagalog sehr ungelenk war.
00:11:59: Das schreibt zumindest sein Bruder dann, als er das Maluskripte halten hat.
00:12:07: Insofern ist das ein patriotisches Projekt, aber zu Hause ist er im Spanischen.
00:12:13: Er hat seine ganze Ausbildung im Spanischen gemacht.
00:12:17: Und auch die Tatsache, dass er Guillermo, dass er den Namen trotz dem spanischen Welt, fand ich interessant.
00:12:27: Das war so, da geht es dann nicht auf, weil alle hatten spanische Namen.
00:12:32: Hätte das im Tagalog überhaupt eine größere Masse lesen können?
00:12:36: Weil wenn das die Volkssprache ist, waren hier wahrscheinlich nicht so weit mit der Bildung oder liegt da verkehrt?
00:12:41: Ja, aber es war ja ein Schauspiel.
00:12:45: Es gab eine sehr aktive, große Theater-Szene.
00:12:50: In der Tradition dieser Operetten-Sarsuelas hat man viel gedichtet.
00:12:56: Unter der amerikanischen Kolonialzeit waren politische Theatergruppen ein ganz wichtiges Element im Widerstand.
00:13:05: Ich dachte nur, dass er sein Buch nicht im Tagalog geschrieben hat.
00:13:11: Ja, das kann sein, dass er eigentlich im Tagalog die orale Tradition weitergeführt hat und schriftlich aber spanisch.
00:13:21: Ich fand es völlig faszinierend zu lesen, dass es in Tagalog zwei Formen des Wir gibt.
00:13:28: Also einen Wir, das die Sprechenden und die Angesprochenen umschließt und eines, das die Angesprochenen ausschließt, also ein Wir aber nicht
00:13:37: ihr.
00:13:37: Allein bei jedem Wir im Sinne des Texts dann entscheiden zu müssen, welches denn jetzt gemeint ist, also in beide Übersetzungsrichtungen auch, in die aus dem Tag Karl-Lok ins Deutsche, das Sie betreiben, das stelle ich mir total mühsam vor.
00:13:50: Auch horizontal erweitern.
00:13:52: Auch
00:13:53: das.
00:13:54: Weil man muss soziale Situationen etwas genauer lesen.
00:13:59: Ja.
00:13:59: Und eigentlich merkt man dann, dass man es praktisch immer sehr genau sagen kann im Deutschen, was es wäre, also KAMI oder DAIO, also DAIO inklusiv, KAMI exklusiv.
00:14:13: Mir ist es schon passiert, dass mir das dann sehr gefehlt hat, dass die tagalische Unterscheidung, also zum Beispiel... Ein bisschen blödes Beispiel.
00:14:23: Mein Mann sagt, seine Ex-Freundin habe ihn angerufen und wir gehen zusammen essen.
00:14:29: Und dann muss ich überlegen, bin ich jetzt mit eingeladen oder nicht.
00:14:35: Solche Situationen, wo es wirklich im Deutschen fehlt, dass man weiß, wie es gemeint ist.
00:14:41: Es ist eigentlich bewusstseinserweitend, auf eine bestimmte Weise.
00:14:47: Ja, wie wahrscheinlich jede Sprache, die ja einfach noch andere Schattierungen kennt, in anderen Gegenden genau ist oder ungenau.
00:14:58: Vielleicht ist das in meinem Brandenburger Dialekt, wir so eine Erweiterung noch haben für es wir, also wir gehen mit Nicole, heißt dann ich und Nicole gehen irgendwo hin.
00:15:06: Aber das ist komplett, nur in diesem kleinen Kreis.
00:15:09: versteht das irgendjemand, alle anderen denken wir sind eine größere Gruppe, wenn ich sage wir gehen mit Nicole.
00:15:14: Das fällt mir nur gerade ein als absoluter Fußnot an der Stelle.
00:15:18: Bewusstseinserweitern
00:15:19: des
00:15:19: Brandenburg.
00:15:20: Genau.
00:15:22: Diese Fragen oder diese Herausforderung bei der sprachlichen Vermittlung, wie übersetzt man Gletscher, wie spricht man über Boote, die noch niemand dort gesehen hat und vielleicht auch nie jemand dort sehen wird?
00:15:36: und was macht man mit dem Land fogt und so.
00:15:38: Die gibt es sicher auch in umgekehrte Richtungen.
00:15:41: Da sind sie uns nur nicht so naheliegend.
00:15:43: Also es gibt, stelle ich mir vor, auch Wörter, Dinge, Eigenschaften, diese berühmten, Zweiundzwanzig Wörter für Schnee, der Inuit oder sonst was.
00:15:55: Also Wörter, die in den Philippinen sehr viel vielfältiger sind oder ganz anders sind als bei uns und bei denen es eben dann eine entsprechende Übersetzungsarbeit auch aus dem Tagalog ins Deutsche gibt.
00:16:07: Was wäre das?
00:16:09: Zum Beispiel die Aswang, die auch ein Mann sei.
00:16:13: Die oder der Aswang, im Titel des Buches, das Meer der Aswang von allen Terrain.
00:16:20: Das habe ich gar nicht übersetzt, sondern dachte, ich bring das ins Deutsche.
00:16:24: Das ist ein mystisches Wesen, das man als Vampir übersetzen könnte, aber das wäre dann irreführend.
00:16:33: Weil es eben wirklich etwas anderes ist und eine andere Geschichte hat.
00:16:37: dem Autor geht es darum vor christliche Glaubensinhalte wieder hervorzuholen, die dann von spanischen Missionaren und Volkskultur überlagert wurden.
00:16:51: Er geht davon aus, Aswang war mal eine niedere Gottheit des Todes, eine Art Wächter am Übergang zum Jenseits, und das wurde dann eben immer vampirischer, immer hexischer durch die Verteuflung auch der christlichen Missionare.
00:17:05: Und heute ist es eine Art Monster, mit dem man Kindern Angst macht, weil es Nachts kommt und embryos aus schwangeren Frauen absaugt und solche Sachen.
00:17:16: Also so ein bisschen wie die Baba Jager im Osteuropäischen.
00:17:21: Völlig überfordernd.
00:17:22: Ich hätte sie ja reindarfen.
00:17:23: Nein, natürlich.
00:17:27: Für mich waren genau solche Bezüge sehr interessant.
00:17:30: Zum Beispiel ich habe das Buch ist voll von so Naturgeistern.
00:17:36: Und jetzt bei Erzwang dachte ich, okay, das lass ich, aber ich konnte nicht alle lassen und musste zum Teil etwas übersetzen.
00:17:43: Und hab dann bei Jakob Grimm im Anhang zu der deutschen Mythologie war, das ist eine Fundgrube von solchen Wörtern.
00:17:50: Und was mich da sehr interessiert hat, das ist überhaupt nicht deutschnational.
00:17:56: Das geht dann ins übersorbische, wendische, indislawischen Gebiete.
00:18:01: Da kommt so eine Art europäisch zusammen, das durchaus auch als osteuropäische Gebiete einbezieht.
00:18:08: Und da hatte ich dann schon Lust, auch zu sagen ... Einige dieser Figuren, das sind doch einfach Elfen.
00:18:16: Die kenne ich doch.
00:18:19: Ein Hin und Her zwischen einer Haltung, die das Fremde akzeptiert und sagt, das ist etwas Neues, das kennen wir nicht.
00:18:27: Und gleichzeitig ist uns auch nicht alles Fremd.
00:18:30: Also, ich hab den, das Meer der Aswang, das hatte ich in unserer Lesaufteilung als etwas genauere Lektüre.
00:18:37: Ich glaube,
00:18:37: wir müssen ganz kurz mal unsere liebe Hörerinnen, liebe Hörer, wir müssen sie ganz kurz abholen und mitnehmen.
00:18:43: Wir sind also mitten im nächsten Buch, im ersten Buch, das Annette Huck übersetzt hat aus dem Tagalog, das Meer der Aswang von Alan N. Derain.
00:18:53: Also, jetzt wissen wir schon einiges über den Titel, über das Werk, über die Geschichte, über die Aswang.
00:19:00: und haben noch viele Fragen.
00:19:01: Genau.
00:19:02: Ich fand es ganz schön, dass sie genau mit der Elfe, weil die Elfe hatte ich mir auch extra aufgeschrieben, weil ich dachte, das war so ein Wort, an dem so sich das brach, auch was wir heute mit Elfe assoziieren, was vielleicht von Disney sogar ein bisschen mit überarbeitet ist und mehr hin zu diesem alten Volksglauben zurück, dass das auch so ein zwiespältiges Wesen sein kann, was auch ... eine böse Absicht sozusagen mit haben kann.
00:19:23: Es kommen so ganz viele dieser mythischen Namen begegnen einem hier.
00:19:27: Und vielleicht das kurz einzuführen.
00:19:28: Es geht um eine junge Frau, deren Mutter einen Arl geboren hat.
00:19:33: Die wird vom Dorf dann für das Fremdgehen hingerichtet.
00:19:36: Und das Mädchen, um das es geht, legt sich wegen dieses Arls dann eben mit allerlei Geistern und Dämonen, würde ich sagen, an.
00:19:44: Und ... Es gab in dem gleich ziemlich weit vorne im ersten oder zweiten Kapitel gleich mehrere Stellen, die mir sprachlich wahnsinnig aufgefallen sind, wo ich dachte, das ist superinteressant als Punkt beim Übersetzen.
00:19:56: Da fragt ein Dämon, ich nenne es jetzt Dämon, also einer dieser Wesen, die da angekrochen kommt, das Mädchen, warum ihre Mutter einen Ahl zur Welt gebracht habe.
00:20:05: Meine Mutter war eben auch ein Igard.
00:20:07: Sagt das Mädchen darauf, weil die Faulatmigen die Sprache Wissa Jan verstehen.
00:20:11: Wissen sie, dass Igat nicht nur Al heißt, sondern auch Flittchen.
00:20:15: Und das reicht ihnen als Antwort aus.
00:20:17: Und da wir meine Frage, ist das im Original schon drin gewesen, ist das jetzt eine Übersetzungsleistung von Ihnen?
00:20:21: Wie viel mussten Sie nachgucken, um zu übersetzen, was das eigentlich heißt?
00:20:25: Weil ja so viele verschiedene Ebenen da gleich mitgehen.
00:20:28: Das ist eine der wenigen Stellen, wo ich deutlich machen kann, dass allen derer ihnen eben ... wirklich Philippino schreibt und nicht der Galug.
00:20:36: Also, dass er ein Philippino schreibt, das sich anreichert durch Wörter aus anderen dieser Hundertdreißigsprachen.
00:20:43: Und dass er damit spielt.
00:20:45: Und es ist zwar eine Geschichte, die eben der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts spielt, mit diesen archaischen, volkloristischen Elementen spielt, aber der Erzähler ist eine sehr moderne Figur, eine sehr moderne Stimme.
00:21:01: Man erfährt nicht wirklich wer er ist.
00:21:03: Aber das hat mir sehr geholfen, dass diese Erzähler selber immer schon weiß, ich übersetze eigentlich, weil die Leute reden ja anders und die Geister sowieso.
00:21:13: Geistervögel nochmal anders.
00:21:15: Das war natürlich ein Fest für mich als Übersetzerin, weil ich dann ab und zu auch noch mir selber eine Bemerkung zur eigenen Übersetzung erlauben konnte.
00:21:25: Also Sie hatten immer Zela schon einen Komplizen sozusagen.
00:21:30: Es gibt eine andere Stelle, da heißt es dann, so ein Heiler kommt dann, um das Mädchen irgendwie von dieser Besessenheit, die sie dann von den Dämonen mitbringt, zu befreien.
00:21:37: Und er sagt, Firoket wart die Seele, was so kompletter Dialekt ist.
00:21:42: Und es wird auch erzählt, dass er dabei in den Dialekt zurückverfällt.
00:21:47: Wie entscheidet man, in welchem Dialekt man das dann irgendwie adäquat ins Deutsche bringt?
00:21:52: Fällt mir bei dickens Übersetzung auch immer wieder auf.
00:21:54: Wie macht man das?
00:21:55: Jetzt
00:21:57: bei dieser einen Stelle war das relativ intuitiv, muss ich sagen, weil das ist auch nur, das kommt einmal, Pen.
00:22:07: Es gibt andere Stellen, wo der der Pater Obaba, das ist der Spanier, spricht und der kann nicht gut Tagalog oder Filipino.
00:22:17: Nein, damals war es ganz gut.
00:22:19: Also, was auch immer, dann spricht er ganz nicht gut.
00:22:23: Er macht so typische Fehler eines Sprachlerners, misst viel Lateinisches rein.
00:22:29: Und da habe ich mich entschieden, einen frühen Neuhochdeutsch zu wählen von der Orthografie her.
00:22:39: Und damit das dann doch ein bisschen konstant ist.
00:22:44: Und um auch denselben Effekt zu ... erreichen wie allen der Reihen mit seinem im Original, nämlich dass das extrem Altmodel, also wirklich sehr historisch wirkt, so alle eben an frühe Moderne eigentlich denken.
00:23:00: Ich muss gerade noch eine Nachfrage stellen.
00:23:02: Sie unterscheiden zwischen Tagalog und Filipino.
00:23:05: Ich habe das oft auch synonym verwendet gesehen oder habe ich da einfach unaufmerksam gelesen?
00:23:13: Das ist eine große Frage.
00:23:16: Sie werden von ganz vielen Leuten ganz viele verschiedene Antworten erhalten.
00:23:22: Dazu, wie das sich genau verhält.
00:23:25: Die filipinische Verfassung hält fest, Filipino ist die Landessprache.
00:23:31: Sie beruht auf Tagalog.
00:23:33: reichert sich aber an.
00:23:35: Also genau das, was allen der Rhein eigentlich macht in seinem Buch.
00:23:40: Meines Wissens gibt es keine genauen Forschungen dazu, wie sich heute Philippino von Tagalog unterscheidet oder nicht.
00:23:47: Und es gibt auch viele Leute, die das ablehnen, weil ihre Muttersprache Visayern ist oder Ilocano oder so.
00:23:53: Und für die ist das eine Fremdsprache, die sie lernen müssen.
00:23:57: Das ist zwar sehr verwandt.
00:23:59: mit ihrer, also dieselbe Sprachfamilie, aber doch, man muss das lernen.
00:24:03: Und deshalb gibt es eine Art Bevorzugung der Hauptstädter durch diese Wahl von Filipino als Nationalsprache.
00:24:14: Darauf müssen wir gleich, wenn wir ... Mit etwas größerem Abstand auf.
00:24:18: die Philippinen schauen noch mal insgesamt als Gebilde und auch als Sprachwelt in sich.
00:24:23: Darauf werden wir dann noch zu sprechen kommen.
00:24:25: Es gibt dann mitten in dem Meer der Asswang ein Heldenlied.
00:24:30: Also da wechselt dann das Erzählte in die Fersform.
00:24:33: Das stelle ich mir am schwierigsten vor beim Übersetzen.
00:24:36: Geht es Ihnen auch so oder ist es vielleicht umgekehrt sogar so, dass der Fers dann auf einmal mehr Freiheiten bietet?
00:24:42: Freiheiten würde ich nicht sagen.
00:24:45: Aber so eine Aufforderung zum Gesang, weil das waren gesungene Heldenlieder.
00:24:54: Die werden heute auch noch gesungen.
00:24:56: Es gibt Sängerinnen dieser epischen Tradition auf der Insel Panei in einer Sprachgruppe, die Paneibukidnon heißt.
00:25:06: Das kann man hören.
00:25:07: Das finden Sie auch auf YouTube, wenn Sie Sugidanon Paneibukidnon eingeben.
00:25:12: Aber das ist eine Art ... Schänten sage ich jetzt mal, die ich unmöglich auf Deutsch wiedergeben kann.
00:25:19: Das ist eine komplett andere Welt.
00:25:22: Und ich kann das auch nicht in eine Art Beowulf- oder Nibelungenlied verwandeln, was ja vielleicht von der Funktion her etwas Ähnliches wäre.
00:25:33: Und da habe ich mich dann einfach sehr genau Versuch daran zu halten, was allen derer inmacht, der ja eine Brücke schlägt von diesen vorchristlichen Indigentraditionen in eine moderne, wenn nicht postmoderne, Literatur und hat mich an einen komponisten orientiert, Jose Mercedes, der ein sehr zeitgenössischer Der Komponist war in den Sechziger, Siebziger Jahren und eigentlich elektronische Musik mit so indigenen Village Music, wie er es nannte, kombinierte.
00:26:10: Und da habe ich einen eigenen Mix daraus gemacht und versuch, daraus einen Rhythmus abzuleiten.
00:26:18: Ob man jetzt das merkt, im Text weiß ich nicht.
00:26:21: Es hat mir jedenfalls dazu verholfen, dass ich irgendwann sagen konnte, das stimmt oder das stimmt nicht.
00:26:28: Das klingt nach einer wahnsinnigen Kulturrecherche für jedes Buch, das übersetzt werden
00:26:32: muss.
00:26:34: Ja, und das ist natürlich ein unglaublicher Luxus, den ich mir da geleistet habe.
00:26:39: Mit einem Verlagsonnerar ist das überhaupt nicht abgedeckt.
00:26:44: Ich hatte das Glück, dass ich auch noch zusätzliche Gelder beantragen konnte bei Proelfecia und an Kanton Zürich,
00:26:51: etc.,
00:26:52: die mir diesen Luxus erlaubt haben, da eigentlich völlig über Bord zu gehen.
00:26:56: Mit Ausflügen, Exkursen, etc.
00:26:59: Ich finde, man merkt es dem Buch auch an.
00:27:00: Es hat einen ganz schönen ... Rhythmus gerade in diesen Wechseln, dass man wirklich auch die verschiedenen Ebenen mitbekommt, obwohl man, wie ich jetzt, viel, viel weniger Ahnung von den Philippinen, aber als Sie.
00:27:13: Aber trotzdem, dass dieses interkulturelle irgendwie sich mit übersetzt, mit der Übersetzung sozusagen.
00:27:19: Wollen wir zum zweiten Roman kommen?
00:27:21: Der auch übersetzt wurde von Ihnen.
00:27:23: Können wir gerne.
00:27:23: Volles
00:27:24: Programm.
00:27:24: Hab
00:27:24: gerade noch an den Lyrikband denken müssen, der... Vier, das vierte Buch, das habe ich noch nicht mit auf der Liste.
00:27:32: Es gibt einen Gedichtband, den sie übersetzt haben, zu einer Zeit als noch gar nicht feststand, dass die Philippinen Ehrengast der Buchmesse, zwei Tausendfünfundzwanzig werden.
00:27:42: Ist der in dessen Zwischen erschien, ist das abgeschlossen?
00:27:45: Ja, der Gedichtband, der ist letztes Jahr schon erschienen.
00:27:49: Also, im kleinen Verlager Tinker, Edition Tinker-Tinker in Winterthur.
00:27:56: Und Luna Sikatkleto war auch letztes Jahr schon an der Buchmesse.
00:28:00: Und wir haben eine kleine Leserreise machen können.
00:28:03: Es war ein guter Auftakt quasi für mich.
00:28:05: Und es war eben schön, weil wir haben da, in den Jahren von dem Jahr zwei Tausend Achtzehn begonnen, daran zu arbeiten.
00:28:11: Ich habe ohne Honorar gearbeitet, konnte dafür bei ihr gratis wohnen.
00:28:16: Das war noch unter ganz anderen Bedingungen, als jetzt, wo dieser Gastland auftritt, alles verändert hat.
00:28:24: Das ist
00:28:25: jetzt der Buch.
00:28:26: Ich wollte das vorher... Das heißt, der Teufel auf den Philippinen, wie er aus spanischen Quellen hervorgeht.
00:28:33: Der Teufel auf den Philippinen, wie er aus spanischen Quellen hervorgeht, von Isabelo de los Reyes.
00:28:38: Das war ein Zeitgenosse von Rizal, also auch Ende des Jahrhunderts.
00:28:43: Und der geht eben darauf ein, dass der Teufel auf der Galoge meistens demonio heißt.
00:28:50: Also das Wort Dämon geht da so hin und her zwischen Dämon und Teufel.
00:28:56: Und Isabelo de los Reyes macht eine Art Collage aus spanischen Kroniken.
00:29:02: Schneidet die so zusammen, dass man den Eindruck erhält, die Spanier haben eigentlich den Teufel auf die Philippinen importiert, weil sie überall Teufels waren.
00:29:12: Ich finde es witzig, auch bedrückend, je nachdem, wie man gerade aufgelegt ist, wenn man es liest.
00:29:19: Ein kurzes Buch mit sehr vielen ausschweifenden, barocken Fußnoten und Nachworten.
00:29:25: Auch bei Edition Tinker, Tinker erschienen.
00:29:29: Ja, das zusammen mit dem Christentum auch, die christliche Version des Teufels.
00:29:33: Und der Hölle und aller Drohungen, die man so auffahren kann, um eben zum rechten Glauben zu bewegen, zu bekehren und dann auch dabei zu halten, das leuchtet mir eigentlich sofort ein.
00:29:47: Und eines der Nachworte ist von Benedict Anderson.
00:29:51: dem sehr bekannten Südostasienforscher Historiker.
00:29:54: Und der spricht eigentlich von einem globalisierten Satan, der durch diese Kolonisierung dann verbreitet wurde.
00:30:01: Ja, das fand ich auch ganz interessant bei den Asfangen, nochmal bei dem Meer der Asfangen, dass man eigentlich mitkriegt, dass die Welt für diese Völker der Philippien voll ist mit diesem Dämon, aber mit ihnen irgendwie in einem ganz anderen Einklang gelebt wird.
00:30:13: Also, dass die für so ein eher so ein fernöstliches Kreislauf.
00:30:17: Modell sozusagen haben, dass die notwendig sind und nicht nur dieses restliche Gut-Böse.
00:30:22: Ja, die haben mich auch.
00:30:24: Genau, danke.
00:30:25: Das war das Wort, auf das ich jetzt nicht kam.
00:30:27: Zu viel in der Übersetzung hier direkt verloren.
00:30:31: Das ist ja überhaupt, finde ich, etwas faszinierendes und vielleicht auch sehr spezielles an den Philippinen, dass man da nicht monotheistische Traditionen haben, die es in die... Gegenwart geschafft haben.
00:30:45: Und die sich jetzt neu artikulieren.
00:30:48: Vielleicht nicht unbedingt im spirituellen Sinn, aber in erzählerischen, im elektrarischen Sinn.
00:30:53: Der zweite Roman, den wir im Blick hatten, neben ihrem eigenen, der zweite von Ihnen übersetzte Roman aus dem Tagalog, ist die Siebziger von Lohalhati Bautista.
00:31:04: Im Original erschienen, in den Tränen, in den Tränen.
00:31:05: Im Original erschienen, in den Tränen, in den Tränen.
00:31:07: Im Original erschienen, in den Tränen, in den Tränen.
00:31:09: Im Original erschienen, in den Tränen, in den Tränen.
00:31:11: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:12: Im Original erschienen, in
00:31:13: den Tränen.
00:31:14: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:17: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:18: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:19: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:21: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:22: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:24: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:25: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:25: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:26: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:28: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:29: Im Original erschienen, in den Tränen.
00:31:31: Im Original demokratischen Bewegung, die damals, als ich da studiert habe, war bereits der zweite Präsident nach Markus.
00:31:40: Also, sixundachtzig hat ja eine Volksbewegung, den Diktator Ferdinand Markus quasi zum Teufel gejagt.
00:31:48: Und dann kam Corazoner China und dann Ramos.
00:31:51: Und das war immer noch recht fragil.
00:31:54: Es gab immer mal wieder einen versuchten Militärputsch.
00:31:57: Es gab sehr viele auch noch Todesschwadronen gegen Aktivisten, Aktivistinnen aktiv waren.
00:32:04: Aber es war jetzt aus heutiger Sicht eine sehr hoffnungsvolle Zeit, ein großer Aufbruch in eine demokratischere Zukunft.
00:32:12: So stellte man sich das vor.
00:32:15: Und dazu gehörte Lualati Bautista, weil dieser Roman die Siebziger, den hatte sie noch in den letzten Jahren des Kriegsrechts, also der Markus Zeit geschrieben.
00:32:26: Und das Buch hatte selber dazu beigetragen.
00:32:29: dass sich diese Demokratiebewegung stärkte und immer breiter und immer vielfältiger auch wurde.
00:32:36: Wir sortieren mal gerade kurz ein bisschen Ferdinand Marcos.
00:32:41: Ich habe mir das richtig gemerkt.
00:32:44: Als demokratisch gewählter Präsident.
00:32:46: Dann hat er das Kriegsrecht verhängt.
00:32:49: Er wurde erst mal aufgehoben.
00:32:51: Also wirklich neun Jahre lang Kriegsrecht.
00:32:54: Die eigentlich die gesamten Siebziger über, von denen das Buch handelt.
00:32:58: Dreiundachtzig war er immer noch Präsident.
00:33:00: Als das Buch erschien und ist dann in sechsten Achtzig verjagt worden, hat sich auf nach Hawaii geflüchtet.
00:33:07: Was heißt es, dass ... Dieser Roman eben noch in den Ausläufern dieser Zeit geschrieben wurde, in der er ja auf eine sehr kritische Weise nicht spielt, aber so sehr deutlich spielt.
00:33:22: Es geht um eine Familie mit fünf Söhnen und einer geht in den Untergrund, einer bringt sich schreibend in Gefahr, wird also zum Regimenkritiker.
00:33:32: Also es geht hochher auch politisch in dem Roman.
00:33:35: Was heißt es, den eighty drei zu veröffentlichen?
00:33:40: Das war riskant, aber er wurde auch noch unter Markus ausgezeichnet.
00:33:47: Trotzdem war das riskant.
00:33:49: Aber das ist etwas, was ich bis heute wahnsinnig schwierig finde in den Philippinen.
00:33:54: Man weiß oft nicht genau, was ist gefährlich, was nicht.
00:33:58: Auch die staatliche Repression hat ... oft etwas Terroristisches, in dem Sinn, dass es irgendwen treffen kann, dass es oft nicht sehr systematisch ist, aber das heißt, die Angst verbreitet sich dann und plötzlich kann etwas passieren oder es kann jemand verhaftet werden.
00:34:15: Und es wurden in dieser Zeit, dreiundacht, sievierundacht, immer noch Leute umgebracht, verhaftet.
00:34:21: Sie reden gerade von politischer Repression so als wäre es heute als wäre es gegenwärtig als hätten wir nicht nur marcos hinter uns sondern also mein Mit den blauen Augen, blauäugig, wie ich jetzt von diesen Zehntausend Kilometern Distanz auf das Land schaue, das mir fast völlig unvertraut ist.
00:34:43: Würde ich denken, nach Duterte kann es doch nur besser geworden sein.
00:34:46: Und trotzdem klingt in dem, wie sie es schildern, an, dass bestimmte Gefahren für Verfechter der Demokratie heute noch genauso bestehen wie oder in ähnlicher Weise, nicht genauso bestehen, aber bestehen.
00:35:04: Es gibt Risiken und man muss immer sehr unterscheiden, ob man so der Hauptstadt spricht oder einer großen Stadt wie Cebu.
00:35:13: oder vom Land, von Berggebieten, wo auch sehr wenige, wo längst nicht alles bekannt wird in der Hauptstadt, wo immer noch eine kommunistische Guerilla zum Teil aktiv ist.
00:35:23: Und das heißt, wenn dann Leute als Sympathisantinnen dieser Guerilla, der ein New People's Army gebrannt war, werden, dann ist das lebensgefährlich.
00:35:33: Und Präsident Ferdinand Marcos hat den sogenannten Krieg gegen Drogen von Rodrigo Duterte nie offiziell beendet.
00:35:41: Und es gab keine Aufarbeitung im Land selber über diese Morde an über zwanzigtausend Leuten im Krieg gegen Drogen von Rodrígue.
00:35:50: Die Terte sind viel mehr als in der ganzen Zeit vom Kriegsrecht unter Ferdinand Marcos umgebracht worden.
00:35:59: Das heißt, was da passiert ist an Zerstörung von Vertrauen, an Zerstörung von rechtsstaatlichem... operieren, das ist nicht aufgearbeitet.
00:36:12: Das heißt, man kann der Polizei nicht vertrauen und man weiß nicht mit was für vigilante Gruppen die noch zusammenarbeiten.
00:36:20: Ich erinnere
00:36:20: mich an einen Dokumentarfilm, den ich vor ein paar Jahren auf einem Filmfestival gesehen habe, der jetzte Kingmaker von Lauren Greenberg, wo es um Imelda Marcos ging und wie viel Einfluss sie eigentlich noch hatten, dass auch die Wahl von Duterte immer noch von ihren Kindern und Nachfahren mitbestimmt und dass da immer noch im Hintergrund die Fäden gezogen werden.
00:36:40: Dass da auch noch ganz viel dieser alten Diktatur sich einfach fortsetzt bis heute in der politischen Ebene, gerade auf der politischen Ebene.
00:36:47: Im Moment haben sich diese zwei Clans total zerstritten.
00:36:52: Markus hat zugelassen, dass Rodrigo Duterte jetzt in den Haag vor dem Internationalen Strafgerichtshof sitzt, was unglaublich toll ist, finde ich.
00:37:02: Aber das heißt, es ist sehr unbestimmt, wie das weitergehen kann, weil Sarah Duterte angekündigt hat, dass sie Präsidentin werden will.
00:37:12: Das ist die Tochter von Rodrigo Duterte.
00:37:15: Auf die politische Situation schauen wir vielleicht später nochmal.
00:37:20: Wir sind noch nicht fertig, finde ich, mit dem Roman, mit den Siebzigern.
00:37:25: Vielleicht können Sie uns noch einen kurzen Einblick geben da rein.
00:37:28: Wir hatten es von einer Familie mit fünf Söhnen.
00:37:31: Was passiert?
00:37:32: Wie wird erzählt?
00:37:34: Worum geht es?
00:37:36: Es ist ein Monolog.
00:37:39: Ich habe lange überlegt, ist es ein innerer Monolog oder ist es eine Art Referat?
00:37:44: Und ich glaube, es ist etwas dazwischen.
00:37:47: Diese Amanda Bartolomé, heißt sie, stellt sich da als eine Frau, die anfangs etwas naiv und unwissend zuschaute, wie sich da ihr älterster Sohn radikalisiert, sich dann aber immer mehr zu interessieren beginnt.
00:38:08: Dafür, was der denkt, sie liest auch seine Papiere, sie und entwickelt dann eine sehr witzige Art zu kommentieren, was da passiert.
00:38:19: Und sie ist nie, manchmal übernimmt sie so ein bisschen seinen Politjargon, dann ist sie aber auch wieder sehr distanziert dazu und findet, ja, aber ich lasse mir, also sie lässt sich nicht von seiner kommunistischen Partei vorschreiben, wie sie reden und wie sie denken soll.
00:38:40: Das finde ich sehr interessant, dass da eine gewisse Distanz bleibt.
00:38:44: Eben durch das, dass sie eine Hausfrau bleibt, die in ihrem Haus wahrnimmt, wie alles aus dem Rudergerät.
00:38:55: Es werden ihr da plötzlich verletzte Untergrundkämpfer angeliefert, die sie pflegen soll.
00:39:02: Und die Situation spielt sich sehr zu.
00:39:05: mit einem Sohn, der dann tatsächlich umgebracht wird, aber aus anderen als politischen Gründen.
00:39:14: Ich habe das Buch gelesen als so ein bisschen auch vor sich hin erzählen einer Frau.
00:39:20: Also so wie so ein Selbstgespräch, dass man vielleicht so bei der Hausarbeit oder bei der Gartenarbeit oder beim Gang irgendwo hin, dann mit sich selbst führt.
00:39:31: So ein halbes Gemurmel und dann aber auch in Loops gesprochen und in Figuren und auf Dinge wieder zurückkommend gesprochen, sich über den Mann beschwerend und so weiter.
00:39:42: Also vor sich hingesprochen, als würde niemand zuhören.
00:39:45: Und gerade darin dann aber auch einen großen Witz und eine große, eine überraschende Weitsicht entwickelnd
00:39:54: auch.
00:39:55: Ja, das freut mich sehr, dass Sie das so gelesen haben.
00:39:59: Wenn man dieses Buch jetzt, vierzig Jahre später auf der anderen Seite der Welt liest, was nimmt man daraus für die Philippinen von heute mit?
00:40:11: Oder für sich selbst?
00:40:13: Da bin ich sehr gespannt, was leser ihnen dieses Buch.
00:40:18: lesen und die Philippine nicht so kennen, was sie mitnehmen.
00:40:21: Wir haben auch mit der Verlegerin Annette Michael oft darüber gesprochen, was für mich war das, das Übersetzen hier hat weniger Recherchen gebraucht, als das mehr Auswand, weil mir die Geschehnisse auch sehr viel bekannter waren.
00:40:39: Aber es war emotional sehr, sehr aufwührend, weil es doch auch, ja, wie soll ich das sagen?
00:40:50: Ich bin oft auch nicht ganz einverstanden mit Amanda Bartolomé.
00:40:54: Manchmal find ich, zieht sie zu schnelle Schlüsse.
00:40:57: Oder dann hat sie so einen sehr, wie soll ich sagen, eine Art Feminismus, wo sie findet, die Frauen müssen ihre Macht erkennen, die sie durch das Gebären haben.
00:41:08: Und so das ist jetzt nicht meine Art von Feminismus.
00:41:10: Aber ich erkenne darin auch Frauen, die ich sehr bewundert habe als junge Frau.
00:41:16: Das waren die, die meine Professorin ... Auf den Philippinen haben zum großen Teil im Untergrund gekämpft während den Seventigerjahren.
00:41:27: Und wir haben die natürlich geliebt, bewundert.
00:41:32: und weil das so eine Pionierstimmung war an der Uni mit diesen Women's Studies, hat man eigentlich sehr egalitär auch zusammengeforscht und diskutiert.
00:41:42: Für mich war das eine Auseinandersetzung auch mit einer Art Mütter-Generation eines Feminismus, der ein Siebzigerjahr Feminismus ist, aber eben in Manila.
00:41:52: Das heißt, es geht da immer auch um den Wechselkurs Peso-Dollar, um internationale wirtschaftliche Zusammenhänge und dann zack um die Frage, macht mir eigentlich der Sex mit meinem
00:42:06: Mann.
00:42:09: Bautista selbst noch kennengelernt.
00:42:11: Sie ist vor zwei Jahren gestorben.
00:42:14: Leider nicht persönlich.
00:42:16: Ich wollte das Buch schon im Jahr zwei Tausend Fünfzehn übersetzen.
00:42:22: Und habe mir da zum ersten Mal ein dossier gemacht.
00:42:26: Und da habe ich sie angeschrieben über Facebook.
00:42:28: Sie war extrem aktiv auf Facebook.
00:42:31: Und sie hat mir auch geantwortet, hat sich sehr gefreut.
00:42:34: Es gab da einen Artikel über sie in Südostasienmagazin.
00:42:39: Das hat sie wahnsinnig gefreut.
00:42:42: Und dann ist sie eben leider... Ich hätte
00:42:46: sie jetzt gerne noch persönlich gefragt, wie sie zu ihrer Hauptfigur steht.
00:42:50: Das können wir, ja, können wir nicht mehr machen.
00:42:55: Vielleicht eine gute Vermutung könnte da Beverly Beyoncé.
00:43:03: äußern, die wird kommen, die hat ein Nachwort geschrieben und die hat sich sehr gut gekannt.
00:43:07: Das ist eine jüngere Autorin, die sich auch als eine Autorin sieht, die ihm in der Nachfolge von Lualati Bautista schreibt.
00:43:16: Fünfhundert Jahre spanische Kolonisation, dann nochmal, wie viel waren das?
00:43:22: Sechzig?
00:43:24: Fünfzig?
00:43:25: Irgendwas, so fünfzig, sechzig Jahre amerikanische Kolonisation.
00:43:30: Das sind natürlich geschichtliche Phasen, die sich auch sprachlich einschreiben in ein Land, die Entscheidungen, in welcher Sprache man schreibt, wenn man als Autorin, als Autor in den Philippinen literarisch arbeitet, stelle ich mir auch als eine politische, natürlich auch als eine ökonomische Frage vor.
00:43:53: Wie würden Sie sagen, verschränkt sich das beides?
00:43:57: Gute Frage.
00:44:00: Man würde denken, Wenn man auf Englisch schreibt, hat man ökonomisch bessere Aussichten.
00:44:07: Oft ist das aber eine Illusion, denke ich, weil auch die englischgeschriebene Literatur auf den Philippinen bisher international wenig wahrgenommen wird.
00:44:17: Es ist nicht so, dass dann diese Bücher in den USA verkauft würden.
00:44:22: Da muss man schon den Sprung machen und einen US-amerikanischen Verlag finden.
00:44:29: Das sind dann die sogenannten Filamautorinnen mit China Apostol zum Beispiel, die jetzt richtig Erfolg hat in den USA selbst.
00:44:37: Auf den Philippinen selbst ist die Entscheidung, Philippino zu schreiben, sicher eine politische Entscheidung auch, wobei es, weil man sagt dann, ich schreibe für den lokalen Markt, ich schreibe auch für Menschen, die nicht so gut Englisch können.
00:44:56: oder die im weitesten Sinn jetzt anknüpfen an diese Vision von José Rizal zu sagen, wir müssen als Nation unsere eigene Sprache oder eine unserer eigenen Sprachen pflegen und zur Kultursprache, zur wissenschaftlichen Sprache auch hochtreiben, quasi.
00:45:18: Eine unserer vielen Sprachen haben Sie gerade gesagt, das sind je nach Zählung hundert, dreißig bis hundert neunzig.
00:45:25: Das heißt auch die Frage, ich weiß jetzt gar nicht, wie viele davon sagen wir literarisch genutzt werden, also in wie vielen dann auch geschrieben und veröffentlicht wird, aber auch die Frage, welche dann zum Auftritt nach Frankfurt mitgenommen werden und welche vielleicht auch nicht, ist ja auch eine... ökonomische und politische in gleicher Weise.
00:45:46: Können Sie da ein bisschen uns aufklären, wie viele Sprachen sind sozusagen Sprachen, die auch in denen es eine Literatur gibt, in denen Bücher geschrieben werden?
00:45:58: Was kommt mit und auf uns zu?
00:46:02: Literatur gibt es wahrscheinlich in praktisch allen Sprachen.
00:46:05: Also wenn man dann eben die mündliche Literatur, die alten Lieder, die Rätsel, die die die orale Tradition mitzählt.
00:46:17: Schriftliche Literaturbücher gibt es sicher in den acht bis zehn regionalen Verkehrssprachen.
00:46:27: Die werden auch fast alle präsent sein in Frankfurt.
00:46:33: Ich finde es sehr interessant, dass die Organisatorin der Philippine nicht sehr marktgängig auswählen, wen sie präsentieren wollen, sondern sie wollen wirklich, sie haben alle ihre sogenannten National Artists eingeladen, Vertreterinnen verschwiedener Sprachen, die da sich präsentieren werden.
00:46:55: Anders ist es bei den Übersetzungen, die jetzt auf Deutsch erscheinen, und da wurde ja die Auswahl von deutschen Verlagen vor allem.
00:47:04: vorgenommen, aufgrund von Vorschlägen aus den Philippinen.
00:47:08: Weil es gibt keine Scouts, die den Überblick hatten, die jetzt da einfach in Manila aussuchen könnten.
00:47:18: Deshalb ist die Auswahl bei den übersetzten Büchern ganz stark englischlastig, weil es auch viel mehr Übersetzerinnen gibt, die Englisch-Deutsch übersetzen können.
00:47:28: Und dann eben die vier Bücher, die ich aus Philippino übersetzt habe.
00:47:32: Aber keine Bücher aus Picolano, Ilocano, das ist Zukunftsmusik.
00:47:39: Was hoffen sich die Philippinen denn vom Auftritt in Frankfurt und was würden sie dem Land wünschen, wenn sie was hinzufügen können?
00:47:48: Ich denke, die Hoffnungen sind so verschieden wie das Land selbst oder wie die Sprachen.
00:47:55: Da gibt es sicher die Hoffnung stärker wahrgenommen zu werden, vielleicht mal einen bekannten Autor wie Ben Okry, Salman Rushdie oder so hervorzubringen, oder dann gibt es die Hoffnung, oder meine Hoffnung wäre und die teile ich mit einigen Leuten im Nationalbook Development Board, dass das eine Art Rückwirkung hat auf den Buchmarkt selbst, auf den Philippin.
00:48:26: Man muss sich vorstellen, in den meisten Buchhandlungen der Philippin kann man gar keine Bücher in den Lokalen sprachen.
00:48:33: kaufen, also inklusiv Filipino, sondern das ist immer noch sehr kolonial, sage ich jetzt mal.
00:48:38: Also da sind ganz viele Importe aus den USA.
00:48:41: Die Philippinen gehören auch zum Copyright-Gebiet der USA.
00:48:48: in vielen ökonomischen Fragen, die Lualhati Bautista über sehr, sehr witzig diskutiert ist, eigentlich sind ökonomisch die Philippinen eine Art Neokolonie geblieben.
00:49:01: Und das gilt auch für den Buchmarkt.
00:49:03: Und da, dass man da überhaupt deutlich macht, es gibt eine lokale Literatur, die wird international wahrgenommen, das könnte ... die lokalen Verlage stärken, weil die Leute auch denken, warum kann ich denn das nicht kaufen, wenn man das in Frankfurt kriegt?
00:49:21: Ja,
00:49:22: in den Nachrichten hören wir von den Philippinen im Augenblick zweierlei.
00:49:27: Im Augenblick müssen wir vielleicht spezifizieren.
00:49:29: Wir nehmen dieses Gespräch ein paar Wochen vor seiner Veröffentlichung auf.
00:49:35: Am XXIII.
00:49:36: September sprechen wir also jetzt gerade.
00:49:38: Zum einen gibt es Unwetterwarnung.
00:49:42: Es gibt Superteifune.
00:49:43: Es gab kürzlich einen mit tausenden Toten nach Überschwemmung und Zerstörung.
00:49:49: Und zum anderen gibt es Unruhen in Manila.
00:49:53: Es gibt Proteste.
00:49:57: Erzählen Sie uns genaueres.
00:49:58: Wogegen richtet sich das?
00:50:00: Und wie stark ist das im Augenblick?
00:50:03: Das ist jetzt ... Vorgestern, am XXI.
00:50:07: September, waren da große Demonstrationen sowohl in Manila, in Bakolo und anderen Städten.
00:50:15: Die richten sich gegen Korruption, und zwar vor allem in dem Departement, dass zuständig ist für Katastrophenvorsorge, also für Baumaßnahmen.
00:50:25: Da wurden Milliarden gesprochen für ... Dämme zum Beispiel, weil in Provinzen wie zum Beispiel Bulacan im Norden von Manila die Überschwemmungen normal geworden sind.
00:50:39: Also jedes Jahr wird da alles überschwemmt.
00:50:41: Das hat viele Gründe, Abholzung, Bauweisen etc.
00:50:45: Aber eben auch durch den Klimawandel bedingte Verstärkung der Typhune, Extremereignisse etc.
00:50:55: Und da hat es jetzt wie ... ist der Geduldfaden gerissen, der meisten Leute.
00:51:01: Als man erfahren hat, dass da einfach ganze Projekte zwar gesprochen, ausbezahlt und überhaupt nicht umgesetzt wurden.
00:51:10: Und wie groß es ist, also ich habe seit Jahren nicht mehr eine solche Aktivität erlebt, auch auf Social Media.
00:51:20: Man wird da und aufgefordert, hier hinzugehen oder dort hin oder was man tragen soll und welche Slogans.
00:51:26: Wobei es gab auch zwei in Manila selber wurden, gab es eine eher liberal-soziale Organisation.
00:51:36: Und dann eine eher kommunistische und dann kam es nachher zu krawallen.
00:51:42: und da wird jetzt diskutiert, wer das war, ob das auch, das waren zum Teil auch Anhänger, junge, jugendliche Anhänger, vor allem männliche von Rodrigo Duterte, die jetzt sich gegen Markus wenden, eben weil sich da die Allianz gelöst hat.
00:52:03: Aber ich glaube, es ist zu früh.
00:52:05: jetzt um genau zu sagen, was das ist und was daraus wird.
00:52:10: Aber ich denke, es ist groß, es bewegt sich etwas.
00:52:16: Eine interessante Zeit, um als Gastland dann sich selbst auf einer der größten Buchmessen der Welt zu präsentieren und natürlich auch als Einheit damit zu präsentieren und als werden sicherlich auch touristische Hoffnungen daran geknüpft sein, dass neben den Literaturen dieses Landes auch das Land als Reiseland weiter entdeckt werden könnte.
00:52:38: Das ist, glaube ich, ein ganz spannender Moment gerade.
00:52:42: Ich denke auch.
00:52:44: Vielleicht zum Schluss noch eine Bitte um eine Hilfestellung, wenn wir dann auf der Buchmesse sind.
00:52:50: Wie sagen wir denn, willkommen in Frankfurt auf Tagalog?
00:52:58: Mabuhaysa Frankfurt.
00:53:01: Das haben wir zum Glück aufgenommen, hören es uns dann rechtzeitig noch mal an und merken es uns.
00:53:07: Vielen Dank für das Gespräch.
00:53:09: Die Bücher, über die wir geredet haben, waren Wilhelm Tell in Manila von Annette Huck, der ist gerade im Wunderhorn Verlag neu aufgelegt worden, hat zweihundert fünf Seiten und ein neues Nachwort und kostet vierundzwanzig Euro.
00:53:22: Außerdem, von Annette Huck aus dem Tagalog übersetzt, wurde der Roman das Meer der Asswang von Eln der Rain.
00:53:29: Erschien im Minionsverlag, zweihundertundfünfzig Seiten, wie auch vierundzwanzig Euro.
00:53:35: Und Lollhati, Bautistas Roman, die Siebziger, ist im Orlandoverlag aufgelegt, hundertundsechzig Seiten für zwanzig Euro.
00:53:44: Liebe Annette Huck, herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute dann für die Buchmesse.
00:53:48: Ich danke Ihnen sehr.
00:53:52: Auch im Buchmess im Monat Oktober gibt es, wie versprochen, ein neues Literaturrätsel von Tillmann Spreckelsen für Sie.
00:53:58: Liebe Hörerinnen, lieber Hörer.
00:54:00: Und auch diesmal können Sie dabei ein Buch gewinnen.
00:54:03: Alles, was Sie brauchen, ist die Erinnerung an Bücher, die Sie einmal gelesen haben, die Fähigkeit, um die Ecke zu denken und ein bisschen Losglück.
00:54:10: Friedjof liest Ihnen gleich den kurzen Monolog einer Nebenfigur aus einem Werk vor, das man kennen kann.
00:54:16: Sie müssen dann einfach nur beides wiedererkennen, sowohl den Namen der Figur als auch den Titel des Werks und uns das beides per E-Mail schicken.
00:54:25: Wichtig ist dabei für den Hinterkopf, dass die Figur, also diese Nebenfigur, die gleich erzählt, nur erzählen kann, was sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte so mitbekommen hat.
00:54:35: In unserer letzten Episode vom September, es war es Merconna aus der Schachnovelle von Stefan Zweig.
00:54:42: Und gewonnen hat Carmen Gepert aus Templin.
00:54:46: Herzlichen Glückwunsch.
00:54:47: Neues Spiel, neues Glück.
00:54:48: machen Sie mit, liebe Hörerinnen, lieber Hörer.
00:54:51: Um welches Werk und welche Figur soll es diesmal gehen?
00:54:54: Meine Frau ist grob, ich weiß.
00:54:57: Sie war früher anders, aber es ist keine leichte Zeit hinter wir leben.
00:55:00: Schon vor dem Krieg war es nicht leicht, aber seit wir immer damit rechnen müssen, dass uns die Bomben das Dach überm Haus zerstören und alle andere auch.
00:55:08: Da ist sie nur noch grimmiger geworden, meine Frau.
00:55:11: Dann kam dieses Mädchen an, einfach so, aber auch das passiert inzwischen ja ständig.
00:55:16: Jetzt wohnt sie bei uns.
00:55:17: Sie brachte nichts mit außer einem Buch, das sie nicht lesen konnte.
00:55:21: Das habe ich ihr beigebracht, das Lesen.
00:55:24: Jetzt will sie gar nicht mehr weg von den Büchern.
00:55:26: Keine Ahnung, wo sie die immer her hat.
00:55:29: Aber Sorgen mache ich mir schon.
00:55:31: Es ist ein seltsames Kind.
00:55:33: Außerdem glaube ich, dass sie mir etwas verheimlicht.
00:55:36: Wie soll sie auch nicht?
00:55:37: Wir alle haben unsere Geheimnisse in diesen Zeiten.
00:55:40: Meine Frau und ich, das Mädchen und der Junge im Keller sowieso.
00:55:45: Wenn der Krieg einmal vorbei ist, denke ich, werden wir nicht mehr so viel verstecken
00:55:49: müssen.
00:55:50: Außer wir gewinnen.
00:55:51: Also
00:55:52: die.
00:55:54: Und jetzt die große Frage, wer war das?
00:55:57: Und aus welchem Buch erzählt er oder sie?
00:56:00: Wissen Sie es?
00:56:00: Diesmal haben Sie für die Lösung wieder mehr Zeit, bis weit nach der Buchmesse nämlich.
00:56:05: Schicken Sie uns bis zum zweiten November.
00:56:18: Dann muss nur noch beide stimmen und schon sind Sie bei der Auslosung dabei.
00:56:21: Die Teilnahmebedingungen finden Sie auf der Seite www.frz.net-bücher-podcast.
00:56:29: Auch hiermit Ue und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
00:56:32: Das Buch, das es diesmal zu gewinnen gibt, stammt wie immer aus der anderen Bibliothek, der wir auch diesmal ganz herzlich danken.
00:56:39: Es ist ein Klassiker des Nature Writing.
00:56:46: ein Jahr in der Natur von Josephine Johnson, zwölf Kapitel für jeden Monat eines mit Beobachtungen und Beschreibungen, auch Reflexionen der Veränderungen, auf den siebenunddreißig Hektar ihrer ehemaligen Farm in Ohio, die Josephine Johnson und ihr Mann der Natur zurückgegeben haben.
00:57:04: Sie können uns an bücher-podcast.de auch hiermit Ue die Bücher übrigens als mögliche schicken.
00:57:11: Ihre Lösung, aber auch Nachfragen, Anmerkungen, Beschwerden und natürlich sehr gern Lob.
00:57:16: Unter der E-Mail-Adresse erreichen sie uns vier Hosts vom Bücher-Podcast.
00:57:20: Kai Spanke, Paul Ingendai, Friedhof Küchenmann und mich Maria Wiesner.
00:57:24: Und bei Instagram gibt's uns auch, da heißen wir etfatzbücher.
00:57:29: Auch hiermit Ue.
00:57:31: Zur Buchmesse.
00:57:32: Erwartet Sie hier im Bücher-Podcast ein richtiges Feuerwerk an kürzeren Sonderfolgen.
00:57:37: Drei, vier Gespräche vom Stand der FZ auf der Messe haben wir für sie ausgesucht pro Tag.
00:57:42: Damit alle, die nicht nach Frankfurt kommen können, wenigstens auf diese Weise mit dabei sein können.
00:57:48: Die nächste reguläre Folge mit Maria und mir gibt es dann am XXIII.
00:57:52: November.
00:57:53: Für diesmal sagen wir unseren beiden Produzenten besten Dank, David Broklacher und Kevin Kreml, und Ihnen, liebe Hörerinnen, lieber Hörer, danken wir herzlich fürs Zuhören.
00:58:03: Bis dann.
00:58:03: Bis dann.
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