Man kriegt ihn einfach nicht aus dem Kopf: Deutsche Dichter antworten auf Rilke
Shownotes
Der erste Satz des Buches, um das es heute gehen soll, lautet: „Wie alle schönen Dinge nahm auch diese Anthologie ihren Anfang auf einer sommerlichen Terrasse in Berlin, an einem Stehtisch im Schatten, wo freundliche Hände von irgendwo zwei Gläser kühlen Weißweins herbeireichten und die künftigen Herausgeber ins Plaudern gerieten.“
Nämlich über das Buch, das es noch nicht gab und das an jenem Berliner Sommerabend seinen Anfang nahm. Man sprach darüber, dass so viele ausländische Dichter sich mit Rainer Maria Rilke beschäftigen, seine Gedichte übersetzen und seine Sprache in anderen Sprachen weiterdenken. Dann kam die Frage auf, wie man Rilke ins Deutsche übersetzen könne, nämlich ins heutige Deutsch, und ob „Übersetzung“ nicht auch heißen könnte: Beschäftigung, Bearbeitung, schräge Hommage, liebevolle Parodie. Einfach alles.
Und schon war bei den beiden Lyrikern Jan Wagner und Norbert Hummelt die Idee für dieses Buch geboren: viele deutschsprachige Dichterinnen und Dichter einzuladen, auf Rilkes Lyrik schreibend zu reagieren, und zwar so, wie es ihnen gefällt: mit Distanz oder Nähe, Kühle oder Wärme, Flucht oder Umarmung und allem dazwischen. Das Ergebnis trägt den Titel „Tanzt die Orange. 100 Antworten auf Rilke“. Es ist ein erstaunliches Buch über einen großen, weiterwirkenden Dichter. Über eine Schar junger, mitteljunger, mittelalter und alter Dichterinnen und Dichter, die aus Rilkes Versen, seinem Ton, seinen Reimen und auch dem Ungereimten etwas Neues erschaffen. Und über eine Sammlung lyrischer Schreibweisen und eine Werkstatt des Versemachens
„Tanzt die Orange. 100 Antworten auf Rilke“, herausgegeben von Jan Wagner und Norbert Hummelt, ist erschienen im Verlag Hanser Berlin, hat 240 Seiten und kostet 28 Euro.
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Transkript anzeigen
00:00:08: Vielleicht kennen Sie das.
00:00:09: Der erste Satz mancher Bücher ist wie eine freundliche Einladung, der man nicht widerstehen
00:00:14: kann.
00:00:15: Und wenn der zweite und dritte so weitergehen, freundlich, einladend, dann lesen wir weiter und sind im Nu mitten im Buch.
00:00:23: Der erste Satz des Puris, um das es heute gehen soll, lautet, wo freundliche Hände von irgendwo zwei Gläser Kühlenweißweins herbeireichten und die künftigen Herausgeber ins Plaudern gerieten.
00:00:46: Nämlich über das Buch, das es noch gar nicht gab und das an jenem Sommerabend in Berlin seinen Anfang nahm.
00:00:53: Man sprach darüber, dass so viele ausländische Dichter sich mit Rainer Maria Rilke beschäftigen, seine Gedichte übersetzen und seine Sprache in anderen Sprachen weiterdenken.
00:01:05: Dann kam die Frage auf, wie man Rilke ins Deutsche übersetzen könne, nämlich ins heutige Deutsch.
00:01:11: Und ob Übersetzung nicht auch heißen könnte Beschäftigung, Bearbeitung, schräge Hommage, liebevolle Parodie, einfach alles.
00:01:23: Und schon war bei den beiden Lyrikern Jan Wagner und Norbert Hummelt die Idee für dieses Buch gewohnt.
00:01:30: Viele deutschsprachige Dichterinnen und Dichter einzuladen.
00:01:34: auf Rilkes Lyrik schreiben zu reagieren, und zwar so wie es ihn gefällt, mit Distanz oder Nähe, Kühle oder Wärme, Flucht oder Umarmung und allem dazwischen.
00:01:45: Das Ergebnis trägt den Titel, Tanzt die Orange, hundert Antworten auf Rilke.
00:01:51: Es ist ein erstaunliches Buch über erstens einen großen, weiter wirkenden Dichter, nämlich eben jenen Rainer Maria Rilke.
00:01:59: Zweitens.
00:02:00: Eine Schar junger, mitteljunger, mittelalter und alter Dichterinnen und Dichter, die aus rilkes Fersen, seinem Ton, seinen Reimen und auch dem Ungereimten etwas Neues erschaffen.
00:02:11: Und drittens eine Sammlung dichterischer Schreibweisen und eine Werkstatt des Fersemachens.
00:02:18: Mir selbst wurde viertens beim Lesen klar, wie viele rilke Gedichte mir im Hinterkopf herumspucken, wenn es wirklich der Hinterkopf ist und wenn sie dort herumspucken und nicht eher überaus bequem wohnen.
00:02:32: Dann fragte ich mich, wie lange ich schon nicht mehr konzentriert Rilke gelesen habe und ich kam zu dem Ergebnis im neuen Jahrtausend noch nicht.
00:02:44: Also sagte ich mir höchste Zeit.
00:02:46: Dieses Buch ist die Chance.
00:02:48: Es gibt so viel zu entdecken und wieder zu entdecken.
00:02:51: und selbst da Worilke nicht einverstanden wäre mit dem Weiterschreiben seines Sounds, den Bearbeitungen und teils sehr lustigen Verformungen.
00:03:01: Selbst dort müsste er stolz sein darauf, dass sein Werk all dies hergibt.
00:03:08: Wie heißt es im Vorwort der beiden Herausgeber?
00:03:10: Maß zu nehmen an Vorbildern ist die beste Form literarischer Weiterbildung.
00:03:16: Heute ist Sonntag der fünfte Oktober, twenty-fünfundzwanzig.
00:03:20: Ich bin Paul Ingendahl.
00:03:21: Und ich freue mich, dass Sie dabei sind.
00:03:26: Ich begrüße jetzt Jan Wagner hier im Studio, im FAZ Bücher Podcast, einen der beiden Herausgeber dieser wunderbaren Antologie.
00:03:34: Und da ich vorhin so kryptisch in der Anmoderation erzählt habe, wie es anfing und man kann das eigentlich nicht in drei Sätzen abhandeln, dann möchte ich dich fragen, wie hat es denn wirklich angefangen?
00:03:46: Also erstmal danke für die Einladung.
00:03:48: Wir standen zusammen, Norbert Hummelt und ich, um Hochsommer tranken ein Glas Wein und plauderten über Rilke.
00:03:55: Und wahrscheinlich deswegen, weil uns beiden klar war, dass die großen Rilke-Jubiläumsjahre bald kommen würden.
00:04:01: Und sprachen dann darüber, dass Rilke in so viele Sprachen übersetzt ist, dass so viele zeitgenössische Dichter gerade im Englischsprachengraum Rilke lieben und Variationen auf Rilke schreiben, also der große James Heaney, genauso wie Paul Maldun und Joe Scherpcotti, Londoner Dichterin und dachten darüber nach, dass Rilke mit weit weniger Charme als als großes Vorbild genannt wird im Englischsprachengraum, während man in Deutschland war uns unser Eindruck selten.
00:04:29: Freie heraushört, ich liebe Rehlke und Rehlke war mein großes Vorbild.
00:04:32: Und diese Bearbeitung im englischen Raum und auch sonst wo, ließ uns dann denken, wie schade, dass wir das nicht wir deutsch- rachigen Lyriker, Rehlke, übersetzen können.
00:04:41: Aber
00:04:43: ist die englische Rezeption auf der Grundlage deutscher Text oder englischer?
00:04:48: Ich vermute in vielen Fällen auf der Grundlage englischer Übersetzungen.
00:04:52: Und viele der englischen Regelgearbeitungen sind auch sehr frei.
00:04:56: Es sind wirklich Nachdichtungen eines Regelgedichts und vermutlich über Eck, über eine Standardübersetzung ins Englische.
00:05:04: Und dann eine... freie Version schreiben von Rilke.
00:05:07: Also gerade bei Paul Maldun, der aus den Aufhäusernetten dieses fantastische Einhorn-Gedicht variiert hat, einen großartiger Rilke-Text.
00:05:16: Da ist es doch sehr frei.
00:05:17: Denn wo Rilke anhebt mit einem Ohr... Und jenes Tier sagt Maljun, so this ist ein viel lockerer
00:05:24: Lichteraton
00:05:25: als bei Wilke.
00:05:26: Das sind ganz andere Registe, die auch gezogen sind.
00:05:30: Können wir eine Sekunde bleiben, auch wenn wir uns jetzt etwas verweilen, bevor wir dann zu den deutschen Kolleginnen und Kollegen kommen.
00:05:36: Aber ich finde das ganz wichtig, dass ich schließe daraus, dass die englischen Dichter
00:05:42: nicht
00:05:43: den Feierlichkeitston vernehmen, den du meintest vorhin auch, der so ein bisschen Aversion auch auslösen kann, sondern was anderes.
00:05:51: Was ist denn jetzt, wenn man mal diese Feierlichkeitsebene wegnäme?
00:05:56: Was ist denn dann die Substanz bei Röcke, die diese... Englischen Autoren meinen.
00:06:00: Worauf reagieren die da?
00:06:01: Ja, also ich glaube, das ist, wie du sagst, dieser feierliche Ton und dass das Römen und das Pathos bei Rege ist das, was oft zu ja ein bisschen Zurückhaltung führt beim Loben von Rege.
00:06:15: Also ich glaube, alle sind sich einig, dass Rege ein ganz großer Dichter, einer der größten Dichter ist.
00:06:20: Aber die Zurückhaltung ist, glaube ich, daran begründet, dass gerade das Frühwerk manchen supertätisch ist und zu viel Gott, zu viel Engel, zu viel Prunk und zu viel Zierrat vielleicht auch da drin ist.
00:06:32: und es ist ja so.
00:06:33: Und das ist, das fällt tatsächlich bei vielen englischen Fassungen weg.
00:06:38: Don Patterson, ein schottischer Dichter, schreibt ganz freie Fassung der Orpheus, so nette und... die eben schon genannten Hini und Maldun lassen, da seht ihr diesen hohen Ton weg und erden das gewissermaßen ein bisschen.
00:06:52: Und Hini war ja ein großer Erder.
00:06:55: Hini war ein großer Erden und Torfliebhaber, der auch bei anderen Übersätzen, also die große Übersetzung von Bio Wolf von Hini, eine großartige Übersetzung fängt im Grunde an mit so, komm mal.
00:07:09: Also eigentlich eine Kneipensituation.
00:07:11: Hört mal, ich habe eine Geschichte.
00:07:13: Und so geht man tun auch beim Einhorn von Rilke vor.
00:07:17: Toll.
00:07:18: Jetzt mal diese Aufgabe.
00:07:19: Ihr habt geschrieben, Norbert Hummelt und du, ihr habt dann geschrieben einem ganzen Bandshaft-Poets, ja, eine ganze Menge von Leuten, ich glaube, seventy-fünf Autoren und Autoren.
00:07:29: Und die Aufgabe war Rilke neu.
00:07:35: Lesen und Neuschreiben eigentlich und zwar wirklich alle Formen von Hommage, Parodie, Weiterdenken, Weiterschreiben, Weitertexten, Sound, was auch immer.
00:07:44: Und wenn du jetzt mal zusammenfassen solltest, was für ein Strauß von Texten wir hier haben.
00:07:50: Ich fand das eine enorme Bandbreite, was natürlich klar war, denn wir haben sowohl die Individualitäten der jeweiligen Autoren, mit denen es immer zu rechnen ist, aber auch natürlich viele Fersformen oder auch freie Fersen.
00:08:03: Aber auch Tex-Gatungen, es ist nicht alles strenge Lyrik, sondern es manchmal auch ein bisschen anders.
00:08:09: Und dann aber auch die Stimmungen sind zur Irre.
00:08:12: Kannst du mal nochmal kurz reingehen, was du da an Bandbreite oder ihr an Bandbreite da gefunden
00:08:17: habt?
00:08:18: Unsere Einladung klang ja ein bisschen merkwürdig, weil wir dazu einluden, Rilke ins Deutsche zu übersetzen.
00:08:24: Das ist natürlich erstmal eine merkwürdige Aufforderung, denn Rilke ist immerhin ein deutschsprachiger Dichter.
00:08:30: Die Aufgabe war natürlich, Rilke in das Deutsch der jeweiligen Dichterin und Dichter zu übersetzen.
00:08:35: Und so haben wir jetzt eben Anverwandlung von Rilke, von berühmten, aber auch von nicht berühmten Rilke-Gedichten ins Grünbeinsche, ins Krügersche, ins Porsche-Mansche.
00:08:44: Also alle haben auf ihre Art Rilke gelesen und adaptiert.
00:08:49: Und erstmal ausgesucht.
00:08:50: natürlich auch, denn alle haben ja, wurden erstmal gebeten, uns möglichst schnell ein Gedicht zu nennen oder das Gedicht von Rilke zu nennen, dass sie als Vorlage und als Ausgangspunkt nehmen möchten.
00:09:01: Und wir haben erstmal also gesammelt, wer nimmt was.
00:09:03: Wir hatten natürlich befürchtet, dass wir seventy-fünfmal den Panther bekommen oder so.
00:09:06: Das ist nicht der Fall gewesen.
00:09:07: Wie viele Panther waren es?
00:09:08: Es sind vier Panther.
00:09:09: Vier
00:09:10: Panther sind überschaubare Sachen.
00:09:11: Und auch sehr unterschiedliche Panther.
00:09:13: Sehr unterschiedliche Panther.
00:09:14: Wir haben fünfmal die berühmte erste Duinéser Elegie.
00:09:18: Einige andere Texte sind auch mehrfach gewählt worden.
00:09:21: Aber die Angst, dass sozusagen die rilke Klassiker, die jeder kennt, Herr, es ist Zeit der Herbsttag und so weiter, dass die überproportional oft gewählt würden, die war unbegründet.
00:09:34: Und die zweite Furcht war, dass wir am Ende lauter Parodien bekommen auf Rilke.
00:09:41: Das war nicht das Ziel oder unsere Hoffnung war eigentlich nicht eine eine eine Sammlung von Rilke-Parotinen zu bekommen.
00:09:47: Tatsächlich gab es auch die Sorge bei einige eingeladenen, dass sie sich beteiligen würden an einer Rilke-Parodie, eine Rilke-Verhohne-Piepelung.
00:09:57: Das war nicht unser Ziel.
00:09:58: und zum Glück gibt es eigentlich, es gibt komische Gedichte.
00:10:01: Es gibt sehr komische Reduktionen von Rilke.
00:10:04: Ich lebe mein Leben in wachsenden Rängen von Nora Gombring, als würde ich auf
00:10:07: einen wachsten
00:10:09: Raum reduziert.
00:10:10: Und sehr komisch.
00:10:11: Da sind vier Zeilen, fünf?
00:10:12: Es sind acht Zeilen, aber jede Zeile habe ich eine Hebung und fängt immer mit quasi an.
00:10:16: Ich
00:10:16: kenne mich quasi an.
00:10:17: Auf einer Seite unten vier waren und auf der nächsten.
00:10:19: Ja, ja,
00:10:20: irgendwie so.
00:10:21: Und es gibt also komische Gedichte, sehr komische Gedichte.
00:10:25: Es gibt Gedichte, die auch durch die formale Lösung auf brillante Art komisch sind.
00:10:30: Und
00:10:31: ohne Augenblick.
00:10:32: Es ist Augenblick,
00:10:32: etwas zu
00:10:34: illustrieren.
00:10:34: Also, wo wir beim Panther waren, vielleicht?
00:10:37: Genau, nicht mal den Panther, der geht, weil es gibt ja auch einen Panther, der nicht so gut geht.
00:10:41: Es gibt einen Panther, der... Willst du
00:10:42: kurz sagen, welcher nicht geht?
00:10:44: Es gibt von Zierrinne, ein Bildgedicht sozusagen.
00:10:48: Das kann man natürlich nicht vorlesen, das ist für einen Podcast nicht geeignet.
00:10:52: Und auch Ulrike Dresner ist nicht leicht vorzutragen.
00:10:56: Es gibt ein paar grafische Lösungen.
00:10:58: Es gibt auch eine Collage später im Buch.
00:11:01: Der Panther, den ich jetzt, den ich auswählen würde, ist von Titus Maier.
00:11:04: Titus Maier ist ein Anagrammkünstler.
00:11:06: Also seine Art, den Panther zu übersetzen, der ja auch formal schon brillant ist und den auch jeder kennt.
00:11:13: Können wir später noch darüber reden.
00:11:14: Wollen
00:11:15: wir vielleicht mal so machen, dass wir tatsächlich mal, der Panther ist ein wirklich Kurz,
00:11:20: dass
00:11:20: du den mal komplett liest.
00:11:21: Du möchtest?
00:11:22: Ich
00:11:22: mach das sehr gerne.
00:11:23: Und
00:11:23: dann auch den Titus Meier komplett, dass wir beide hören.
00:11:26: Ja,
00:11:26: der Panther von Rigg ist ein Gedicht, dass, obwohl es in jedem
00:11:30: Schuhbuch
00:11:30: steht und in jeder Antologie steht, es ist ein hinreißendes Gedicht.
00:11:33: Absolut.
00:11:36: Der Panther im Jardin de Plante Paris.
00:11:41: Sein Blick ist vom vorübergehenden Stäbe so müde geworden, dass er nichts mehr hält.
00:11:48: Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben Keine Welt.
00:11:55: Der weiche Gang geschmeide ich starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht.
00:12:09: Nur manchmal schiebt der Vorhang der Popille sich lautlos auf, dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille und hört im Herzen auf.
00:12:23: zu sein.
00:12:27: Wir haben das neulich gelesen, das Gedichte.
00:12:29: Wir haben über den genialen metrischen Kniff von Rilke gesprochen, bei einer Veranstaltung in Erkentförd mit dem Englisch, nicht der Michael Hoffmann, Heinrich D. Dring und ich.
00:12:39: Wir haben über den Panther gesprochen und dann rief eine Frau im Publikum.
00:12:43: Jetzt rezitieren Sie doch bitte mal den Panther.
00:12:45: Sie können das doch bestimmt auswendig.
00:12:47: Und dann rezitiert mir Zeile für Zeile, also als Trio sozusagen den Panther, bis das Publikum einstimmte.
00:12:52: Als Chor.
00:12:53: Ja, quasi als Chor.
00:12:55: Und sozusagen im Publikum auch Leute dann mit rezitiert, mit den Panther aus dem Gedächtnis Lase.
00:13:00: Man merkt, der Panther ist omnipräsent.
00:13:02: Das war eine sehr komische, aber eine sehr schöne Szene.
00:13:04: Es ist jetzt auch, finde ich, als Ereignis... Lyrik, so, überleg mal, wie das, wenn so ein Funke überspringt von drei Dichtern vorne, die dann aufs Publikum und plötzlich ist das, was du in der arabischen Welt hast, wenn gebetet wird, zum Beispiel, wenn angerufen wird.
00:13:23: Was Elias Kanetti in den Stimmen von Marrakesch beschreibt.
00:13:27: Das absolute magische Wirkung des Lautensprechens.
00:13:31: Oder im persischen Raum im Iran Hafis, den jeder auswendig kennt.
00:13:35: Das ist in Deutschland nicht so üblich, aber beim Panther.
00:13:38: War das plötzlich so?
00:13:39: Das war eine schöne Szene.
00:13:41: Und wir reden natürlich darüber, dass Rilke genialerweise einen fünfhebigen Jambus etabliert in diesen drei Strophen.
00:13:50: Sein Blick ist vom Verübergehen der Stäbe so müd geworden, dass ihn nichts mehr hält und so weiter.
00:13:56: Und am Schluss in der allerletzten Zeile bringt er nur vier Hebungen und hört im Herzen auf zu sein.
00:14:01: Und jeder ist schon so drin in dieser fünfhebigkeit, dass man dieses nicht takt.
00:14:09: Das heißt, was im Herzen aufhört zu sein, hört auf zu sein, in dem die Silbe fehlt.
00:14:14: Das ist
00:14:14: so großartig und es merkt wahrscheinlich beim Lesen niemand, aber man fühlt, dass da etwas fehlt.
00:14:20: Und das ist ein großartiges Ende.
00:14:22: Absolut.
00:14:23: Titus Meier, ich glaube, es kannst du mal einfach loslesen.
00:14:26: Ich
00:14:26: lese es einmal, dann reden wir darüber.
00:14:28: Titus Meier, der Panther.
00:14:32: Wie alt steht unten Sand und keine Rebe?
00:14:35: Und satt sein Beten keine Wunder hält?
00:14:39: In Elendshütte winkten da nur Stäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.
00:14:46: Wann hebt das neue Dunkel seine Tritte, wenn Bein und seine Klaue tastet, dreht und seht, an Enten weint er, Klause, Bitte, aus deinen Kanten nur die Welt besteht?
00:14:59: Er baut in Liedes Kutten wem denn Äste und weht an trüben Ketten da sein, leis.
00:15:06: Aus Wind entbunden hatte kleine Reste.
00:15:09: Sein Tränwund endet, kneilt, hiebt Eis.
00:15:17: Das ist auch ein formales Kunststück, weil sozusagen die eine Zeile, die er wiedererkannt wird, wenn man den Panther kennt und es in der tausend Sterben keine Welt, das Buchstabenreservoir bietet, dass dann in Anagrammtechnik Zeile um Zeile neu zusammengebaut wird, wie es bei Anagrammen ebenso üblich ist.
00:15:34: Es werden alle Buchstaben verwendet, keiner mehr, keiner weniger.
00:15:38: Das ist hochkomplex und sehr kompliziert.
00:15:40: Das
00:15:40: weiß der Leser natürlich nicht.
00:15:42: und es ist auch, wenn man Titus und Meier kennt, dann kann man das erwarten und kann da dem nachgehen, irgendwie merkt man, dass hier etwas komisch ist.
00:15:52: Es gibt einige wunderbare Wörter wie Elens Hütte und Tränwund-Lied.
00:15:59: Genau, Liedesgruppen.
00:16:00: Und dann natürlich eben, dass es keine Umlaute gibt.
00:16:03: Ja,
00:16:03: und ich glaube daran erkennt man auch, dass da eine Buchstaben, ein Buchstabenspiel stattfindet.
00:16:07: Also wenn das Wort Stäben nicht mit A umlaut geschrieben wird, sondern mit Ae und so weiter, dann das ist ein Hinweis darauf, dass sich ein Anagramm handelt.
00:16:16: Aber selbst wenn man das nicht weiß, glaube ich, merkt man, es ist ein schönes Gedicht.
00:16:20: Und er nimmt auch den Reim auf.
00:16:22: Also er reimt ja Rebe auf Stebe, Held auf Welt, Tritte, Bitte und so weiter.
00:16:27: Also es ist ja ein... Ein, auch in dieser Hinsicht, formal schön gebautes Gedicht.
00:16:31: Und er liefert den Vierheber in der letzten Zeile.
00:16:35: Vergisst auch das nicht.
00:16:36: Ist ja klar, ich war ja erst ein Profi.
00:16:38: Titus Maier hat ja noch ein anderes Gedicht in der Antologie.
00:16:42: Das kann ich jetzt auch mal zwischendurch einschieben.
00:16:44: Es ist natürlich auch eine grandiose Form, lyrische Stimmen kennenzulernen, statt jetzt von jedem einen Band zu haben.
00:16:51: Man hat dann doch irgendwie die Signatur eines künstlerischen Temperaments hier.
00:16:56: Auch wenn er natürlich das ein... eng umgrenzter Raum ist.
00:16:59: Das
00:17:00: ist so.
00:17:00: Unser Ziel als Norbert Hummelt und ich darüber sprachen, war ja die Idee tatsächlich, dass wir erstens eine Anthologie mit Rilke-Gedichten zusammenstellen wollten, ausgewählt von den Dichtern und Dichterinnen, die heute schreiben.
00:17:16: Da wir alle gebeten haben, eins auszuwählen, dachten wir, es wird eine Anthologie werden, die Widerspiegel, welche Texte heute noch poetischen Zündstoff haben, wie Rühmkopf gesagt hätte.
00:17:27: Und das ist auch so.
00:17:27: Wir haben eine schöne, breite Ausfahrt, wo die Klassiker nicht fehlen, aber auch ungewöhnliche Gedichte enthalten sind.
00:17:36: Und gleichzeitig ist es natürlich auch ein Porträt der heutigen Lyrik-Szene, weil so viele Stimmen dabei sind.
00:17:44: und so viele verschiedene Schreibweisen, also ob es jetzt die Anagrammgedichte sind, ob es ein Ausschweifend, auch sehr komisches Gedicht von Ulf Stolterfoth ist, oder ob Jokotawa da die winterlichen Stanzen von Rilke zu zwölf Haiku-Gedichten umformt.
00:17:59: Das sind also alle möglichen Arten zu dichten, die heute passieren, enthalten.
00:18:05: Das ist also ein Doppelporträt, Rilke ausgewählt von Dichtern unserer Zeit und gleichzeitig eben diese Dichte
00:18:12: auf
00:18:12: die Art, wie sie
00:18:13: schreibt.
00:18:13: Man kann tatsächlich auch durch das Buch Neugierig.
00:18:16: Es gab ja einige Namen, die ich nie gehört hatte.
00:18:18: Ich bin jetzt kein Superlürikkenner.
00:18:21: Ich habe so ein paar Vorlieben.
00:18:23: Dann bleibe ich dann auch treu.
00:18:24: Aber ich bin jetzt nicht das große Trüffelschwein, dass ihr sie alles kennt.
00:18:28: Einige Namen waren mir komplett neu.
00:18:30: Und dann habe ich natürlich die Biografien mir angeschaut.
00:18:32: Das finde ich auch immer wichtig.
00:18:34: Aber dann auch geguckt, wie geht ihr um mit dem Stoff oder mit eurem?
00:18:38: Ihr habt ein Gedicht gewählt.
00:18:40: Das ist ja schon mal eine Wahl, die euch prädisponiert.
00:18:44: Und dann, was macht ihr draus?
00:18:45: Und das fand ich zum Teil, ich würde ganz gerne mal traditionell und hitmäßig weitermachen, sozusagen, weil das wird ja auch so schön erwähnt.
00:18:53: Es gibt ja wirklich Greatest Hits von Rilke.
00:18:55: Wir sollten hier in der Sendung auch ein bisschen damit anfangen.
00:18:59: Und zwar, wenn ich dich bitten darf mal kurz, und das kann man auch ganz lesen aus dem stunden Buch, die beiden Strophen von Rilke, Seite und dann, was Thomas Böhme daraus macht.
00:19:12: Ja, also ein berühmtes Gedicht.
00:19:13: Thomas
00:19:14: Böhne, um das zu sagen, verdoppelt nur die Quantität, ne?
00:19:17: Von den... Ja,
00:19:18: ja.
00:19:19: Also aus dem Stundenbuch rück ist ein auch ein Gedicht, das in keiner Antologie deutschsprachiger Lyrik fehlt.
00:19:26: Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehen.
00:19:31: Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.
00:19:38: Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausende lang.
00:19:44: Und ich weiß noch nicht, bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang?
00:19:52: Es bleibt Wahnsinn.
00:19:54: Das ist schon so.
00:19:56: Es
00:19:56: bleibt groß und es bleibt natürlich.
00:19:58: Es ist ein Hit, ja?
00:19:59: Es ist mitreißend.
00:20:01: Wir haben, also ich frage dir nicht zu viel, wenn ich sage, dass Norbert Hummelt und ich um alle Texte nochmal, alle Originaltexte von Reke nochmal zu redigieren und nochmal zu kontrollieren, ob alle stimmt.
00:20:13: Standardausgabe in der Staatsbibliothek in Berlin waren und einen Tag verbracht haben, damit nochmal alles genau gegenzulesen.
00:20:22: Und immer wieder mussten wir ausrufen.
00:20:23: großer Gott ist das gut und irgendwie fantastisch.
00:20:26: Man wird mitgerissen von der großen Kunstregel.
00:20:28: Darf
00:20:28: ich jetzt anmerken, ich hatte angenommen vor der Lektüre des Buches, dass die Herausgeber selber auch je ein Gedicht haben.
00:20:35: Das haben sie nicht gemacht aus Vornehmheit und Noblesse und Zurückhaltung.
00:20:40: Ich halte es für ein Fehler, denn es hätte mal durch gern gehabt.
00:20:43: Es ist
00:20:43: zu spät.
00:20:44: Es ist zu spät jetzt, aber ich hätte es gerne von euch beiden gelesen.
00:20:47: Okay.
00:20:48: Jetzt, Thomas Böhme, willst du einen Satz über ihn sagen, vielleicht über ihn als jurisches Temperament oder nicht?
00:20:53: Oder nachher?
00:20:55: Vielleicht nachher, ich lese das mal das Gedicht.
00:20:56: Thomas Böhme ist ein Dichter, der seit Jahrzehnten herrliche Dinge schreibt und ich lese es einfach mal vor.
00:21:04: Thomas Böhme, das Gedicht hat keinen Titel, genauso wenig wie das Rilke-Gedicht, der auch keinen Titel hat.
00:21:12: Zeit zu wachsen, Zeit zu reifen.
00:21:15: Wem gelingt, so sein Schicksal zu lenken?
00:21:18: Überhaupt ist es aus der Mode gekommen, sich Wachstum und Reife zusammenzudenken.
00:21:25: Als all die vertrauten Dinge verschwanden, wie Ringe auf Wasser verschwinden, vergaßen wir zusehends ihren Namen und können sie nicht mehr finden.
00:21:35: Geformt aus Kern- und Haarspaltereien sind wir ein grauses Gezücht.
00:21:40: Von Gott blieb uns nur seine Abwesenheit oder ein wages Gerücht.
00:21:47: Die Kreisen um Wissens-Türme Und wir irren jahrtausende lang.
00:21:52: Wir können das Leben beziffern.
00:21:54: Unser Krechten wird doch kein Gesang.
00:22:00: Ich möchte hier eine Anmerkung machen, die ganz unwildkürlich gerade.
00:22:04: kam eine Empfindung.
00:22:05: Es gibt im Englischen eine Tradition des tollgemach handwerklich fantastisch gemachten Gedichtes, das sozusagen nicht diesen Riesenavangadeanspruch erhebt.
00:22:16: Weißt du ja, da gibt es ganz viele... Ich will das nicht nennen für ein Hausgebrauch, ich will nur einfach sagen, unmittelbar verständliche, unmittelbar schöne Gedichte, einfach als Handwerk.
00:22:26: toll sofort.
00:22:27: Und dieses sieht man sofort als Großartigshandwerk auch an, neben dem was es denn sagen will.
00:22:33: Aber man sieht einfach hier ist einer der sich unglaublich sanft und gekonnt.
00:22:39: in der Sprache bewegt.
00:22:40: Ja,
00:22:40: offenkundig.
00:22:41: Ja, ja, weil auch es ist ja kein Gedicht, dass sich sklavisch an ein Metrum hält oder so, sondern variiert, aber auf eine hochmusikalische Art und bringt damit auch ein Echo hinein von Rilke natürlich.
00:22:52: Also der Reim ist auch hier dort, die Strophen, die alle vier Zahlen haben und der greift gewisse Motive auf und tritt so in einen Dialog mit Rilke und das ich auch mit Rilke Scott suche.
00:23:06: Also Rilke ist ja jemand, der berühmt ist für seine Engelsgedichte und seine und seine endlos vielen Gedichte, die Gott anrufen oder Gott definieren.
00:23:17: Die all die Gedichte, die du bist sagen und dann den Gott definieren auf eine oft originelle Art, aber er macht das sehr viel und das wird aufgegriffen hier und Gott taucht auf.
00:23:28: wie auch andere Wörter aus dem Referenzgedicht, also das Wachsen, die Ringe, das Leben, das Kreisen und natürlich auch die Türme, wie hier im Plural.
00:23:37: nicht der Turm, der uralte Turm, sondern die Wissens-Türme, um die wir kreisen und der Gesang, mit dem beide Gedichte enden.
00:23:45: Während bei Rilke die Ungewissheit ist, was wird es sein?
00:23:49: Oder ein großer Gesang ist hier die Dorfostiliener Einsicht.
00:23:53: Unser Krechzen wird doch kein Gesang.
00:23:54: Während die auch bei Rilke.
00:23:56: alle drei Dinge, die wir werden könnten, Falke, Sturm oder Großgang, das ist ja alles schon toll.
00:24:01: Natürlich.
00:24:02: Das sind drei tolle Sachen, zwischen denen wir wählen.
00:24:05: Und hier bei Böhmer.
00:24:07: Es ist ziemlich runtergedreht.
00:24:09: Deutlich nüchtern, da muss man sagen.
00:24:10: Deutlich nüchtern.
00:24:11: Also eine ordentliche Dosis-Nüchternheit in diesen großen Regenton hineingebracht.
00:24:17: Ich habe eine Frage, was jetzt Gott betrifft, weil du ihn gerade nanntest und das auch charakterisiert hast bei Rilke.
00:24:22: Was er tut, diese Anrufung, auch das du sprechen, kannst du aus der Zeit von ungefährer Zeitgenossenschaft einen anderen Dichter nennen, der das so?
00:24:33: Ich wollte fast sagen, insistent tut die Rücke.
00:24:36: Mir fällt jetzt keiner ein, aber du weißt einfach mehr.
00:24:38: Nein.
00:24:39: Also Gott ist ja bei Rike omnipräsent tatsächlich und wird auf vertraute Weise angesprochen.
00:24:48: Die Figur des Münchens oder des Münchenden Lebens, doch bei Rike auch immer wieder auf.
00:24:53: Also diese ganze religiöse Thematik, die sozusagen, glaube ich, nicht christlich zu lesen ist, aber Gott immer wieder ein Spiel bringt.
00:24:59: Nicht christlich zu lesen, wie das denn nicht.
00:25:03: Ja, war ja auch sozusagen eine Kunstreligion natürlich auch vertreten hat und auch den Dichte als fast heilige Figur ins Spiel gebracht hat.
00:25:12: Und die vertraute Art und Weise, wie Gott als Nachbar dargestellt wird.
00:25:16: Also man kann es natürlich...
00:25:17: Du nassbar Gott, ja.
00:25:18: Ja,
00:25:18: ja.
00:25:20: Es gibt Marine-Gedichte von Rekke, sehr viele sogar.
00:25:22: Also es tauchen natürlich die ganzen christlichen Motive auf, aber es geht doch darüber hinaus.
00:25:28: Und ich mir fällt kein Dichte ein, der so insistieren.
00:25:32: Gott angesprochen hat, wie Rilke.
00:25:34: Und nicht umsonst ist Rilke dafür auch nicht nur berühmt, sondern auch berüchtig.
00:25:37: Also Brecht war nicht begeistert.
00:25:39: Nein, das ist klar, weil er natürlich am anderen Ende des ideologischen Spektrums ist.
00:25:44: Aber hast du Kenntnis davon, wie Rilke, ich sage es mir auch mal, benutzt wird, so Texten, die man in der Kirche braucht, so Predigten und so was?
00:25:53: Kann ich nicht sagen.
00:25:54: Ich vermute, es ist naheliegend, Rilke zu benutzen, weil er
00:26:01: Die Texte liefert, ne?
00:26:03: Ja, weil er natürlich diese Motive hat und weil er ein großer Gefühlstichte auch ist.
00:26:10: Also die Emotionen bei Rilke sind ja unerhört und packend, sehr oft jedenfalls.
00:26:16: Und das heißt, da geht viel zusammen, was man durch Brauch in einer Rede öffentlich ist und die begeisternd will.
00:26:23: Ja, das ist eine gute... Du könntest da schon kräftig mithelfen in der Richtung.
00:26:27: Das wollte ich nur mal sagen, angesichts der Krisen, in denen die Kirchen nicht befinden.
00:26:33: Ich schau mal hier weiter durch, weil du hast eine schöne... Was hältst du denn jetzt mal von Marion Poschmann?
00:26:39: Das finde ich jetzt mal... Wir gehen jetzt ein bisschen von den allergrößten Hits weg, oder?
00:26:45: Oder das
00:26:46: ist auch noch ein gewisser Hit, oder?
00:26:47: Die rosa Hortensie?
00:26:48: Also
00:26:49: die blaue Hortensie ist, glaube ich, der größere Hit.
00:26:51: Es gibt zwei Hortensiengedichte von Rilke.
00:26:53: Die blaue ist, glaube ich, in fast allen Antologien vertreten.
00:26:56: Die andere, die rosa Hortensie weniger.
00:26:59: Also ich glaube, und da sette ich viel die blaue.
00:27:01: Wobei die wunderschön ist, die rosa.
00:27:03: Ja, sie ist wunderschön.
00:27:06: Das ist jetzt, wir gehen einen großen Schritt vom Stundenbuch in die Zukunft und gehen sozusagen zu den neuen Gedichten der Regies, die in den Sieben erschienen.
00:27:14: Das war nach seiner Zeit in Paris bei Rodin, wo er sich als Rodin's Privatsekretär tätig war und eine ganz neue Art zu schreiben fand.
00:27:24: Also dieser Ton der vielen Missfeld, das feierliche, das prunkvoll überlabene, das pathetische.
00:27:33: wird jetzt zurückgenommen und weicht einer rein Bildlichkeit und weicht einer fast objektiven Dichtung und einer Betrachtung von Dingen.
00:27:41: Also der Begriff Dinggedicht, den man mit Rilke auch verbindet, neben all den Engeln und den Gottgedichten.
00:27:47: Das Dinggedicht hat er entwickelt im Zuge der Arbeit bei Rudin und in der Außeneinsetzung mit der Bildhauerei und das fanden nicht alle gut.
00:27:57: Diese Gedichte sind viel kühler.
00:28:00: zurückgenommener und viel, sagen wir mal, ichloser auch.
00:28:03: Also das sind im Grunde fast betrachtende Gebichte.
00:28:06: Weniger Konfessionelle, ne?
00:28:07: Ganz,
00:28:08: ja.
00:28:09: Aber
00:28:09: Schöne ist ja, in dem Gedicht in der Tat Dinge und Engel beide vorkommen, ja?
00:28:13: Ja,
00:28:14: das stimmt.
00:28:14: Und ich glaube, das können wir auch ganz lesen, oder du?
00:28:16: Das
00:28:16: ist nicht so lang.
00:28:17: Genau, das sind drei kleine Strophen.
00:28:19: Und dann von Marian Poschmann.
00:28:22: Rosa Hortensie.
00:28:25: Wer nahm das Rosa an?
00:28:27: Wer wusste auch, dass es sich sammelte in diesen Dolden?
00:28:31: Wie Dinge unter Gold, die sich entgolden, entröten sie sich sanft wie im Gebrauch.
00:28:39: Dass sie für solches Rosa nichts verlangen, bleibt es für sie und lächelt aus der Luft, sind Engel da, es zärtlich zu empfangen, wenn es vergeht, großmütig wie ein Duft.
00:28:52: Oder vielleicht auch geben sie es preis, damit es nie Erführe vom Verblühen.
00:28:57: Doch unter diesem Rosa hat ein Grün gehorcht, das jetzt verwägt und alles weiß.
00:29:07: Es ist ein großartiges Gedicht.
00:29:10: Ich mag beide Hotends sehr, sehr gern.
00:29:13: Ich weiß, dass viele ihre Vorlieben haben und die späten Gedichte loben möchten.
00:29:18: Die großartigen Illegien und die so nettern Orphos.
00:29:21: Ich war immer ein großer Liebhaber dieser neuen Gedichte, dieser Mittelfase.
00:29:26: Weil die auf eine hinreißende Art Kunstvoll und bildstark.
00:29:31: Da ich nur Auswahl-Ausgaben habe, wie ich gerne gestehe, die aber auch Hüte seit vielen Jahrzehnten, Ich habe in der Anmoderation gestanden, dass ich tatsächlich vor diesem Buch, dass ich vor zehn Tagen in die Pfoten bekommen habe, im neuen Jahrtausend noch kein Relke gelesen habe, also jetzt, vor dem Jahrzehnt.
00:29:52: Und ich finde, das
00:29:52: ist natürlich eine Relke.
00:29:54: Und ich finde, diese Bekenntnisse ist ganz wichtig, weil sie Barrieren abbauen, Barrieren der Charme.
00:30:00: Wir alle haben unsere blinden Flecken und das, was wir vergessen, verschlafen, nicht machen, wozu wir nicht kommen.
00:30:09: Und das gilt natürlich bei Lyrik besonders, finde ich, weil es ja nicht die Tätigkeit ist.
00:30:16: Alle, nur nicht mal alle, Hörerinnen und Hörer dieses Podcast jeden Tag pflegen.
00:30:21: Das
00:30:22: stimmt.
00:30:23: Wir haben uns alle eine gute Gelegenheit, die beiden Rilke-Jubeljahren das nachzuholen, was wir versäumt haben.
00:30:29: Aber wir haben ja schon festgestellt, dass wir anscheinend alle Rilke mit uns tragen.
00:30:33: Also den Panther, den Herbst usw.
00:30:39: Das haben wir alle in uns, oder auch nur Zeilen.
00:30:42: Wir sprichten von Siegen über Stehen ist alles.
00:30:45: Wir alle tragen eine gehörige Portion Rehlke mit uns rum.
00:30:48: Ja, und ich habe es dann auch ebenfalls in der Anmoderation bekannt, dass ich, es waren doch viel mehr Zeilen und auch, ich habe dann mich erinnert an etwas, wirklich dank Eures Buches, dass ich in meiner, ich habe eine Soekamp-Auswahl von, also Betricks-Soekamp von vor, ich weiß nicht, vierzig Jahren.
00:31:06: Und da sind so noch was Seiten drin.
00:31:09: Und da sind natürlich auch einige der frühen Kracher drin, gerade die Gottgedichte.
00:31:13: Und ich weiß auch noch, da ich in einem katholischen, jungen Internat war, dass da diese ganze metaphysische Geschichte, da war mal einer, der zumindest mal davon sprach.
00:31:25: Und ich habe natürlich, da ich das gelernt hatte, ganz viele auch religiöse Texte, mit denen es umzugehen, war das so ein gewisser, so ein Art von innerer Inneren Suchbefehl, der guckte gleich, wo sind denn die Schlüsselwörter?
00:31:41: Gott, Engel und alles das andere.
00:31:44: Das hat ganz viel wach gerufen, war sehr interessant diese Wiederbegegnung.
00:31:48: So, jetzt möchte ich aber nicht weiterreden, sondern ich glaube jetzt müssen wir damit wir den Zusammenhang bewahren.
00:31:53: Gleich weiter zu Ihnen zum Gedicht von Morian Porschmann.
00:31:55: Aber vielleicht doch zur Rosa Hotensia.
00:31:57: Also die Engel sind natürlich immer noch da, wie du zu Recht gesagt hast gerade, aber auf eine viel nüchterne Art als in den frühen Gedichten, als im Buch der Bilder, im Stundenbuch und so weiter.
00:32:07: Und es sind einige andere typische Dinge.
00:32:10: Da drin, also abgesehen von den herrlichen Wendungen, wie großmütig wie ein Duft.
00:32:14: Herrlich.
00:32:15: Wahnsinn.
00:32:15: Was wir.
00:32:16: eine fantastische Beobachtung.
00:32:17: Ganz toll.
00:32:17: Die Großmütigkeit von Düften.
00:32:21: Auch, ich weiß nicht, wie oft er schon gesagt worden ist, aber das Rilke ein Meister des Konjunktivs ist.
00:32:26: Damit ich es nie erfüre.
00:32:28: vom Verblühen.
00:32:30: Das regt.
00:32:30: ein Meister des Reims ist Weißmann, aber er ist auch jemand, der aus einem Konjunktiv wie Hülfe oder so einen Reim baut.
00:32:40: Es höchst originell.
00:32:42: Das ist der Konjunktiv Hülfe, den wir praktisch noch ironisch verwenden dürfen.
00:32:48: Ich habe mich gefragt, ob man es nicht in der FAZ dürfte, wenn man es noch schreiben.
00:32:53: Hilfe ist, wenn und so weiter.
00:32:55: Aber auch das hat noch keiner gemacht, soweit ich mich erinnere.
00:32:57: Aber wenn mal eine Diskussion wert, der Mut zum starken Konjunktiv
00:33:03: ist.
00:33:03: Und Reke benutzt die eben auch als Reimpartner, als Reimwortpartner.
00:33:07: Und das ist also schon einiges Interessantes in diesem Gedicht.
00:33:11: Oder
00:33:11: nur ganz kurz diese, was da als Binnenreimdauern funktioniert oder auch was sich da tut, wie Dinge unter Gold, die sich engolten.
00:33:20: Weil er ist ein großer Meister der der variierten Wiederholung.
00:33:24: Entröten sie sich sanft wie im Gebrauch.
00:33:27: Das ist ein Hinreißungsgedicht.
00:33:31: Und ein gutes Beispiel für die neuen Gedichte, weil er bleibt ganz bei dem Gegenstand.
00:33:36: Er bleibt bei dieser Hortensee.
00:33:39: Er beobachtet sehr genau.
00:33:41: Es sind unerhört präzise Beobachtungen und präzise formulierte Beobachtungen, also die Großmütigkeit des Duftes, dass sich das entröten, also allein diese fantastischen Wortfindungen.
00:33:55: Es bleibt also ganz genau und ganz
00:33:58: eng
00:33:58: an dem gewählten Gegenstand und geht trotz natürlich darüber hinaus, schon mit der ersten Frage.
00:34:06: Das kann man ja weiterdenken.
00:34:08: Wir nahmen das Rose an und so weiter.
00:34:10: Und die Engeln natürlich auch.
00:34:11: Es geht schon in ganz andere, auch mit der physischen Etagen hinauf.
00:34:15: Richtig, richtig.
00:34:15: Bei dem Gedicht.
00:34:17: Umso größer jetzt krasser der Unterschied.
00:34:35: löst wie alter Putz von der Fassade.
00:34:39: Es bleiben Druckstellen auf ihrem Arm entlang der Purpolinie.
00:34:43: Es bleibt der hastig weggefägte Staub, die grauen Ränder auf dem eingerollten Lappen und was der Blütengrüße mehr sind.
00:34:54: Beim Fernseherabend wandern das Gefühl von Moewe, wie wenn Erleichterung durch eine Menschenmenge geht.
00:35:02: Es bleibt der Trost, synthetischer Kolorationen, Glanz von Violett im Haar und auf dem Sofa die ganzen Kissen in Fuxin, Magenta.
00:35:17: Toll.
00:35:18: Oder?
00:35:18: Ja, ja, ja.
00:35:19: Und es ist also eine weitere starke Antwort oder Adaption von Rilke.
00:35:26: Jetzt meine Frage an dich.
00:35:28: Es wäre undenkbar gewesen, dass Sie jemals dieses Gedicht geschrieben hätte ohne Rilke und ohne Eure Einladung.
00:35:34: Bauten wir jetzt mal.
00:35:35: Aber das ist natürlich von einer ganz anderen Thematik und zur selben Zeit ruft sie Rilke auf.
00:35:42: Was ist, was heißt das denn für eine Dichterin?
00:35:44: Das ist doch irre, oder?
00:35:45: Man wirft ihr sozusagen einen Anlass zu und mal gucken, was sie macht und sie macht
00:35:51: das.
00:35:54: Es gibt ja tatsächlich etwas wie Auftragsgedichte, was merkwürdig erscheint, aber es gibt Auftragsgedichte und es gibt auch Einladung zu Antologien und zu Ausstellungen oder zu Themen, zu Kooperationen mit Musikern, mit Bildern, Künstlern, mit denen man nie gerechnet hätte und die auch Themen anbieten, die bisher fremd waren.
00:36:13: Oft genug sind das genau die Anlässe, wo man dann ein Gedicht schreibt, das einen selbst begeistert, weil man in ganz andere Richtungen gedrängt wurde, gedanklich, bildlich, thematisch.
00:36:23: Und das heißt, eine Einladung zu einer Anthologie ist auch immer eine Einladung, was Neues auch so probieren.
00:36:28: Und ich glaube, das reizt, viele reizen jedenfalls mich auch an Anthologien, dass man über seinen eigenen Schatten springen muss und mal die vertrauten Wege verlässt.
00:36:37: Dieses Gedicht ist ja ein sehr ernstes Gedicht.
00:36:40: Unbedingt.
00:36:41: Und
00:36:42: das Thema würde man sagen, ich kenne das illyrisches Werk so gut nicht, ich habe einige Gedichte gelesen, aber das Thema ist natürlich eins, das schreit.
00:36:52: So, muss man sagen.
00:36:53: Richtig, es geht um Gewalt.
00:36:55: Und sie hat ihr ein ganzes Farben, eine ganze Farbskala, die sie von Rilke und auch natürlich die Bildhaftigkeit.
00:37:01: Und sie nennt es Rosa Hortensia.
00:37:03: Wir werden an Blut erinnert, an Druckstelle, an Gewalt, an Männerfaust.
00:37:07: Es sind Vokabeln in diesem Gedicht, die zusammenzucken lassen.
00:37:11: Genau.
00:37:12: Es öffnet sich ein so großer Raum, der ganz weit weggeht von Rilke, der aber das Gedicht als Material auch als, ja, im Grunde als Farbgeber.
00:37:22: als Film fast aufruft.
00:37:24: Das ist so, ja.
00:37:26: Und es geht weit weg, auch insofern, als es Wörter benutzt, natürlich, die Rilke, glaube ich, in keinem Gedicht, die jemals benutzt hätte.
00:37:34: Also Rilke ist ja auch bekannt dafür, dass ja wenig zeitgenössische Dinge aufgegriffen hat, also weder das Kino oder das Automobil noch sonst irgendwas.
00:37:42: Also ein Fernsehabend ist eigentlich undenkbar in einem Rilke, ich würde sagen.
00:37:47: Auf verschiedenen Gründen.
00:37:48: Ja, auf verschiedene Gründen undenkbar.
00:37:51: Selbst wenn schon Fernseher gegeben hätte, in Fernseher werden nicht barrique aufgetaucht,
00:37:55: glaube ich.
00:37:55: Aber andererseits gibt es Wendungen, die fast rätgisch sind.
00:38:00: Wie wenn Erleichterung durch eine Menschenmenge geht.
00:38:03: Das ist eine großartige Zeile.
00:38:04: Ja, ja, hinreißen.
00:38:06: Wie wenn Erleichterung durch eine Menschenmenge geht.
00:38:08: Da sehe ich die Welle durch eine große Menge gehen.
00:38:11: Ja,
00:38:11: eine große Erschlaffung, ein Aufatmen und das ist im Grunde eine rätgische Wendung dieser Wiefergleich.
00:38:20: Ben immer verboten hat.
00:38:21: Also wie wenn sagt er ein Wievergleich, das darf man gar nicht mehr tun.
00:38:25: Aber Ben hat immer eine Ausnahme gelten lassen.
00:38:27: Er sagte, Rilke!
00:38:28: Dürfte das?
00:38:29: Und erforscht
00:38:30: man das?
00:38:31: Und ja, genau.
00:38:32: Sie greift im Grunde diese brühmte regische Technik auf und bringt einen großen regischen Vergleich, wie wenn Erleichterung durch eine Menschmenge geht.
00:38:43: Lieber
00:38:43: Jan, darf ich uns ein bisschen treiben, weil ich jetzt ganz schnell was einschiebe.
00:38:47: Noch mal einen großen Hit.
00:38:48: Das wollte ich einfach auch noch erzählen für über zwei, drei zeigtenische Lichter.
00:38:52: Nämlich die zurückgreifen auf die erste Duinäser-Elegie.
00:38:56: Ich lese mal nur die ersten paar Zeilen, weil die natürlich lang ist.
00:39:00: Und jeder, oder viele, kennt es natürlich, wer, wenn ich schrie, hörte mich denn aus der Engelordnungen.
00:39:08: Und gesetzt selbst, es nehme einer mich plötzlich ans Herz.
00:39:12: Ich verginge von seinem Stärkeren da sein.
00:39:15: Denn das Schöne ist nichts als das schrecklichen Anfang, den wir noch gerade ertragen.
00:39:20: Und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht, uns zu zerstören.
00:39:25: Ein jeder Engel ist schrecklich.
00:39:38: Ich fand jetzt wirklich zauberhaft in dem Buch, ich nenne sie mal alle vier, Kurt Dravert ist der erste hier im Buch, dann Uta Gossmann.
00:39:46: Christian Yitz und dann Heinrich Dieter Ringe.
00:39:50: Und alle vier sind komplett anders und nehmen also wirklich, wie ich finde, auf jeweils hinreißend entschieden und auch originelle Weise das auf.
00:40:01: Bei Kurt Dravart will ich mal einfach die erste Strophe lesen.
00:40:04: Er nennt es sein Gedicht die erste Überschreibung in Klammern der ersten Elegy.
00:40:11: Wer, wenn ich weiterhin schriebe, kaufte mich noch in der Bücherwelt Ordnungen.
00:40:17: Und wenn einmal doch es nehme ein lesender Engel mich war und griffe so tief ins Portemonnaie, ich verstummte vor seiner zu großen Erwartung.
00:40:28: Er zieht es dann auch durch, weil er wirklich dann auch über das Schreiben und dann über den Computer und das Papier und den Verfall und auch die Umweltzerstörung natürlich, die kommt auch vor.
00:40:38: Also es ist wirklich konsequent durchgearbeitetes Gedicht, ein langes Gedicht.
00:40:44: Und das macht Ravad.
00:40:46: Ich mach jetzt mal das nächste noch und dann bist du dran, ja?
00:40:48: Können wir das so machen?
00:40:49: Können wir ganzes mal?
00:40:50: Ich
00:40:50: sage mal, Uta Gosmann, nennt ihr Gedicht die erste Elegie in Klammern, der Dichter sind nach.
00:40:58: Noch auf Erden rief ich dich ängstlich, zornig an, fragte fordernd, ob wer mich hören kann aus deinen Engelsphären, ob wer sich schierte um das sogenannte Leid, verzweifelte zugleich an meinem Zögern, meinem Zaudern.
00:41:14: fand gar das Schöne sein nichts, und hier zitiere ich mich als das Schrecklichen Anfang.
00:41:20: Ich brauchte dich und vermochte doch nicht dich zu brauchen.
00:41:25: Ich fürchtete dein starkes Sein, denn wer wäre ich, wenn du mir antwortetest?
00:41:31: Was würde aus mir, wenn du mir offenbartest, deine Macht?
00:41:36: Ich wartete eine Antwort nicht ab.
00:41:40: Ich halte hier inne, weil das sehr lang ist.
00:41:42: Und ich habe natürlich auch die Zeilen so ein bisschen, wie sie es auch nahe, legt übersprungen im klassischen Ange-en-Bamon, was wir so im Lyric-Kurs, also im Deutschunterricht gelernt haben.
00:41:53: Ich finde es virtuos, ich finde es auch... voller Leidenschaft, großer Passion.
00:41:58: Und
00:41:58: natürlich die alle Illegien von Rick sind auch von einer reitigen Länge und die Länge wird auch aufgegriffen.
00:42:05: Also es
00:42:05: ist wirklich ein, ja ich muss es sagen, ich finde es packendes Gedicht, leidenschaftliches aufrüttelndes Gedicht.
00:42:12: und jetzt übergebe ich an dich mit Christian
00:42:14: Lutz.
00:42:16: Der fing so an.
00:42:18: Niemand, wenn ich schrie, hörte mich aus der Engelordnungen.
00:42:22: Aber wenn ich schweige, höre ich Dich in Gedanken und sprichst Du und setzen Gesprächen uns zu.
00:42:29: Und gesetzt selbst, dass Du Dich ans Herz legst, vergehe ich von Deinem stärkeren Dasein und gehe, brennend es nicht sein, ungehalten in Dir auf.
00:42:37: Denn das Schöne ist nichts wie der schrecklichen Anfang ins im beendeten Entsetzen unerträglich wunderbare, das mit Abscheu verschmäht, mit Abscheu verschmäht und gelassen, statt leidenschaftlich zu entflommen.
00:42:53: Ein jeder Engel brennt ohne zu brennen.
00:42:56: Und so verhalte ich mich denn, und der verschluckte Lockruf hauchte ich hymnisch und traurig wieder aus und ein und aus.
00:43:03: Ach!
00:43:04: Höhrend vermöchten wir es, Engel nicht zu brauchen, aber atmend wahrzunehmen, Menschen auch, und die findigen Tiere merken es schon, dass wir nicht sehr verlästig zu Hause sind in der gedeuteten Welt.
00:43:23: Ja, wunderbar.
00:43:24: Hier sollten wir kurz sagen, er nennt es erste Allergie, ohne jetzt weitere Bezeichnung.
00:43:30: Und es ist ein Blockprosa, wenn man so nimmt.
00:43:33: Aber wie du es gelesen hast, ist es natürlich lyrische Sprache.
00:43:36: Ja, unbedingt.
00:43:38: Es ist ein Prosa-Gericht, kann man sagen.
00:43:40: Es ist ein fortlaufender, ein Fließtext im Grunde, aber sehr, sehr dicht, sehr kompakt und auch klanglich eindeutig ein lyrischer Text.
00:43:49: Sag
00:43:49: mal, wollen wir mal den Detering zu zweit?
00:43:52: Soll ich die tiefere Stimme mal nehmen?
00:43:55: Du fängst mit der Hürren an.
00:43:57: Wir
00:43:57: können es versuchen.
00:43:58: Die Kursive ist die tiefere, finde ich.
00:44:00: Ja, gut, dann fange ich mir...
00:44:01: Ist der Kommentar sozusagen oder das beiseite.
00:44:04: Das Gedicht von Heinrich Detering heißt der Anfang des Schreckens.
00:44:09: Dies alles ist der Fall.
00:44:12: Ich schreihe nicht.
00:44:13: Ich könnte schreien.
00:44:15: Ich nehme Ordnungen der Engel an.
00:44:17: Ich nehme an, ihr Dasein sei stark.
00:44:20: Ich nehme an... Sie seien schön.
00:44:22: Ich setze voraus, dass mit dem Schönen das Schreckliche beginnt.
00:44:26: Niemand von Ihnen würde mich hören, sollte ich doch schreien.
00:44:30: Ich setze voraus, dass mein Dasein schwach ist.
00:44:32: Wäre es möglich, dass mir Herrn Einziger doch hören könnte?
00:44:36: Ich frage nur, rhetorische Frage.
00:44:39: Da Sie schrecklich sind, könnten Sie mich zerstören.
00:44:42: Ich spreche von uns.
00:44:43: Sie würden mich nicht zerstören, hörten Sie meinen Schrei.
00:44:46: Ich wäre Ihnen gleichgültig.
00:44:48: Ich spreche von uns.
00:44:50: Sie würden mich ja aber gar nicht hören.
00:44:51: Sie würden mich also in keinem Fall zerstören.
00:44:54: Darum schreihe ich nicht.
00:44:56: Ich könnte schreien.
00:44:58: Es würde keinen Unterschied machen.
00:45:03: Man könnte noch weiter machen.
00:45:05: Und es geht noch.
00:45:05: Es geht noch eine ganze Weile weiter.
00:45:07: Es ist auch in Blocksatz.
00:45:10: Im Grunde auch lyrische Prosa oder ein Poem und Pros, wenn man so möchte, aber auf längere Distanz und dann eben wieder sagst schriftlich.
00:45:18: abgesetzt und unterteilt in Kursiv und nicht Kursiv.
00:45:22: Ein Dialog, wenn
00:45:22: man so möchte.
00:45:23: Genau, ein Dialogisches.
00:45:24: Und ja, genau.
00:45:24: Und ich habe das so gesagt, dass die eine Stimme die tiefer ist, weil das ist so dieser fast ins ins Leere gesprochen oder in einen anderen Raum gesprochen, im Kommentar.
00:45:34: Ein Asseid.
00:45:36: Genau, ein Asseid
00:45:37: ist
00:45:37: das, ja.
00:45:38: An der Seite sprechen.
00:45:39: Also, es gibt noch etwas jetzt, weil das der wirklich, ich lobe, klappen Texte nicht oft.
00:45:46: Aber hier möchte ich es mal tun.
00:45:49: Ihr habt ihn ja nicht geschrieben, hast du mir vorher erzählt, sondern
00:45:52: Julia Graf
00:45:55: hat ihn geschrieben.
00:45:57: Ich möchte es kurz sagen, weil ich glaube tatsächlich, dass es unseren Hören auch was sagt über das Buch, um das wir hier sprechen.
00:46:04: Rilke ist ein Phänomen.
00:46:06: Alle kennen ihn.
00:46:07: Sein Panther schleicht bis heute unvermeidlich durch den Deutschunterricht.
00:46:11: Seine sagenhafte Erhabenheit inspirierte so unschädliche Künstler wie Ernst Jandel, Udo Lindenberg oder Annenmaik Antereit.
00:46:20: Seine Ferse finden sich auf Wandkalendern, in Todesanzeigen, auf Spruchkarten.
00:46:25: Rilke gehört irgendwie allen.
00:46:29: Aber ist seine Lyrik immer noch lebendig?
00:46:33: So, ich hab, ich lese nicht ganz jetzt.
00:46:35: Du hast vorher kurz erzählt vor der Sendung, Annenmae Kantarait ist jetzt nicht ganz, da ist nicht deine Kennerschaft so groß und ich weiß auch nicht welcher Song von denen, aber da ich Kölner bin und das eine Kölner Band ist und ich einige Songs wirklich klasse.
00:46:49: finde und ich als Vorbereitung für unseren Podcast ins Netz gegangen bin und zu gucken, wann ihr nächstes Konzert stattfindet.
00:46:56: Und dann sah ich, dass die Ticke zuhundertsiebzig Euro sind.
00:47:00: Ich dachte, nee, kommt Leute.
00:47:01: Warum könnt ihr nicht günstiger sein?
00:47:02: Aber ich habe dann zwei, drei Songs mir wieder mal reingezogen von denen und war sehr gerührt.
00:47:08: Und die Tatsache, dass die und Ulo Lindenberg bei Yandel sowieso dass die Rilke nehmen und mit dem, was anfangen, das finde ich einfach klasse.
00:47:18: Und jetzt die Frage an dich, den Lüriker, kannst du nochmal versuchen, uns zu sagen, bevor wir hier in den Ziel gerade kommen, dieser Rilke-Sound, was ist denn das, was die Leute so packt?
00:47:28: Was ist das, was die so ergreift daran, wenn es geht, das zu sagen?
00:47:36: Das geht sozusagen.
00:47:38: Es sind aber viele verschiedene Aspekte, glaube ich.
00:47:40: Also ich glaube, was im Frühwerk anrührt, ist das Formulieren sehr Fragen, die wir uns alle stellen, sind die metaphysischen Fragen, der hohe Ton spricht an.
00:47:50: Es sind durchgehend die ungeheuer starken Bilder, also wirklich ein sehr sinnlicher Dichter und ein ungeheuer bildstarker Dichter, ein Meister der Metapher.
00:48:00: Ein Meister des Vergleichs, wie wir schon gesagt haben, des WIE-Vergleichs.
00:48:03: Und der WIE-Vergleich ist ja immer etwas Vertrautes.
00:48:06: Er legt die Karten auf den Tisch.
00:48:07: Er legt die Karten auf den Tisch.
00:48:08: Ich glaube, der WIE-Vergleich ist immer auch ein Angebot an die Leser, es nachzuvollziehen, das Bild selbst zu bauen.
00:48:15: Nimmt vorschlagsweise diese beiden Dinge und verbindet sie mit WIE.
00:48:18: Also nicht die gesetzte, große, kompakte Metapher, sondern der WIE-Vergleich ist eigentlich ein sehr...
00:48:24: Sehr deutlich auch.
00:48:25: Ja,
00:48:26: eine sehr freundliche Geste den Lesern gegenüber, glaube ich.
00:48:29: Können wir sogar sagen, wenn du ein Wievergleich machst, wenn du jetzt mal das Diktum von Ben noch mal im Kopf hast, dann muss er verdammt gut sein.
00:48:42: Das Schöne ist, finde ich auch, dass man beim Wie-Vergleich sehr weit entfernte Dinge zusammenbringen kann, die vielleicht gar nicht zusammen passen, aber allein durch das Wörtchen Wie zusammengeschmiedet werden.
00:48:53: Man kann auch abstruse und sehr verwirrende Dinge mit einem Wie wachufen und etablieren.
00:49:02: Es muss schon passen, natürlich.
00:49:04: Und Ben kritisierte eben gerade, dass es eine nicht vollzogene Metapher sei, sondern eben
00:49:09: nicht
00:49:09: ganz fertig.
00:49:10: Aber wir haben
00:49:11: schon gesagt, er sagte, Rilke durfte das und Rilke ist ein Meister darin.
00:49:14: Aber es ist ein großer Reiz in diesen Vergleichen.
00:49:18: Und sie sind Teil der bildstarken Sprache Rilkes, die glaube ich neben der Feierlichkeit dem hohen Ton, der auch des Frühwerks und den starken Bildern eine Rolle spielt.
00:49:31: Und schließlich ist Reg ein Musiker.
00:49:33: Also, Rilke sprache ist Musik.
00:49:36: Ja.
00:49:37: Es ist ja schon darauf hingewiesen worden, es ist auch schon der Name Rainer Maria Rilke, herrlich alliteriert, also auch schon starbreimt eigentlich.
00:49:43: Ich habe übrigens
00:49:43: hier eine Zeile mir aufgeschrieben.
00:49:46: Ich brauchte ja für unser Gespräch gar nicht viele Notizen, weil ich ja wusste, dass du hier uns durch die Sendung führen kannst, ja.
00:49:52: Aber hier steht eine Zeile, die heißt, ist Rilke mehr Sound als Sinn?
00:49:57: Du hast es beantwortet.
00:49:58: Es
00:50:01: ist viel mehr.
00:50:02: Es ist viel
00:50:02: mehr Sound.
00:50:03: Aber ist eben auch grandioser Sound.
00:50:06: Er ist ein großer Musiker.
00:50:09: Und die Musik, seine Sprache war für ihn auch immer immens wichtig.
00:50:12: Das Musikalische der Sprache.
00:50:15: Er ist ein Formkünstler.
00:50:16: Wir haben schon auf die Metrik hingewiesen.
00:50:19: Ein Meister des Reims.
00:50:21: Und zwar auf sehr subtile Art.
00:50:22: Nicht nur weil er die Konjunktive etabliert als Reimplatt.
00:50:27: geschickt und kaum dass man es bemerkt, Reime arbeiten lässt im Sinne des Gedichts.
00:50:33: Also ein weiterer Hit von Rick ist ja das Karussell mit dem weißen Elefant zum Beispiel.
00:50:38: Meine Frage ist, kann ich dich kurz bremsen?
00:50:41: Wir können noch eine Textprobe, eine Soundprobe uns erlauben.
00:50:45: Möchtest du noch mal wählen, um noch mal eine Farbe vielleicht, die wir noch nicht vertreten haben?
00:50:50: Wir hatten ja doch eine längere Liste, aber dann haben wir uns ein bisschen verweilt.
00:50:55: Aber ich sehe gerade deine Ausgabe mit vielen Zetteln.
00:50:58: Sie ist gespickt
00:50:59: in Zetteln.
00:51:00: Ja, ja.
00:51:01: Noch mal eins auszuwählen, dass wir...
00:51:03: Es spiegt auch deswegen, weil wir viel lesen werden und wollen.
00:51:07: Klar.
00:51:07: Robert, Hummelt und ich und dann probieren so viel wie möglich von dem zu präsentieren.
00:51:11: Ihr habt also schon Termine.
00:51:13: Wir haben Termine, ja, ja.
00:51:14: Aber ihr kostet weniger als einen Maikantereit.
00:51:17: Mit Sicherheit, ja, ja, doch, doch.
00:51:19: Alle sehr erschwinglich und dann sehr amüsant.
00:51:21: Was könnten wir nehmen?
00:51:25: Vielleicht ja wirklich von Yoko Tawada, die Heikus der Stanzen oder von Bertram Reinike auch eine interessante Art zu übersetzen.
00:51:35: Der hat das große Requiem für Wolf Graf
00:51:42: Kalkreuth
00:51:43: gewählt.
00:51:44: Es ist
00:51:45: leider zu
00:51:46: lang.
00:51:46: Es ist großartig,
00:51:47: aber es ist zu lang.
00:51:49: Es ist großartig auch, weil die Art zu übersetzen, macht sozusagen eine Wort für Wort-Übersetzung und wählt andere Wörter und Wendung für jedes einzelne Wort.
00:51:59: Das hatte was Unheimliches.
00:52:00: Es ist
00:52:01: unheimlich.
00:52:02: Es ist etwas Komisches, aber was Unheimliches, wenn man liest, man denkt, das ist doch Rilke.
00:52:06: Aber es ist eben nicht Rilke.
00:52:08: Also die Brümm, die letzte Zeile, wer spricht von Siegen, überstehen ist alles, wird dann schlussendlich bei Bertram Reinige zu.
00:52:15: Was heißt Erfolg durchhalten, darum geht es?
00:52:18: Ja, genau.
00:52:18: Und man denkt, das ist doch Rilke, aber es ist auch nicht Rilke.
00:52:21: Das ist schon sehr was anderes.
00:52:22: Es ist nicht.
00:52:23: Und das spricht natürlich für deine These vom Anfang.
00:52:25: Es ist uns so viel Rilke im Kopf, dass wir sofort merken, aha, das ist schon Rilke, aber es ist ein paraphrasierter Rilke.
00:52:33: Vielleicht machen wir doch lieber die Haikus, denn da kommen wir zeitlich mit hin, wenn du einverstanden bist.
00:52:39: Hast du gerade die Seiten?
00:52:42: Wir bettern hier beide in unseren Ausgaben.
00:52:46: Winterliche Stanzen, ja.
00:52:48: Zwölf Heikus.
00:52:49: Die
00:52:49: winterlichen Stanzen, das ist zu lange ums Ganze zu lesen wahrscheinlich.
00:52:52: Mach mal die erste Strophe.
00:52:53: Die erste Strophe.
00:52:55: Winterliche Stanzen.
00:52:58: Nun sollen wir versagte Tage lange ertragen in das Widerstand des Rinde.
00:53:03: Uns immer während, nimmer an der Wange, das tiefe fühlend aufgetaner Winde.
00:53:09: Die Nacht ist stark, doch von so fern im Gange Die schwache Lampe überredet Linde.
00:53:15: Lass dich's getrösten.
00:53:17: Frost und Haarsch bereiten die Spannung künftiger Empfänglichkeiten.
00:53:24: Empfänglichkeit.
00:53:25: Wer wagt das?
00:53:26: Und die Stanze ist also auch eine alte Form, die er da bedient.
00:53:29: Und aus den Stanzen macht jetzt Yoko Tawada zwölf Haiku.
00:53:33: Also der Titel lautet von Yoko Tawada zwölf
00:53:35: Haiku nach
00:53:36: winterlichen Stanzen.
00:53:37: Ja, Haiku ist eine dankbare kurze Form.
00:53:40: Das sind diese siebzehnzebigen, fünf, sieben, fünf Dreizeiler Gedichte.
00:53:46: Zwölf Haiku nach winterlichen Stanzen von Rainer Maria Rilke.
00:53:50: Verbockt im Sommer, die Borke schweigt wie dein Herz.
00:53:55: Einen Winter lang.
00:53:57: Niemals kann der Wind tiefe in dir erreichen, selbst als Blüten nicht.
00:54:04: Rinde der Sturheit, doch der Abend erweicht sie durch ein schwaches Licht.
00:54:11: Kälte spannt ein Netz aus Schnee und Frost, um fernen Frühling zu fangen.
00:54:18: Den Sommer restlos ausgekostet, dennoch bleibt Rose unberührt.
00:54:25: Hitze schläft in dir, rät sie an, rüttel sie wach.
00:54:29: Schamloser Winter.
00:54:31: Altes Spinnennetz.
00:54:33: Wird Eros mit Sexbeinen beiläufig befreit?
00:54:37: Fort ist sie flüchtig wie Jahreszeit.
00:54:41: Du fängst an, wieder von vorne.
00:54:45: Ein Verdacht blitzt im Himmel der Träubchen.
00:54:48: Scharfe Augen der Blüten.
00:54:52: Hände des Winters kneten dich zur Kreatur, erlöst und erfüllt.
00:54:59: Übermaß an nichts.
00:55:01: Die Natur ist irdisch leer.
00:55:03: Du tust so, als ob Wollust im Winter, im Überfluss, verpasst du nichts, außer dich selbst.
00:55:18: Es ist ein
00:55:27: großer Ernst, großer Ernst darin, den er von Rilke nimmt, kommt mir so vor.
00:55:32: Also absolut da ist, es gibt ja auch dann diese, das haben wir ja nur andeuten können, diese sehr anderen Stimmungen oder Wertigkeiten, die dann beim jeweiligen Temperament des Dichters der Dichter in eine Rolle spielen.
00:55:46: Es trifft ja oft Persönlichkeiten, die ganz anders sind.
00:55:49: Aber manche haben doch dann... eindeutig auch sich anregen lassen, diesen Ernst zu nehmen.
00:55:56: Der ist
00:55:56: hier auch mit herrlichen Wendungen, Hände des Winters kneten nicht zur Kreatur.
00:56:01: Es sind wunderbare Wände.
00:56:02: Es ist eine Sequenz von Haiku-Gedichten, die immer wieder neu ansetzen und abbrechen und ansetzen und abbrechen.
00:56:08: Es ist schön, wie die fortlaufende Melodie der vier Stanzen von Rilke hier in einem ... tastendes übertragen werden, immer wieder neu ansetzen von starker Bildlichkeit und wieder plötzlich Rilke hineingerät in eine japanisch-deutsche Tradition oder eine deutsch-japanische Tradition.
00:56:31: Das ist sehr, sehr schön.
00:56:32: Wir sollten noch kurz erwähnen, auch wenn wir es nicht vorführen können, dass auch noch einige französische Gedichte von Rilke ihre... Verarbeitung oder Bearbeitung beziehungsweise.
00:56:44: Also, Rega hat in seinen letzten Jahren, als er im Wallis wohnte, wo er auch starb und auf Statue Müsot schrieb, wo auch das Elegienwunder stattfand.
00:56:54: Also, er hat lange geschwiegen.
00:56:56: die ersten Elegien, wir haben die erste gehört, der Anfang der ersten Elegien, das ist stand auf Duinot, deswegen die Duinese Elegien, aber er hatte dann eine eine qualvoll lange Schreibhemmung von zehn Jahren, wo nicht jedenfalls keine Elegien entstanden sind.
00:57:10: Und nicht allzu viel anderes.
00:57:13: Aber die Elegien, alle anderen kamen dann im Februar, im Jahr neunzehnzwanzig, auf Müsort.
00:57:19: Da geschah also ein Wunder, muss man sagen, weil innerhalb von drei ... Eineinhalb Wochen, die Elegien, die restlichen Elegien standen und alle so netteren Orphäus, ganz verblüffend.
00:57:31: Dort lebte er und starb er und schrieb auch dann in seinen späten Jahren danach, nach den Elegien, also nach neunzeitzweinzwanzig, er starb, sechsundzwanzig auf Französisch.
00:57:41: Auf Französischer Sprache.
00:57:42: Landschaftsgedichte aus dem Wallis sozusagen, die von Polo Valeri, der ihm besuchte, dort auch gelobt wurden und die sehr, sehr schön sind, ganz anders, sehr schön, der Französische Rilke sozusagen.
00:57:55: Der ist hier wenig bekannt.
00:57:56: Der ist
00:57:56: viel weniger bekannt, aber hochinteressant.
00:58:00: Und Rilke war ein Meister des Französischen, hat lange in Paris gelebt, wie gesagt, bei Rodin gearbeitet und so weiter.
00:58:06: Den Malte-Loritz Brighel ja in Paris geschrieben.
00:58:10: Auf Deutsch natürlich, aber dieses Spätentitel sind sehr interessant und die spielen auch ein Teil, eine Rolle hier in dem Buch.
00:58:15: Auch die werden aufgegriffen mal getreu übersetzt und mal sehr frei variiert.
00:58:21: Von Ulrike Almuzanlich zum Beispiel, die greift das auf, auch formal, sehr stimmig, aber überträgt das in ein jetzt, in unser heute.
00:58:29: Es ist wirklich ein reiches Buch, wir haben glaube ich wirklich nur kurz hier hineingraben können, hätte gerne viel mehr gemacht, aber ich nenne noch ein paar Autoren, einfach mit Autorinnen in Maracusa Lars, Lars Reier, Kerstin Hänsel, Joachim Satorius, Mirko Bonny, Ulrike Dressen hatte ich schon erwähnt, Andreas Altmann, ich blätter hier so ein bisschen durch, Michael Krüger, Dagmar Kraus, Dorst Grünwein haben wir auch schon gesagt, Bertram Reinike, den hätten wir gerne gelesen, aber der ja auch angekreuzt ist, aber wir haben sich alles geschafft.
00:59:04: Ich kann es nur erst mal sagen vielen Dank, lieber Jan, für diese prächtige und witzige, wunderbare Vorführung dieses großartigen Bandes über Rilke, mit Rilke, durch insgesamt seventy-fünfundsiebzig, nicht?
00:59:18: Dichterinnen und Dichter, deutscher Sprache.
00:59:21: die es total mir als eingedicht geschrieben habe.
00:59:23: Also von Katrin Schmidt gibt es zum Beispiel drei Gedichte, von Henning Ciprizi gibt es wunderbare Gedichte, auch mehr.
00:59:28: Richtig.
00:59:29: Deswegen sind es in der Tat hundert, ne?
00:59:30: Ja, so ist es.
00:59:31: Ihr wolltet hundert, weil der Untertitel Hundert Antworten auf Rilke auch sehr schön ist und auch sehr neugierig macht.
00:59:37: Ich wünsche euch viel Erfolg damit und viele Lesungen und bis zum nächsten Mal.
00:59:41: Ja,
00:59:42: bis zum nächsten Mal.
00:59:42: Danke für die Einladung.
00:59:51: herausgegeben von Jan Wagner und Norbert Hummelt, ist erschienen im Verlag Hansa Berlin, hat zweihundvierzig Seiten und kostet achtundzwanzig Euro.
01:00:00: Ein Dank an Kevin Gremmel für die Produktion der heutigen Folge.
01:00:04: Wenn Sie uns schreiben möchten, unsere E-Mail lautet Bücher-Podcast etfaz.de.
01:00:09: Bücher mit Ue.
01:00:11: Am kommenden Sonntag schauen Maria Wiesner und Friedhoff Küchemann auf das Bücherereignis des Oktober, die Frankfurter Buchmesse.
01:00:20: In vierzehn Tagen ist dann wieder mein Kollege Kai Spanke mit Sachbüchern dran.
01:00:25: Wir hören uns wieder, sofern Sie mögen.
01:00:27: Am zweiten
01:00:28: November.
01:00:29: Bis dahin,
01:00:30: machen Sie es gut.
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