Wenn Produkte des Alltags immer schlechter werden: Gabriel Yoran über die Verkrempelung der Welt
Shownotes
„Unternehmen fächern ihre Portfolios auf, indem sie Produkten wichtige Eigenschaften entziehen, sodass es einen Anreiz gibt, das teurere Modell zu kaufen, das dieser Eigenschaft noch nicht verlustig gegangen ist.“ Aus dieser zunächst einmal gar nicht so überraschenden Diagnose des Autors Gabriel Yoran ergeben sich viele Fragen: Ist denn doch was dran an dem notorisch fruchtlosen Genre der Kapitalismuskritik? Lässt sich etwas dagegen unternehmen, dass Waschmaschinen, Autos, Duschschläuche und etliche andere Dinge des Alltags immer schlechter werden? Möchte man unter solchen Umständen den Konsum nicht lieber ein wenig einschränken?
Yoran, von Haus aus Unternehmer, versucht sich in seinem Buch „Die Verkrempelung der Welt“ an einigen Antworten, die wir im Bücher-Podcast vertiefen. Außerdem erklärt er, warum er über einen bestimmten Kaffeevollautomaten, der letztlich eine Art Spielzeug ist, ein ganzes Buch hätte schreiben können, weshalb wir nur sehr reduzierte Vorstellungen davon haben, wie gut manche Produkte in unseren Nachbarländern sind – und was das eigentlich heißen soll, „Verkrempelung der Welt“.
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Transkript anzeigen
00:00:08: Wie Zombies suchen Probleme, die in aller Weltsprodukten schon gelöst waren, unseren Alltag heim.
00:00:14: Dinge, die tadellos funktioniert haben, werden mit der nächsten Produktgeneration aus scheinbar unerfindlichen Gründen wieder schlechter.
00:00:21: Diese Diagnose stellt der Unternehmer und Autor Gabriel Joran in seinem Buch Die Verkrempelung der Welt.
00:00:26: Und sie liste sich auch in ganz unterschiedlichen Bereichen verifizieren, am heimischen Herd, genauso wie an der Waschmaschine oder am Heizungsregler im Auto.
00:00:35: Warum Dinge des Alltags oft schlechter werden, sobald sie das jeweilige Vorgängerprodukt übertrumpfen sollen?
00:00:40: Darüber unterhalten wir uns nun im Bücher-Podcast.
00:00:43: Mein Name ist Kai Spanke und ich freue mich aufs Gespräch mit Gabriel Johann.
00:00:47: Hallo.
00:00:47: Hallo.
00:00:49: Ja, Ihr Buch heißt, ich habe es eingangs erwähnt, die Verkrempelung der Welt.
00:00:53: Könnten Sie uns einmal erläutern, was genau das ist und in welchen Lebensbereichen sich so Verkrempelungszusammenhänge finden lassen?
00:01:02: Ja, ich habe den Begriff Krämpel gewählt ein bisschen provozierenderweise, weil ein Großteil der Kritik, die ich in dem Buch über an Weiterentwicklung von Produkten ist, dass sie sich wahnsinnig wichtig nehmen, dass sie wahnsinnig ernst genommen werden wollen und dass man sich mit ihnen auf übermäßige Weise befassen sollen muss.
00:01:30: Und um diese Produkte, das können Autos sein, Kühlschränke, Backöfen, Smartphones, Fernseher, um diese Produkte mal ein bisschen runterzuholen auf dem Boden, nenne ich die Krempel.
00:01:48: Ich nenne die auch Krempel, weil die so ähnlich wie die Dinge, die wir auf dem Dachboden oder im Keller lagern, eigentlich schon aufgegeben wurden.
00:01:59: Aber noch nicht weggeworfen.
00:02:01: Das sind so Dinge, die ... Wir sind nicht wirklich glücklich mit denen.
00:02:05: Wir bereuen vermutlich die Anschaffung von denen.
00:02:08: Aber jetzt sind sie halt nur mal da und haben auch Geld gekostet.
00:02:11: Und jetzt muss man sich halt mit ihnen irgendwie rumschlagen.
00:02:17: Diese Produkte, die alle gemeinsam haben, dass sie schlechter sind, als sie sein müssten, die nenn ich Krämpel.
00:02:24: Erzählen Sie unseren Hörern einfach, weil es so schön ist und garantiert sofort umfassendes Verständnis und die Reaktion genauso was kenne ich auslöst.
00:02:31: Erzählen Sie uns doch mal von dem neuen Duschschlauch, den Sie sich vor einiger Zeit gekauft haben.
00:02:38: Ja, also ich habe einen neuen Brauseschlauch gekauft, weil der Alte offenbar irreparabel verkalkt war.
00:02:47: Ich habe zu dem Zeitpunkt nicht gewusst, dass ein Brauseschlauch zu kaufen mittlerweile kompliziert ist.
00:02:54: Ich habe gedacht, was kann da jetzt schon, also was kann schon schief gehen.
00:02:58: Man wählt die Länge aus und vielleicht das Material und dazu war es.
00:03:01: Und ich habe auch gedacht, das kann ich jetzt online machen, dazu muss ich nicht in den Baumarkt fahren oder sowas.
00:03:05: Und habe das online gemacht, habe den Brausischloch installiert und in den folgenden Tagen habe ich gedacht, irgendwas stimmt nicht.
00:03:14: Ich habe mich ganz normal duschen wollen und ich Ich habe die ganze Zeit gegen so einen Zug angeduscht, also gegen so einen, der Schlauch wollte woanders hin als ich.
00:03:25: Und ich dachte, naja, gut, der ist jetzt ganz neu, das Material ist noch irgendwie steif, das wird irgendwie noch weicher und alles wird gut, es wurde nicht gut, es wurde nicht besser.
00:03:35: Und dann habe ich erst kurz an mir gezweifelt.
00:03:37: Ich dachte, okay, ich habe irgendwie verlernt, mich zu duschen, so.
00:03:43: Und dann habe ich aber angefangen, ein bisschen zu recherchieren und habe herausgefunden, dass bisher alle brause Schläuche, mit denen ich irgendwas zu tun hatte, einen sogenannten beidseitigen Drehwirbel haben.
00:03:57: Das ist nichts anderes als so eine Art Gewinde an beiden Enden des Schlauchs.
00:04:04: Die machen, dass man... dass der Schlauch sich nicht verwindet und sich nicht verdreht und sich nicht in irgendeine Richtung zieht, sondern dass er sich einfach mit bewegt, wenn man duscht.
00:04:14: So, diese Teile kosten also Sense, wenn überhaupt, aber die hat der Hersteller, in meinem Fall und das war ein führender deutscher Markenartikel, dessen Namen jeder kennt, eingespart.
00:04:27: Und wenn ich nun also ganz normal duschen wollte, müsste ich den doppelt so teuren Schlauch mit der Funktion Twist Free kaufen.
00:04:38: Ich denke mir das nicht aus.
00:04:40: Die nennen das jetzt Twist Free.
00:04:42: Also die haben einen Namen erfunden für eine Produkteigenschaft, die bisher selbstverständlich war und die jetzt nur noch in dem Premium-Produkt drin ist.
00:04:52: Der Standard-Buschlauch ist nicht billiger geworden durch das Weglassen dieser Drehwirbel, sondern der kostet immer noch genauso viel.
00:05:00: Aber wenn man den alten Komfort, von dem man gar nicht wusste, dass es Komfort war, bis dieses Feature wegfällt, wenn man den wieder haben möchte, muss man also statt zwölf Euro, vierundzwanzig Euro sein.
00:05:11: Das sind jetzt alles natürlich keine riesigen Summen.
00:05:14: Aber das Muster, das man da beobachten kann, das Produkteigenschaften, die mal Standard waren, jetzt plötzlich Premium sind, das fiel mir zum ersten Mal so richtig bewusst an diesem trivialen Schlauch auf.
00:05:27: Wieso hat sich dieses Muster etabliert, ja nicht nur bei Brauseschläuchen, sondern im Grunde genommen bei allem, was man so erwerben kann?
00:05:35: Ja, also es gibt natürlich verschiedene Gründe und verschiedene Ursachen, aber es gibt ein paar Phänomene, die immer wieder auftauchen, wenn man sich das anschaut.
00:05:44: Also immer, ich habe mir in ganz vielen verschiedenen Branchen, Produkte angeschaut, Vertriebswege, Preisentwicklung und was auffällt, ist oft kurz bevor so eine Verkämpelung einsetzt und Produkte also scheinbar grundlos schlechter werden, dann gab es einen Eigentümerwechsel bei dem Unternehmen.
00:06:07: Also das kann zum Beispiel passiert sein, dadurch, dass das Unternehmen übernommen wurde von einer Beteiligungsgesellschaft, die viel Geld dafür bezahlt hat und das Geld jetzt erstens wieder reinholen will.
00:06:20: indem die Margen der Produkte erhöht werden und zweitens die Produktivität des Unternehmens und die Windmarge natürlich vergrößern möchte, da das Ziel von so einer Beteiligungsgesellschaft ist natürlich das Unternehmen später wieder gewinnbringend weiter zu verkaufen.
00:06:36: Also, das heißt, dann wird jetzt versucht, alles rauszuholen, was man rausholen kann.
00:06:40: Das kann man machen natürlich durch Verlagerung von Produktion.
00:06:43: Das ist da auch passiert.
00:06:44: Ja, also diese Brauseschlauchhersteller wirkt als deutsches Unternehmen, aber hat natürlich längst schon Unternehmen nach Thailand gehabt, also Fabriken in Thailand gehabt, die die produziert haben.
00:06:53: Da wurden da noch mehr hinverlegt.
00:06:55: Gleichzeitig hat man versucht aus dem dem guten Namen des Unternehmens halt mehr Kapital zu schlagen, indem man gesagt, okay, gut, wie können die Produkte teurer machen?
00:07:04: Wir haben eh so eine, und das ist der zweite Grund, dominante Position im Vertrieb unserer Produkte.
00:07:12: Ja, das heißt also, wenn ich nach dem Duschlauch suche, finde ich zuerst deren Produkte, er mit Google.
00:07:17: Oder wenn ich in den Fachhandel gehe, haben die die größten Ausstellungsflächen.
00:07:22: Das heißt, da ist also, wenn ich jetzt nicht tief einsteige in diesen Markt, dann begegnet mir dieses Unternehmen als erstes oder mit als erstes.
00:07:31: Wenn ich dann nicht doll nachdenke, dann kaufe ich halt bei denen.
00:07:35: Und diese Phänomene, man nutzt eine existierende Marktmacht und der neue Eigentümer will optimieren, das führt dann am Ende dazu, dass das oft auf Kosten der Kundschaft passiert.
00:07:50: Das Ganze, ich muss einen Aspekt dazu hinzufügen, weil das nämlich auch, wie eigentlich alles, was ich in diesem Buch beschreibe, es wahnsinnig ambivalent ist, für den Aktienkurs dieses Unternehmens ist es gut.
00:08:00: Und wenn ich nun, wie viele Deutsche das gemacht haben, Aktien halte, zum Beispiel in Pornkorn ETFs, um meine Altersvorsorge irgendwie zu verbessern, dann werden die ein kleines bisschen besser.
00:08:13: Dann stehe ich da ein bisschen besser da.
00:08:15: Aber der Preis dafür war, dass ich mich beim Konsum habe über ein Tisch ziehen lassen.
00:08:22: Kann man sagen, wäre der Schlauch perfekt für den Kunden, wäre er zugleich sehr nachteilig fürs Unternehmen?
00:08:30: Ja, also das ist ja so ein bisschen der kategoriale Webfehler des Konsumkapitalismus, wenn man so will.
00:08:37: Ich habe jetzt da keine primäre Kapitalismuskritik geschrieben, weil mir das ein bisschen zu simpel erschien.
00:08:42: Ich wollte schon mal genauer die Mechanismen mir angucken.
00:08:46: Dieser Wemfehler ist, dass ein Produkt, das für den Verbraucher gut ist, nicht zwangsläufig für den Hersteller gut sein muss.
00:08:55: Das ist auch keine neue Erkenntnis.
00:08:57: Dinge, die lange halten, müssen selten erneu gekauft werden, ist schlecht für den Umsatz usw.
00:09:02: Also dieses Problem, aber in verschärfter Weise, sehen wir da.
00:09:08: Sie haben gerade gesagt, Sie haben keine ganz grundsätzliche Kapitalismuskritik geschrieben.
00:09:12: Sie schreiben aber auch, ich zitiere, ich wollte, dass das Thema Konsum endlich vom Tisch ist.
00:09:19: Sie schreiben das im Zusammenhang mit der Anschaffung eines Regals.
00:09:22: Wie oft erleben Sie das, dass Sie diesen Impuls haben, ich will gar nicht mehr als Konsument so prominent in Erscheinung treten, auch von mir selbst nicht?
00:09:29: Ja, das ist eine sehr gute Frage.
00:09:31: Ich bin ja im Grunde meines Herzens Unternehmens.
00:09:33: Ich habe drei Firmen mitgegründet und stecke ja selber in diesen Mechanismen mit drin.
00:09:40: Deswegen fällt es mir auch da schwer, einfach mit dem Finger.
00:09:44: darauf zu zeigen und zu sagen, ja, das ist der Kapitalismus, weil die anderen Systeme in der Hinsicht ja auch nicht besser sind.
00:09:51: Also, die sind anders schlecht.
00:09:53: Aber dieses Phänomen, ich möchte nicht mehr als Konsument in Erscheinung treten.
00:09:58: Das fliehen wir das erste Mal auf beim Thema Regale.
00:10:03: Also, wenn man ein paar Mal umgezogen ist und sich die Wohnsituation verändert, man mal mehr, mal weniger Platz hat.
00:10:13: Ich war irgendwann dankbar für ein modulares Möbel, was ich kleiner, größer machen kann, was ich beliebig oft auseinander und wieder zusammenbauen kann.
00:10:23: Da ging es jetzt konkret um so ein Stahlrohr-Regalsystem.
00:10:27: Diese Systeme sind tatsächlich mehr oder weniger für die Ewigkeit gebaut.
00:10:32: Wenn man die Teile für diese Regale gebraucht kauft, sind die auch nicht viel billiger.
00:10:38: Also das ist seit den Sechziger, Sechziger, Sechziger Jahren mehr oder weniger unverändert.
00:10:43: Und das Problem dabei ist eigentlich nur, man muss ziemlich viel Geld mitbringen, um das überhaupt mal irgendwie in Gang setzen zu können.
00:10:53: Also um eine nachhaltige Kaufentscheidung zu treffen in jetzt diesem Thema Regal, muss man halt Stahl kaufen, so Stahlrohre.
00:11:03: So, abgesehen davon, dass wie ich dann später bei der Recherche herausgefunden habe, Stahl gar nicht so ein gutes Material ist und in der Produktion wahnsinnig viel Kohle verbraucht wird, um den Stahl zu reinigen und so weiter.
00:11:19: Also das ist wahrscheinlich wäre ein modulares Holzregal besser gewesen, aber auf die Idee bin ich damals noch.
00:11:26: und gar nicht gekommen.
00:11:27: Ich kannte einfach nur diese Stahlrohrmöbel und zum Glück mochte ich die.
00:11:31: Aber ich weiß, dass viele Leute die nicht mögen und sagen, dass die aussehen wie Notarmöbel oder Arztpraxismöbel und sie wollen die nicht in ihren Wohnzimmern stehen haben.
00:11:39: und also fair enough.
00:11:41: Aber an dieser Stelle dachte ich mir, Ich will nicht schon wieder überlegen, was ein gutes Regal ist.
00:11:48: Ich will kein billiges Regal kaufen, was ich mit dem ich nicht umziehen kann.
00:11:52: Ich will aber auch keine riesige maßgefertigte Wohnwand kaufen, die in Haufen Geld kostet und dann nur genau an diesem Ort passt.
00:12:00: Und wer weiß, ob mir die dann gefällt.
00:12:02: Und da ich gerne, also ich versuche Sachen gerne richtig zu machen.
00:12:06: Und es ist ganz schön schwer beim Konsumieren.
00:12:09: Also, wenn die Sachen nicht völlig egal sind oder man sich damit abfindet, ich bin extrem schlecht darin, mich mit Sachen abzufinden.
00:12:17: Das ist ein Fluch, aber auch ein Segen, weil dann kann man irgendwann so Bücher schreiben, weil man sich einfach nicht abfinden will damit.
00:12:24: Und das ist natürlich auch eine Typfrage.
00:12:26: Ja, es gibt Leute, die zu Recht wahrscheinlich sagen, ja, mein Gott, dann kaufe ich halt Billy bei IKEA und das stelle ich mir halt viel davon hin.
00:12:33: Da werde ich auch nicht arm von und das tut es auch.
00:12:37: Aber das war eigentlich der Punkt, an dem ich gemerkt habe.
00:12:40: Einerseits, ich will nicht noch mal ein Regal kaufen müssen.
00:12:45: Und zweitens, das ist auch so ein bisschen die Pointe aus diesem Kapitel, ich habe dann irgendwann gemerkt, dass ich offenbar als vierzehnjähriger oder fünfzehnjähriger oft in Zeitschriften geblättert habe, in dem genau dieses Regalsystem beworben wurde.
00:13:01: Und also lange Rede, kurzer Sinn.
00:13:05: Ich kann mir das dann halbwegs leisten.
00:13:09: Ich halte das für eine Entscheidung aus dem Grunde meines Herzens.
00:13:13: Aber wahrscheinlich bin ich als Teenager sehr stark Werbung für ... Stahlrohrmöbel ausgesetzt.
00:13:22: Das wollte ich gerade sagen.
00:13:23: Es gibt ja auch so so emotionale Faktoren.
00:13:25: Also dann gab es in malen Mütter nicht gekauft hat und Nike oder Adidas legen das heute wieder auf.
00:13:33: Und dann kann ich sagen, so jetzt ist es aber soweit, obwohl ich das gar nicht brauche.
00:13:37: Wie sehr spielt sowas bei ihren Kaufentscheidungen eine Rolle?
00:13:40: Leider sehr.
00:13:42: Also was heißt leider?
00:13:43: Ich werd mit den Jahren und ich glaube, das geht vielen Leuten so immer irgendwie nostalgischer.
00:13:48: Ich versuche so alte Zöpfe abzuschneiden und Dinge nicht per se gut zu finden, nur weil sie halt schon früher gab.
00:13:55: Und das war auch ein Grund, warum ich so lange gebraucht habe, um mit diesem Buch anzufangen, weil ich jahrelang dachte, das ist wirklich illegitime Kritik, die ich da übe.
00:14:06: Das ist geschmecklerisches Zeug, in dem ich sage, mir passt die Welt nicht, wie sie jetzt ist.
00:14:13: Und zwar ganz banale Sachen, mir passt meine neue Waschmaschine nicht und so.
00:14:18: Aber kann ich irgendwie sachlich begründen, warum die Dinge als ich zwanzig irgendwie besser gewesen sein müssen?
00:14:26: Das ist ja ganz offensichtlich ja Unsinn.
00:14:28: Also es kann ja nicht sein.
00:14:30: Weil die Tendenz ja immer die gleiche, das ist die ganze Geschichte der Kulturkritik und die ganze Geschichte der Konsumkritik sieht so aus, dass seit hundertfünfzig Jahren die Leute das gleiche schreiben, nämlich früher waren die Dinge besser, they don't make them this good anymore und so.
00:14:44: Und ich wollte nicht so ein Jammerbuch schreiben, weil ich ja eigentlich gerne gute Dinge kaufen möchte.
00:14:53: Ja, ich gehöre ja gar nicht zu den Minimalisten, die sagen ja möglichst wenig, möglichst gar nichts, sondern ich umgeben mich ja gerne mit schönen Dingen.
00:15:04: Umso frustrierter bin ich, wenn dies dann nicht sind, also wenn die hinter dem Anspruch zurückbleiben oder auf irgendeine Weise schlechter werden.
00:15:12: Und wenn man sich damit beschäftigt, dann... und versucht es ein bisschen zu objektivieren und wegzugehen von einfach nur, mir passt es jetzt nicht mehr, sorry, ich bin jetzt Mitte-Fürzig und das ist jetzt nicht mehr irgendwie meine Welt, dann muss man sich halt hinsetzen und Kriterien suchen.
00:15:29: Also dann muss man darüber nachdenken und zum Glück haben das viele Leute schon gemacht.
00:15:33: Was ist Fortschritt eigentlich?
00:15:35: Wie definiert man das?
00:15:37: Woran erkenne ich, dass ein Produkt jetzt besser ist als das vorige?
00:15:41: Woran erkennt man es denn zum Beispiel?
00:15:43: Also bei der Fortschrittsfrage, mit der ich mich in dem Buch auch beschäftige, geht es eigentlich darum, dass meine Generation in Westdeutschland groß geworden, sozialisiert in den, in den neunziger Jahren, späten achtzigeren, neunziger Jahren, mit dieser aus heutiger Sicht völlig irren optimistischen Vorstellungen groß geworden ist.
00:16:10: Jetzt wird alles besser.
00:16:12: Man hatte den Ostblock niedergerungen.
00:16:17: Es lebten so viele Menschen in Freiheit wie noch nie.
00:16:20: Und das wurde auch so ein bisschen verwechselt mit die Demokratie.
00:16:25: Also nicht nur die Demokratie hatte gewonnen, sondern auch der Kapitalismus oder die Freie Marktwirtschaft hatte gewonnen.
00:16:30: Und wenn man sich anschaut, die ersten, die erste Zeit nach dem Fall der Mauer, natürlich wollten die Leute, nicht nur ihre neue, neu gewonnene Freiheit genießen, sondern die wollten Produkte kaufen, wollten bestimmte Artikel kaufen.
00:16:49: Und unter diesem Eindruck entstand so diese irgendwie falsche, fantastische Vorstellung, dass mit dem technischen Fortschritt und einem wirtschaftlichen Fortschritt auch ein gesellschaftlicher Fortschritt einhergeht.
00:17:02: Wir werden ein besseres Leben haben, die Armut wird zurückgehen, Wir werden Krankheiten besiegen, die als unbesiegbar galten und wir werden Wohlstand in weiten Teilen der Welt sehen.
00:17:11: Und wenn man sich das anschaut, die Zeit von achtzehnundzwanzig bis neunzehnundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund.
00:17:26: Der Wohlstand in den kapitalistischen Ländern hat sich in der Breite extrem vergrößert.
00:17:32: Die Lebenserwartung hat sich extrem verlängert.
00:17:35: Die Lebensarbeitszeit ist extrem viel kleiner geworden.
00:17:39: Das sind alles unleugbare Fortschritte.
00:17:42: Und natürlich, wenn man das im Hinterkopf hat, erste, zweite, dritte, industrielle Revolution, man kann schon auf den Gedanken kommen, dass so technischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Fortschritt kann in Hand gehen.
00:17:53: Bis man dann sieht, dass es nicht so ist.
00:17:55: So, ja.
00:17:55: Und jetzt sehen wir überall ein erstarken, rechtspopulistischer, rechtsextremer, reaktionärer Kräfte, die in ein irgendwie als besser behauptetes Zurück wollen.
00:18:09: Und bei dem Fortschritts- und Innovationsbegriff oder auch bei dem Begriff des Progressiven, wenn man sich anschaut, wie sich Linke bewegt, oder man heute nennen, ja, den Progressiven im Gegensatz zu den Konservativen.
00:18:24: alle behaupten, für einen Fortschritt zu stehen.
00:18:28: Und man muss aber, wenn man über Fortschritt redet, sich darüber einig werden, was eigentlich wünschenswert ist.
00:18:39: Also wenn man, wenn keine Einigkeit darüber herrscht, was wünschenswert ist, dann kann man auch nicht sagen, was fortschrittlich ist oder was fortschritt ist.
00:18:46: Ja, wenn ein Mehr an Freiheit für eine Gesellschaft wünschenswert ist, dann ist eine freiere Gesellschaft eine fortschrittliche Gesellschaft.
00:18:55: Davon kann man je wahrscheinlich Mehrheiten kriegen, aber in anderen Ländern fänd ich nicht.
00:18:59: Ja, da ist Freiheit vielleicht nicht das Erste.
00:19:01: Und dann müsste man die Freiheit machen.
00:19:04: Es ist also ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess.
00:19:06: Wir müssen darüber reden, was wir eigentlich wollen und woran wir ein besseres Leben erkennen würden.
00:19:14: Und das Dumme bei dem technischen Fortschritt ist, dass es darüber gar keinen richtigen Diskurs gibt.
00:19:21: Was es gibt, ist die Verlautbarungen der Unternehmen, die das voran greifen, denn auch wenn viel Forschung an Unternehmen gemacht wird, die Instanzen, die diesen technischen Forderungen in die Welt bringen, sind ja meist Unternehmen.
00:19:34: Und dann gibt es dann Keynotes und Präsentationen und große Visionen für die Zukunft.
00:19:40: Jetzt ist das Thema KI seit ein paar Jahren so irgendwie die große.
00:19:44: Aber das ist mit niemandem abgesprochen.
00:19:47: Also, das ist nicht das Ergebnis eines irgendwie gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses, sondern das ist jetzt der heiße Scheiß, mit dem wir uns irgendwie befassen müssen.
00:19:58: Und der linke Autor, David F. Noble ist Historiker, amerikanische Historiker, hat in den achtziger Jahren schon dieses Problem beschrieben, dass er die Auslöschung der technischen Gegenwart nannte.
00:20:13: Der meinte damit, Wir betrachten quasi rückblickend den technischen Fortschritt und sind begeistert davon, was heute alles möglich ist, was vor hundert Jahren nicht ging.
00:20:22: Und wir gucken in die Zukunft, wie fantastisch noch alles sein könnte.
00:20:26: Ja, das berückte Zitat, man hatte uns wegen der Autos versprochen.
00:20:31: Und was haben wir bekommen?
00:20:32: Wir haben Waschmaschinen bekommen, die Schubatzforelle piepsen.
00:20:36: der Waschvorgang zu Ende ist.
00:20:39: Und immerhin.
00:20:41: Und darüber ist die technologische Gegenwart verloren gegangen.
00:20:45: Wenn jetzt jemand kommt, wie ich, der sagt, Moment mal, das Zeug, mit dem wir uns aktuell umgeben, ist gar nicht so toll.
00:20:52: Dann fühlen sich viele Leute gehört, weil offenbar das dann wohl doch nicht so deutlich gesagt wird.
00:21:03: Das Unternehmen sagt es natürlich nicht, weil es Produkte zu verkaufen hat.
00:21:07: Und viel auch, was so Technik-Journalismus angeht, ist im Wesentlichen so ein Horse Race hinterhergrenzen.
00:21:16: Wer hat die besseren technischen Daten?
00:21:17: Welche Kameraden mehr Megapixel?
00:21:21: Dann kommen sie irgendwann alle auf den Trichter und sagen, ja, aber die Megapixel sagen eigentlich gar nichts über die Qualität des Fotos aus.
00:21:27: Das habe ich jetzt auch schon tausendmal gelesen.
00:21:29: Nur damit dann im gleichen Atemzug Das nächste technische Spezifikum abgefeiert wird, nämlich das neue iPhone hat so und so viel Gigabyte mehr Rahmen.
00:21:42: Ich weiß nicht, wie lang es dauert, bis jemand sagt, das ist auch nicht per se eine Aussage darüber trifft, ob das ein gutes Gerät ist am Ende oder nicht.
00:21:49: Also lange Rede, kurzer Sinn.
00:21:52: Es fehlt so ein bisschen an... Warenkunde, diese altmodische Disziplin, die ich versuche, in dem Buch so ein bisschen zu rehabilitieren, weil da gab es ja Versuchen.
00:22:06: Es gab den deutschen Werkbund, eine Organisation aus Künstlern, Unternehmern, Gestalter, Autoren, die sich zum Ziel gesetzt hatten.
00:22:18: bessere Produkte in die Welt zu bringen.
00:22:21: Man war die Industrie daran beteiligt.
00:22:22: Man hat Ausstellungen veranstaltet, Risiken quasi volksfeste, an denen Produkte, aber auch die zum Architektur und die gute Gestaltung zum Beispiel in der Fabrik und so vorgestellt wurden.
00:22:35: Die Leute sind da hingegangen.
00:22:37: Mit dem Ersten Weltkrieg lag das dann in Trümmern und es gab dann noch mal so einen aufbäumenden Zusammenhang mit dem Bauhaus.
00:22:44: und mit so Erfindungen wie der Frankfurter Küche, also der ersten auf Effizienz getrimmten Einbauküche, wie wir sie heute kennen, wie sie heute eigentlich Standard ist.
00:22:55: Und das fand ich spannende Beispiele dafür für eine ernsthafte Auseinandersetzung damit, wie Produkte, wie Alltagswahn weiterentwickelt werden können.
00:23:07: die sich nicht einfach nur daran abarbeitet zu sagen, so das Neue hat, aber so und so viel Gigabyte mehr x, y oder z.
00:23:15: Es gibt ja online sehr viele Kritiker, sehr viele Tester, aber man vertraut dann jetzt, also zumindest noch Leute aus unserer Generation und auch die davor, der Stiftung Warentest.
00:23:26: Die wird bei ihnen auch erwähnt und das fand ich sehr interessant.
00:23:28: Also meine Mutter zum Beispiel ist eine gar nicht so unstolze Besitzerin einer Waschmaschine von Miele, die ist vierzig Jahre alt, die war noch kein einziges Mal kaputt.
00:23:37: und nun lese ich bei Ihnen, die Stiftung Warentest bewertet eine Waschmaschine, die vermutlich zehn Jahre halten wird, mit sehr gut.
00:23:45: Und ich lese, dass sich der Anteil der untersuchten Elektrogeräte, die schon in den ersten fünf Jahren den Geist aufgeben, zwischen dem Jahr und dem Jahr, mehr als verdoppelt hat.
00:23:55: Von drei Komma fünf Prozent auf acht Komma drei Prozent.
00:23:58: Wie kann es sein, dass die Anforderungen für die Bestnote da nicht höher sind?
00:24:04: Das ist eine sehr gute Frage.
00:24:05: Also ich habe, diese Studie ist vom Umweltbundesamt und die Zahlen über die zehn Jahre, die habe ich von der Stiftung Wahntest direkt.
00:24:17: Die muss es ein bisschen präzisieren, weil man bekommt nicht automatisch sehr gut, wenn die Waschmaschine zehn Jahre hält, aber man kann.
00:24:25: sehr gut bekommen.
00:24:26: Dann gibt es noch ein paar andere Kriterien.
00:24:28: Aber zehn Jahre ist quasi, wenn das erreicht ist und das simulieren die, mit denen die Maschine ein halbes Jahr lang quasi nonstop laufen lassen und das entspricht so und so viel Wäsche pro Woche.
00:24:39: und dann kommt man auf zehn Jahre und so weiter.
00:24:42: Und die Stoffung Wahntest hat auf meine Frage, warum eigentlich zehn Jahre?
00:24:47: Die haben das vor kurzem erhöht, es war vorher neun oder sie haben es von zehn auf elf erhöht, also um ein Jahr.
00:24:53: Warum nicht zwanzig?
00:24:54: Warum nicht vierzig?
00:24:56: Also es ist ja sehr kontingent, würde der Philosoph oder der Soziologen sagen.
00:25:00: Also ein bisschen willkürlich.
00:25:02: So, und die Stoffe im Wand, das hat aber zumindest einen guten Grund vorgebracht.
00:25:06: Nämlich, wir, also so ein Test aufzusetzen, diese Geräte einzukaufen, die dann zu testen, auszuwerten und so weiter.
00:25:16: Das dauert schon fast ein Jahr.
00:25:18: Ein halbes Jahr davon geht dafür drauf, dass die Maschine halt einfach läuft.
00:25:24: Und würde man die jetzt länger, also würde man zwanzig Jahre simulieren wollen, müsste man die Maschine ein ganzes Jahr lang laufen lassen.
00:25:32: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Maschine dann nicht mehr auf dem Markt ist, dieses Modell ist so hoch, dass der Test seine, also seine ganze Nützlichkeit verliert, wenn man das so machen würde.
00:25:43: Also das ist natürlich ein sehr... Also schwer von der Hand zu weisen, der Grund, jetzt kann man sich überlegen, könnte man das nicht anders testen, geht das nicht schneller, keine Ahnung.
00:25:52: Aber die zehn Jahre schienen mir also eine eigentlich unglückliche Festlegung, weil ich erinnere mich daran, dass es vor dreizig Jahren ungefähr hieß, eine gute Waschmaschine hält fünfzehn Jahre.
00:26:13: So, das war so der Mark Stein.
00:26:16: Und möglicherweise war das damals so und möglicherweise ist das vielleicht theoretisch heute auch noch so, bei Miele vielleicht eher als bei den billigeren Maschinen.
00:26:27: Aber man muss sich vor Augen halten, dass die Kriterien, die die Stiftung Wahntests zugrunde legt, kontingent sind, also die könnten auch anders sein.
00:26:36: Und da kommt am Ende so eine Schulnote raus und es hat so ein Absolutheiz und so ein Objektivitätsanspruch.
00:26:42: Aber wenn man sich genau anguckt, wie die Tests designt sind, muss man sagen, ich finde nicht, dass eine Maschine, bei der man zehn Jahre Arbeit zugestehen kann, bevor die kaputt geht, automatisch, also nicht automatisch, aber dass die noch sehr gut sein kann.
00:27:00: Das wäre mir eigentlich zu wenig.
00:27:02: So, jetzt kann ich mich natürlich hinstellen mit den armen Rudern und sagen, nein, es müssen zwanzig sein oder vierzig oder so.
00:27:08: Aber in Anbetracht der ganzen Debatten, die wir über Nachhaltigkeit haben und überwachsende Berge an Elektroschrock, müsste da nicht die Stiftung Wahntest voranschreiten und als unabhängige Stiftung sagen, wir ziehen die Daumenschrauben jetzt einfach jedes Jahr an.
00:27:31: Wir nehmen das nicht mehr hin.
00:27:34: Jetzt kann jetzt wüstere Spekulationen anstellen darüber, ob da irgendwelche Unternehmensvertreter sitzen, die sagen, nein bloß nicht, dann müssen wir die ganze Waschmaschine neu entwerfen und so.
00:27:46: Das weiß ich natürlich nicht, denkbar wäre es.
00:27:48: Ich möchte aber noch hinzufügen, dass die Waschmaschine deswegen ein super Beispiel für diese Frage, was Fortschritt ist, weil sie ja doch in den letzten zehn fünfzehn Jahren einige erhebliche Fortschritte gemacht hat.
00:28:05: Also aktuelle Waschmaschinen brauchen viel weniger Strom, viel weniger Wasser.
00:28:10: Ja, es dauert jetzt länger, dass der Preis für die Effizienz, für die Energieeffizienz, aber die Maschinen sind viel leiser als früher, viel leiser als früher.
00:28:21: Die Antriebstechnik ist anders, man braucht heute nicht mehr diese Übertragungsriemen, die früher hatten, die kaputt gehen konnten, die gemacht haben, dass diese Maschinen so schwer und so tief waren.
00:28:35: Ja, heute gewaschen Maschinen gehen genauso viel rein, aber die sind nicht mehr so groß, die sind nicht mehr so tief, die sind nicht mehr so schwer, der sich leichter transportieren, und trotzdem wandern die nicht.
00:28:44: Ja, die können ihre Unwucht besser kontrollieren.
00:28:47: Da sind jetzt Chips drin, die das Momentum der Trommel berücksichtigen, also die dreht sich ja weiter, weil da Wäsche drin ist, die dahin und her purzelt und die dann den Motor nicht anwerfen, weil die Maschine aus ihrer eigenen Unwucht noch hin und her rumpelt und so.
00:29:05: Also das sind sehr clevere Sachen passiert und die muss man halt auch würdigen.
00:29:09: In der Hinsicht würde ich sagen, wenn das Kriterium lautet ein fortschrittliches Gerät ist ein... energieeffizienteres Gerät.
00:29:17: und wer würde da widersprechen wollen, ernsthaft.
00:29:20: In der Hinsicht ist die besser geworden.
00:29:22: Warum man ihnen dann die schrecklichen Folientasten und Touchscreens und so spendieren musste, steht also auf einem anderen Blatt.
00:29:30: und dass niemand irgendwie achtundzwanzig Programme braucht, die also speziell Bedampfung für Sportbekleidung machen, was nicht gut funktioniert.
00:29:39: ist ein leider anderes Team.
00:29:41: Ich würde von hier aus gerne nochmal eine Abzweigung nehmen hin zur Konsumkritik.
00:29:47: Wer heute den Kapitalismus so ganz grundsätzlich kritisiert, der wird ja oft belächelt und als naiver Träume abgetan.
00:29:54: Wer aber individuellen Konsum kritisiert, indem er zum Beispiel andere wissen lässt, was von ihrer Ernährung oder dem nächsten Flug oder halt der alten Waschmaschine, die dreißig oder vierzig Jahre alt ist, zu halten ist, Der wird mal entnervt, aber auch mal verständnisvoll ernst genommen.
00:30:10: Warum ist das so?
00:30:11: Ich glaube, das ist ein bisschen eine Übersprungsreaktion.
00:30:14: Also die vielen Jahrzehnte Kapitalismuskritik oder Konsumkritik, das ist ja also erschreckend fruchtlos.
00:30:23: Also ein furchtbares Schaum.
00:30:26: Ich habe ja kein konsumkritisches Buch geschrieben, weil ich irgendwie den Konsum abschaffen möchte, sondern weil ich mit ... mit der Qualität des Konflikts nicht einverstanden bin.
00:30:38: Und die Überschwungshandlung oder Überschwungskreaktion sieht, glaube ich, so aus, dass man, wenn man das System schon nicht kaputt kritisieren kann, dann aber zumindest seinen Nebenmann, seinen Nachbarn und seine Kollegen, die kann man dann so ein bisschen hinschämen, dass sie halt mit dem Auto fahren und nicht mit der... mit der Straßenbahn oder viel drastischer, die welchen Kreuzfahrt machen, anstatt Wanderurlaub, weil der Wanderurlaub so gut ist, mal dahingestellt.
00:31:11: Also die Kritik des individuellen Konsums erfüllt ein paar Funktionen, die uns von diesen systemischen Problemen irgendwie weg bewegen.
00:31:20: Eine ist, das machen die Unternehmen ja gerne mit.
00:31:25: und die Politik übrigens auch.
00:31:27: Wenn man das systemische Problem quasi auf das Individuum abwälzen kann, dann stehen da Millionen Individuen zerknirrscht, beschämt und unzufrieden da und es ändert sich trotzdem nichts.
00:31:45: Insofern eine erfolgreiche Strategie, wenn das Ziel ist, weiterhin immer neue Waschmaschinen und Smartphones verkaufen zu wollen.
00:31:55: Aber keine gute Strategie, wenn man tatsächlich irgendwas verbessern will.
00:32:01: Also es gibt ja erfolgreiche Bemühungen, Unternehmen dazu zu kriegen, sich ein bisschen verantwortungsvoller zu verhalten, was die Produktion, die Herstellungsweise ihrer Produkte angeht.
00:32:17: Man kann, in Kalifornien zum Beispiel, ist es gemacht worden bei Batterien von E-Autos hat man einfach erzwungen, dass die zehn Jahre Garantie drauf geben müssen, die Hersteller.
00:32:29: Und diese Mechanik mit der Garantie oder mit der Gewährleistung, die ist eigentlich super.
00:32:35: Also, wenn ich etwas zu sagen hätte in der Politik, würde ich sagen, lasst uns in immer mehr Produktkategorien die Gewährleistungsfristen sukzessive immer weiter hoch drehen.
00:32:51: einfach um sicherzustellen, dass die Produkte so gebaut werden, dass sie länger halten.
00:32:56: Das ist aus Sicht des Konsumenten, glaube ich, wäre das eine gute Idee.
00:33:01: Was das volkswirtschaftlich macht, ist noch mal eine andere Frage.
00:33:07: Ich habe dazu nicht die Kompetenz auszurechnen, zu sagen, was dann eigentlich passiert.
00:33:14: Bricht uns dann irgendwie das Wirtschaftswachstum zusammen?
00:33:18: Oder passiert da was anderes.
00:33:20: Also eine denkbare, ich blätter in dem Buch keine großen Lösungsvorschläge auf.
00:33:27: Das ist nochmal ein anderes Thema.
00:33:29: Aber eine denkbare Situation wäre ja auch, um gleichzeitig dieses Problem irgendwie zu bewältigen, dass die Produkte nachhaltiger werden und verlässlicher werden.
00:33:44: Und aber dass es noch einen Incentive gibt für Unternehmen, diese Produkte herzustellen, dass man vielleicht ein bisschen arbeitet mit irgendwelchen Serviceverträgen oder Abos oder so was.
00:33:57: Das klingt jetzt erst mal unangenehm, wer will seine Backmaschine abonnieren oder so.
00:34:01: Aber wenn man es mal komplett durchrechnet, so was kostet denn ein Leben?
00:34:06: Wenn ich meine, alle Konsumentscheidungen, die ich so treffe, alle Ausgaben, die ich tätige in einem Leben, ich die mal alle zusammenrechne, Kann ich ja vielleicht einfach statt sechsmal eine Waschmaschine kaufen oder viermal eine Waschmaschine kaufen?
00:34:22: Vielleicht kann ich einfach einmal eine Waschmaschine kaufen und vielleicht sogar eine ähnliche Summe bezahlen.
00:34:30: im Ergebnis, aber der Hersteller sorgt dafür, dass diese Waschmaschine sechzig Jahre läuft.
00:34:37: Das klingt ein bisschen utopisch, aber diese Vorläufigkeit von den Produkten, ist ein Problem.
00:34:46: Ja, das ist ein Umweltproblem, ist ein Ressourcenproblem und ist ein Frustrationsproblem auf Seiten der Kundschaft.
00:34:55: Wenn ich einfach sagen könnte, das Waschmaschinenproblem wird jetzt ein für alle Mal gelöst.
00:35:02: Ich kaufe jetzt diese Maschine und dann habe ich, ich brauche dann nie wieder eine neue.
00:35:07: Ja, und wenn sie dann kaputt geht, dann tauschen sie sie aus, aber idealerweise müssten.
00:35:11: die Sohnzentri wird sein, dass es nicht nötig wird.
00:35:13: oder dass man sie so gut warten kann, dass man nicht alles neu kaufen muss.
00:35:18: Also das ganze Thema Wartungsfreundlichkeit, Offenheit für Reparaturen und so.
00:35:23: Ich streite das in dem Buch, weil das ein wichtiger Aspekt ist, in dem es vorangeht, aber sehr, sehr langsam vorangeht.
00:35:29: Und das muss für jede einzelne Produktkategorie, muss das erkämpft werden.
00:35:35: Und jetzt gibt es da so erste sehr zaghafte, sehr industriefreundliche Regelungen auf EU-Kommissionsebene.
00:35:42: Aber Wenn man sich anguckt, wie das anderswo ist, stellt man fest, das ist ein Problem, das Produktkategorie abhängig ist.
00:35:54: Also gibt es nur als mehrere Bundesländer, in denen Lobbygruppen dafür geworben haben, elektrische Rollstühle reparierbarer zu machen durch Gesetz.
00:36:06: Weil bei den elektrischen Rollstühlen so ein Produkt, da hat man nicht viel Wahl.
00:36:09: Den muss man haben, wenn man ihn hat, wenn man ihn auf ihn angewiesen ist.
00:36:13: Da gibt es fast keine Konkurrenz und die Hersteller nutzen das schamlos aus.
00:36:19: Und die sind irreparable und sind für teuer Geld neu gekauft.
00:36:22: Uns gibt es mehrere US-Bundesstaaten, in denen die Reparierbarkeit von elektrischen Rollstühlen gesetzlich geregelt ist.
00:36:31: Ja, soweit ist es gekommen.
00:36:33: Und jetzt ist eine Waschmaschine kein elektrischer Rollstuhl.
00:36:37: Aber das Ansinnen, dass man sinnlosen Konsum einschränken kann, ohne dass man sagt, wir schaffen jetzt einfach mal die Marktwirtschaft ab, glaube ich, ist nicht völlig falsch.
00:36:49: Und kann etwas damit zu tun haben, die Incentives zu ändern, Produkte zu bauen, die zu kurzlebig sind.
00:36:56: Sie
00:36:57: haben gerade gesagt, dass Sie keine Lösungsvorschläge in Ihrem Buch machen.
00:37:01: Was Sie aber schon tun ist, Sie sagen, bei uns gibt es vieles, das nicht gut funktioniert, woanders funktioniert es aber schon.
00:37:09: Also beispielsweise Fenster, die sich nach außen hin öffnen lassen in Skandinavien, so dass man beispielsweise, wenn man das Fenster öffnet, die Blumen nicht von der Fensterbank runternehmen muss.
00:37:19: Oder ich zitiere... Wer in Aachen wohnt, kauft in Belgien über jeden Zweifel erhabene Biere und in den Niederlanden gute
00:37:26: Erdnussbutter.".
00:37:28: Nun ist es so, wir kaufen tatsächlich auch immer, wenn wir in den Niederlanden sind, große Mengen Erdnussbutter.
00:37:33: Und wundern uns darüber, wie unbekannt die hier ist.
00:37:36: Denn im Grunde ist jeder, die man dort kauft, von egal welchem Hersteller, besser als jede, die man hier bekommt.
00:37:42: Und die Frage ist, wie kommt es, dass wir über dieses doch deutlich bessere Sortiment Dass es in unseren direkten Nachbarländern gibt, so wenig Wissen beziehungsweise, warum gibt es das alles nicht bei uns?
00:37:54: Ja,
00:37:54: das ist auch ein sehr, also auch sehr ambivalentes Thema, weil einerseits ist es unglaublich frustrierend.
00:38:01: Ja, man fährt nur über die Grenze nach Frankreich und schon ist ein Supermarkt ein Erweckungserlebnis.
00:38:06: Auf der anderen Seite ist das natürlich auch fantastisch, weil man sieht, es geht ja doch.
00:38:13: Es geht ja doch, ja.
00:38:15: Da gibt es natürlich viele so kulturbedingte Gründe, also was die Kundschaft in Frankreich einfach traditionell akzeptiert aus dem Supermarkt, ist was anderes als was in Deutschland akzeptiert.
00:38:26: Weshalb interessanterweise auch deutsche Hersteller wie die Großfleischerei Hertha in Frankreich, ich würde sagen, deutlich bessere Produkte anbietet als in Deutschland, das gleiche Unternehmen, weil es muss.
00:38:40: So, einerseits muss es das Regulatorischen drinnen.
00:38:43: Es gibt bestimmte Zusatzstoffe, die in Frankreich nicht erlaubt sind.
00:38:48: Und es gibt Dinge, die der französische Konsument nicht akzeptiert.
00:38:52: Und dann plötzlich schafft es härter Wurst, ohne in die Titpökelsaals herzustellen, was ja im Verdacht steht, gesundheitsschädlich zu sein.
00:39:01: In Frankreich wird das nicht hingenommen.
00:39:02: Und dann ist das einfach nicht drin.
00:39:04: Also es geht.
00:39:04: Es ist übrigens nicht schlechter das Produkt dadurch.
00:39:07: Und gibt es noch... Es gibt so viele andere Beispiele.
00:39:10: Was die Fenster angeht, da die Fenster sind ein sehr umstrittenes Thema, wie ich mittlerweile gemerkt habe durch Leser Feedback.
00:39:19: Ich liebe Fenster, die nach außen aufgehen.
00:39:22: Andere finden das also nicht so gut.
00:39:26: Es hat viele Vorteile.
00:39:28: Der Wind drückt die Fenster von außen in die Zargen.
00:39:30: Diese Fenster sind also per se dichter.
00:39:33: Man hat mehr Platz in und so weiter.
00:39:39: Wenn man Leute davon erzählt, die das nicht kennen und in Deutschland außer in ein paar Bereichen Norddeutschlands endet, dann ist die erste Reaktion nicht, das ist aber interessant oder wie schön, sondern das kann ja gar nicht funktionieren.
00:39:54: Ich habe so viele erboßte Mails bekommen von Leuten, die sagen, die kann man nicht reinigen.
00:40:01: Da fällt man aus dem Fenster, wenn man die reinigen muss und so weiter.
00:40:04: Dass man sich nicht vorstellen kann, dass ein Jahr jetzt nicht für seine dramatische Unterentwickeltheit bekanntes Land wie Dänemark.
00:40:13: Fenster anbietet, bei dem man beim Putzen nicht aus dem Fenster fällt.
00:40:16: Ich empfehle den Zuhörer, das Wort Putzbeschlag, zu googeln.
00:40:22: Da kommen viele gute Bilder, die sofort erklären, wie man diese Fenster ganz kurz kann.
00:40:26: Langer Rede kurzer sind.
00:40:27: Der Grund dafür hat ... auch was wieder mit regionaler Marktmacht von wenigen großen Herstellern zu tun.
00:40:36: Wenn Sie in den Supermarkt gehen, es gibt nicht mehr so viele verschiedene Supermärkte in Deutschland, auch wenn verschiedene Namen draufstehen.
00:40:44: Und in den Supermärkten gibt es auch nicht mehr so viele verschiedene Hersteller, auch wenn verschiedene Marken draufstehen.
00:40:51: Es sind ein paar große.
00:40:54: Und die verhandeln mit den Supermärkten darüber, was in den Supermärkten zu sehen ist, was angeboten wird.
00:41:01: Und das, was angeboten wird, das wird gekauft.
00:41:04: Es ist leider so, dass der Spruch aus dem Vertrieb lautet, Warendruck schafft abverkauf.
00:41:09: Was heißt, je mehr Waren da sind, je mehr gleiche Waren auch da sind, mehr wird davon verkauft.
00:41:16: Weil natürlich, der Konsument hat jetzt nicht bei jeder kleinen Konsumentscheidung den Nerv, tausend Sachen zu vergleichen.
00:41:23: Der ist gestresst.
00:41:24: Die Kinder müssen versorgt werden.
00:41:25: Man hat Arbeit, man ist müde.
00:41:27: Man will einfach nur irgendwie sein Kaffee und seine Wurst vielleicht kaufen.
00:41:32: Und dann greift man halt in den Supermarkt nach dem, was da halt ist.
00:41:37: Apropos Kaffee, das muss ich unbedingt fragen.
00:41:39: Sie wird man ein komplettes Kapitel der Kaffeemaschine EQ-IX von Siemens, die ich nicht kannte, bis dahin.
00:41:46: Und das ist alles irgendwie sehr witzig und sehr ernst.
00:41:50: Was fasziniert Sie an dieser Kaffeemaschine?
00:41:54: Eigentlich genau das.
00:41:55: Das ist eine sehr, sehr, eine sehr witzige Maschine, die sehr, sehr ernst genommen werden will.
00:42:01: Also für mich ist es quasi Das, was L'Oreo für den Humor geleistet hat, leistet die EQ-Ninhhundert Kaffeemaschine von Siemens für die Idee der Kaffeemaschine.
00:42:13: Es ist ein absolut irres Gerät.
00:42:15: Ich glaube, ich könnte ein ganzes Buch über diese Maschine schreiben.
00:42:18: Und die steht auch nur stellvertretend für eine ganze Reihe von Produkten, die so ähnlich sind wie diese Maschine.
00:42:24: Wir müssen den Hörern kurz empfehlen, das Ding gerade zu googeln, damit Sie ungefähr eine Vorstellung davon haben, wie es aussieht.
00:42:30: und jetzt wieder Sie.
00:42:34: Es sieht interessanterweise halt, wenn man die Augen ein bisschen zusammenkneift, kann man gar nicht genau sagen, was das eigentlich ist.
00:42:43: Also das könnte ein Luftbefeuchter sein, das könnte ein D-Drucker sein.
00:42:49: Das ist halt ein matt-silber glänzender Würfel, übrigens so wie das Buch auch, matt-silber glänzende Quade.
00:42:59: mit einem großen Display vorne drauf und ja unten drunter ist Platz, wo man eine Tasse hinstellen kann oder zwei Tassen und da läuft dann der Kaffee rein.
00:43:06: Das Ding will ganz offensichtlich lieber ein Smartphone sein oder ein iPad oder irgendwas, was gar keine Funktion erfüllt, sondern so ein abstraktes Artefakt ist, so ein bisschen wie dieser schwarze.
00:43:24: Quadra aus zwei Tausend Eins Odyssey im Weltraum, wo man auch nicht so genau weiß, was das Ding bedeutet.
00:43:31: Es stürkt seine Funktion nicht nach außen.
00:43:34: Es ist eigentlich ein Designobjekt.
00:43:37: Und es zitiert aber natürlich irgendwie auf so eine auf so eine missverstandene Weise sachliche Gestaltung Bauhaus, wenn man so will.
00:43:50: Es ist kantig.
00:43:51: Es ist cool.
00:43:52: Es sieht architektonisch aus, irgendwie.
00:43:58: Man könnte sich vorstellen, dass das Gebäude ist, wenn man das ganz groß macht.
00:44:02: Weil es ist irgendwie ein Umspannwerk, ein cool gestaltetes Umt oder ein Bürogebäude.
00:44:08: Also das Ding ist ganz weit weg davon zu zeigen, was es tut.
00:44:17: Es will etwas total Widersprüchliches sein.
00:44:19: Es ist ein Vollautomat.
00:44:21: Es ist ein Gerät, das dem Wesen nach alles alleine macht.
00:44:25: Stellt sich Kaffeetasse unten rein, du drückst den Knopf und der Kaffee kommt raus.
00:44:30: Es malt von alleine so.
00:44:31: Also was Vollautomaten seit Jahrzehnten tun.
00:44:34: Aber dieses Ding ist sich der Tatsache bewusst, dass es ja heute diese Barista Kultur gibt, wo man in ein teures Kaffee geht und dann ist da eine ausgebildete Person, die mit sehr vielen ernst, sehr ernsthaften Handgriffen Kaffee zum Beleid.
00:44:52: An drei oder vier verschiedenen Geräten, je nachdem welche Bohne und so.
00:44:57: Und dann kostet so eine Tasse auch von Euro oder so.
00:45:02: In Berlin gibt es Kaffees, wo zudem Kaffee dann so eine Art Visitenkarte gereicht wird.
00:45:08: Wo drauf steht, welche Sorte das ist, welche Aromen da jetzt drin sind.
00:45:13: Also wie Wein eigentlich.
00:45:15: Mit großer Ernsthaftigkeit.
00:45:16: Und ich spotte jetzt so ein bisschen, aber eigentlich respektiere ich das natürlich, weil das also eine handwerkliche Hätigkeit ist.
00:45:23: Und jeder, der sich in Kaffee reinschmecken möchte und da so verschiedene Techniken ausprobieren möchte, hat also meine vollste Zuneigung.
00:45:31: Und dieses Gerät versucht, aber ... ist ein voll Automat, der aber gleichzeitig erlaubt, dass man da alles einstellen kann.
00:45:43: Also das, was man von Hand macht, wenn man einen Kaffee in der Siebträgermaschine herstellt oder so, also das Abwiegen der Bohnen und das Denmalgrad einstellen und die Kontaktzeit mit dem Wasser und die Temperatur des Wassers.
00:45:56: Und da kann man sich ja viele Variablen.
00:45:59: Das kann man damit zu Schiebereglern auf dem Display einstellen, das heißt Barista Mode.
00:46:04: Und dann kann man sich ein bisschen fühlen wie so ein Barista, ohne sich aber die Fingerschmutzig machen zu müssen und sich mit möglicherweise explodierenden Siebträgern rumschlagen zu müssen.
00:46:16: Und das ist so, es gab von Alex Faker in den Anfang der Nullerjahre so ein paratistischen Romane, so in der Werbebranche spielt, wo er den Begriff der Paradiszenz geprägt hat, wo es darum ging, so Produkte, die so widersprüchliche Versprechen abgeben.
00:46:33: die aber deswegen erfolgreich sind, also zum Beispiel die gut geplante Abenteuerreise oder die entspannende schnelle Dusche zwischendurch mit diesem speziellen Duschgeland.
00:46:44: Also so wieder durch welche Produkte versprechen?
00:46:46: und das macht diese Maschine also virtuos.
00:46:50: Es ist ein Vollautomat für Leute, die alles selber machen wollen und ist richtig teuer, also kostet über zwei tausend Euro.
00:46:56: eine tolle Ausstattung.
00:46:58: Aber die erste Funktion und die eigentlich am besten zeigt, was ich mit der Verkrempelung meine ist, man kann diese Maschine mit dem Handy fernsteuern und Siemens schreibt auf seiner Webseite allen Ernstes, sie können die Kaffeemaschine vom Sofa bequem vom Sofa aus bedienen.
00:47:18: Dass man dafür vorher in die Küche gehen muss, eine Tasse aus dem Schrank holen und sie unter die Maschine stellen.
00:47:24: Und dann sich aufs Sofa setzen muss.
00:47:27: Und dann von dort als bequem seine Latte Macchiato zu ordern.
00:47:33: Um dann wieder aufzustehen und die Küche zu gehen.
00:47:35: Und die Kaffee, niemand kann mir sagen, dass das nicht in erster Linie ein Spielzeug ist.
00:47:40: Und ich würde gerne die Ehrlichkeit sehen, bei den Herstellern zu sagen, wir haben euch Männern ein Spielzeug gebaut für zweitausend Euro.
00:47:54: Ja, es ist eine Kaffeemaschine, aber es ist auch ein Spielzeug.
00:47:58: Ihr dürft damit spielen.
00:47:59: Wenn man sich die Amazon Reviews durchlässt, es sind fast nur Männer, also es sind so achtzig, neunzig Prozent Männer, die diese Reviews schreiben und die haben dann lauter Details an dieser Maschine auszusetzen.
00:48:08: Ja, die wollen noch mehr Softwarekontrollen haben, die wollen es noch einer einstellen können und noch mehr Fernsteuern und so.
00:48:14: Aber die sind zufrieden.
00:48:17: Die sind happy.
00:48:18: Die schreiben dann auch manchmal, ja, die App ist eine Spielerei und so, aber nie, die wollen damit rumspielen.
00:48:24: Und es ist okay, ihr wollt damit rumspielen, duet die Ernsthaftigkeit, mit der das von dem Hersteller aber geleugnet wird und die Sachen als High-Tech, Komfort, Fortschritt und so dargestellt werden, die ordensichtlicher Unsinn sind.
00:48:41: Aber vielleicht macht es ja ein bisschen Spaß, auf dem Handy zu drücken und dann rappelt das Ding in der Küche.
00:48:48: Vielleicht macht das ein bisschen Spaß.
00:48:50: Vielleicht könnte man dazu auch stehen, anstatt diese Fortschrittsbehauptung einfach hinzustellen, wo literally kein Fortschritt ist.
00:48:58: Damit wäre die Verkrempelung der Welt perfekt zusammengefasst.
00:49:01: Das Buch dazu ist bei Zurkab erschienen, hat hundert und achtzig Seiten und kostet zweiundzwanzig Euro.
00:49:07: Vielen Dank, Gabriel Johann.
00:49:09: Vielen Dank.
00:49:13: Weiterführende Hinweise finden Sie in den Show-Notes und auf FAZ.net slash Bücher-Podcast Bücher mit Ue.
00:49:21: Falls Sie Fragen haben, können Sie mir gerne schreiben.
00:49:22: Die E-Mail-Adresse lautet Bücher-Podcast et FAZ.de Bücher mit Ue.
00:49:28: Diese Episode wurde produziert von David Broglacher und in der kommenden Woche sprechen Maria Wiesner und Friedjof Küchenmann mit dem Autor Osan Zakaria Kaskinkölec über dessen Roman Hundesohn.
00:49:40: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
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